Deutsche Forscher wendeten eine Krebsimmuntherapie zur Behandlung der bisher unheilbaren Autoimmunkrankheit Lupus erythematodes an – und das mit Erfolg.
Ein Team von Wissenschaftlern in Deutschland hat fünf schwer an Lupus erkrankte Patienten mit einer CAR-T-Zell-Therapie erfolgreich behandelt. Die CAR-T-Zell-Therapie wurde bisher vor allem bei der Behandlung von Blutkrebs eingesetzt. Prof. Dimitrios Mougiakakos, Direktor der Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie Magdeburg, ist Teil dieser Expertengruppe. Die neuesten Behandlungsergebnisse wurden in dem Fachmagazin Nature Medicine veröffentlicht. Bereits Ende 2021 berichtete Prof. Mougiakakos als Erstautor im New England Journal of Medicine über eine junge Patientin mit Lupus, die weltweit erstmalig erfolgreich mit CAR-T-Zellen behandelt werden konnte.
Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet. Es werden Autoantikörper durch B-Zellen produziert, die gesundes Gewebe angreifen. SLE zeigt sich teilweise als schwere entzündliche Erkrankung und kann in manchen Fällen lebensbedrohliche Schäden an Herz, Lunge, Gehirn und Nieren verursachen. Etwa eine von 1.000 Personen ist betroffen, davon weit mehr Frauen als Männer.
Prof. Mougiakakos erklärt das Vorgehen der Wissenschaftler und die Behandlungsmethode der CAR-T-Zelltherapie: „Bei den beiden vorliegenden Arbeiten wurden den Patientinnen und einem Patienten ihre eigenen T-Zellen entnommen und genetisch zu chimären Antigenrezeptor-(CAR-)T-Zellen reprogrammiert, die bestimmte Merkmale auf B-Zellen erkennen und diese dann zerstören. Anschließend wurde dieses ‚lebende Medikament’ den Erkrankten als Infusion verabreicht. Ziel war es, auch die schädlichen B-Zellen zu eliminieren. Die klinischen Symptome und die Laborwerte der Patientin aus unserem Fallbericht von 2021 verbesserten sich rasch und eine weitere Behandlung für ihren SLE war nicht mehr notwendig.“ Und auch die jüngsten Ergebnisse der fünf Patienten in der Nature Medicine Arbeit bestätigten diese positiven Ergebnisse. Das klinische Bild verbesserte sich drastisch und zum Teil schwerwiegende Organschäden konnten behoben werden.
Prof. Mougiakakos spricht von einem möglichen immunologischen „Neustart“, der durch die CAR-T-Zelltherapie ausgelöst wird, da nach einer gewissen Zeit die B-Zellen zurückkehren, diese jedoch keine Autoantikörper produzieren und die Patienten damit krankheitsfrei bleiben.
Der Onkologe unterstreicht die Bedeutung der Ergebnisse: „Diese Arbeiten könnten der Auftakt für einen komplett neuen Ansatz zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen sein. Mehrere andere Autoimmunkrankheiten, die von B-Zellen mitverursacht werden, könnten auf eine solche Behandlung ansprechen. Es ist mir deshalb ein besonderes Anliegen, dass wir zusammen mit den Kollegen aus Halle (Saale) Sachsen-Anhalt zu einem Vorreiter für innovative Zelltherapien machen.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin Magdeburg. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text.
Bildquelle: Scott Webb, unsplash