Mit dem Deutschen-Diabetes-Risiko-Test® lässt sich das Risiko für Typ-2-Diabetes vorhersagen. Auf Basis aktueller Studiendaten wurde nun ein Update erstellt, was die Vorhersagezeit auf 10 Jahre erweitert.
Nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) leben in Deutschland über acht Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes. Die Dunkelziffer liegt bei mindestens zwei Millionen Betroffenen. Um Menschen mit einem hohen Erkrankungsrisiko frühzeitig identifizieren zu können, haben Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) bereits 2007 einen Test (Deutscher-Diabetes-Risiko-Test®, DRT) entwickelt, der außerhalb der klinischen Praxis anwendbar ist. Der DRT bietet Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren als Fragebogen oder Online-Test die Möglichkeit, zuhause nicht invasiv und kostenlos das individuelle Risiko zu ermitteln, innerhalb der nächsten fünf Jahre an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Die inzwischen verfügbare, längere Nachbeobachtungszeit der zugrunde liegenden EPIC-Potsdam-Studie hat nun die Überarbeitung des DRT zur Vorhersage des 10-Jahres-Risikos zugelassen. „Die Verlängerung des Vorhersagezeitraums ermöglicht eine noch langfristigere individuelle Vorhersage des Risikos für Typ-2-Diabetes“, sagt Dr. Catarina Schiborn, Erstautorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE. „So können Menschen mit einem erhöhten Risiko frühzeitig aufgeklärt und über Möglichkeiten der Risikosenkung und Lebensstiländerung informiert werden.“
Für die Weiterentwicklung des Vorhersagemodells haben die Wissenschaftler auf die Gesundheits- und Lebensstildaten von rund 25.000 Teilnehmern der EPIC-Potsdam-Studie zurückgegriffen. In die statistischen Modellierungen flossen Parameter ein, die für die Vorhersage von Typ-2-Diabetes relevant sind. Dazu zählen unveränderbare Faktoren, wie Alter, Geschlecht und das Auftreten von Typ-2-Diabetes in der Familie sowie veränderbare Faktoren, wie Taillenumfang, Rauchverhalten, Bluthochdruck und körperliche Aktivität. Außerdem berücksichtigt das Modell Ernährungsgewohnheiten, wie beispielsweise den Verzehr von Vollkornprodukten und rotem Fleisch.
Unter den Teilnehmern der Studie wurde bei 1.367 Personen innerhalb von zehn Jahren nach der Erstuntersuchung ein Typ-2-Diabetes festgestellt. Bei einem Großteil der Betroffenen lag der 10-Jahres-DRT mit seiner Vorhersage richtig. „In EPIC-Potsdam hat der Test mit einer Wahrscheinlichkeit von 83,4 Prozent zukünftig Erkrankenden ein höheres Risiko vorhergesagt als zukünftig nicht Erkrankenden“, erklärt Schiborn. Die sehr gute Vorhersagegüte konnte in zwei unabhängigen Stichproben – der populationsbasierten Beobachtungsstudie EPIC-Heidelberg und in einer für Deutschland repräsentativen Stichprobe, der BGS98-Kohorte – bestätigt werden. „Damit wurde die Aussagekraft des Tests für die deutsche Bevölkerung untermauert“, sagt Schiborn.
Die Erweiterung der Risikovorhersage auf zehn Jahre ermöglicht die Aktualisierung der bisherigen DRT-Versionen: den Online-Test, den Fragebogen-Selbsttest und den Patientenfragebogen für ärztliches Fachpersonal, in dem das Diabetes-Risiko zusammen mit dem Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c-Wert) präzisiert werden kann.
„Der 10-Jahres-DRT bietet ein breites Anwendungsspektrum und kann sowohl im klinischen Alltag bei Vorsorgeuntersuchungen zum Einsatz kommen, als auch zuhause, wenn klinische Parameter nicht verfügbar sind“, sagt Prof. Matthias Schulze, Leiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE. Darüber hinaus kann der aktualisierte DRT, wie schon sein Vorgänger, bei Aufklärungskampagnen und populationsweiten Screeningverfahren genutzt werden.
Der inhaltlich und technisch aktualisierte Online-DRT ist hier verfügbar und beinhaltet eine Besonderheit: Nutzer haben die Möglichkeit, sowohl ihr individuelles 10-Jahres-Risiko für Typ-2-Diabetes als auch für Schlaganfall und Herzinfarkt zu bestimmen. Die Risiken können einzeln oder auch parallel berechnet werden, da beide Tests gemeinsame Vorhersageparameter enthalten.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke. Die neue Version des Online-Tests haben wir euch im Text verlinkt.
Bildquelle: Robert Anderson, Unsplash