Stark übergewichtige Personen können ihr Diabetesrisiko durch eine Gewichtsabnahme signifikant senken. Forscher untersuchten nun, welche Rolle dabei die Abnehmstrategie spielt und deckten auf, wer lieber keine Diäten machen sollte.
Das Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken, ist bei Personen mit Adipositas dreimal so hoch wie bei Normalgewichtigen. Eine Gewichtsreduktion ist so eine wirksame Strategie zur Vorbeugung und Bewältigung der Fettleibigkeit und ihrer Begleiterkrankungen. Der Zusammenhang zwischen einer langfristigen Abnahme und dem Diabetesrisiko wurde bislang jedoch wenig untersucht.
Ein Forscherteam wertete daher Daten von insgesamt 200.000 adipösen, übergewichtigen sowie normalgewichtigen Personen aus, die durch unterschiedliche Strategien mehr als 4 kg Gewicht abnahmen – und verglichen diese über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren miteinander. Zunächst teilten die Wissenschaftler die Probanden in sieben Kategorien ein, je nachdem welche Methode sie zur Gewichtsabnahme wählten: eine kalorienarme Diät, Sport, eine kalorienarme Diät mit Sport, Fasten, ein kommerzielles Abnehmprogramm, Diätpillen oder eine Kombination aus Fasten, einem kommerziellem Programm und Diätpillen.
Dabei wurde deutlich, dass diejenigen, die durch Sport und Bewegung abnahmen, besonders langfristig ihr Gewicht halten konnten und nach vier Jahren die geringste Gewichtzunahme zeigten. Die fettleibigen Personen wiesen nach vier Jahren fast 5 % weniger Körpergewicht im Gesamtdurchschnitt auf als zu Beginn der Studie. Bei den Übergewichtigen waren es im Schnitt immerhin 2,5 % Gewichtsverlust, bei den Normalgewichtigen lediglich 0,4 %.
Diejenigen, die bei der Abnahme auf Diätpillen setzten, kamen besonders schlecht weg: Personen mit Adipositas verloren durchschnittlich 0,3 % an Gewicht. Bei Über- und Normalgewichtigen kehrte sich der Effekt sogar um: Sie zeigten eine durchschnittliche Gewichtszunahme von 2 bzw. 3,7 %. Doch wie sah es mit dem Diabetesrisiko aus? Nach etwa 25 Jahren verringerte sich das Diabetesrisiko bei adipösen Personen um 21 % bei Abnahme durch sportliche Betätigung und um 13 % durch Einnahme der Diätpillen. Bei übergewichtigen Personen sahen die Forscher eine Verringerung des Typ-2-Diabetes-Risikos um 9 % bei sportlicher Betätigung.
Die weiteren Ergebnisse überraschten die Forscher dann besonders: Bei übergewichtigen Personen, die Diätpillen einnahmen, stellten sie eine Erhöhung des Diabetesrisikos um 42 % fest. Bei schlanken bzw. normalgewichtigen Personen stellte sich sogar jede Form der Abnahme als risikofördernd heraus: Bei sportlicher Abnahme erhöhte sich das Typ-2-Diabetes-Risiko um 9 %, bei einer Diätpilleneinnahme sogar um 54 %.
„Wir waren etwas überrascht, als wir zum ersten Mal den Zusammenhang zwischen Abnahmeversuchen und einer schnelleren Gewichtszunahme bzw. einem erhöhten Diabetesrisiko bei schlanken Personen feststellten“, sagt Studienautor Qi Sun. „Die gute Nachricht ist, dass Menschen mit Fettleibigkeit eindeutig davon profitieren, ein paar Pfunde zu verlieren und dass die gesundheitlichen Vorteile anhalten, selbst wenn der Gewichtsverlust nur vorübergehend ist.“ Diejenigen, die aus medizinischer Sicht keine Gewichtsabnahme benötigen, sollten aufgrund der negativen Folgen nicht versuchen, absichtlich Gewicht zu reduzieren, so Sun.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von PLOS Medicine. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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