Das B-natriuretische Peptid, auch BNP, ist DER diagnostische kardiale Marker der Herzinsuffizienz. Wissenschaftler schlagen nun den löslichen Urokinase-Plasminogen-Aktivator-Rezeptor als ergänzenden Marker vor. Hat das Hand und Fuß?
Seit Jahren haben sich Kardiologen auf das Hormon BNP als Goldstandard konzentriert, um festzustellen, ob bei Patienten mit Herzinsuffizienz ein erhöhtes Risiko für schwere Erkrankung oder Tod besteht. BNP wird ausgeschüttet, wenn sich das Herzmuskelgewebe aufgrund von Druck dehnt. Während das B-natriuretische Peptid (BNP) ein „nachgeschalteter“ Indikator für Herzinsuffizienz ist, haben Forscher nach Biomarkern gesucht, die sich auf die Ursachen der Herzinsuffizienz konzentrieren, z. B. Herzmuskelverletzungen oder Entzündungen.
Eine neue Studie von Michigan Medicine und dem Emory Clinical Cardiovascular Research Institute zeigt, dass die Werte des löslichen Urokinase-Plasminogen-Aktivator-Rezeptors (suPAR) – eines Immunproteins, von dem bekannt ist, dass es eine Rolle bei Nierenerkrankungen spielt – bei Patienten mit Herzinsuffizienz hoch sind und sowohl Herzinsuffizienz, als auch Tod vorhersagen. Wenn suPAR mit BNP kombiniert wird, wird die Fähigkeit zur Vorhersage solcher Risiken sogar noch verstärkt. Die Ergebnisse werden im Journal of Cardiac Failure veröffentlicht.
„Es wurden bereits mehrere Marker für Herzinsuffizienz und die damit einher gehenden negativen Folgen untersucht, aber nur wenige haben gezeigt, dass sie zu BNP additiv sind oder manchmal sogar besser als BNP, was wir hier festgestellt haben“, sagt Dr. Salim Hayek, Assistenzprofessor für Innere Medizin und medizinischer Leiter der Kliniken des Frankel Cardiovascular Center der University of Michigan Health. „BNP ist ein Marker, der je nach Hydratationsstatus des Patienten stark schwankt. Ein stabilerer Marker wie suPAR, der mit der Pathophysiologie der Herzinsuffizienz zusammenhängt, könnte bei der Identifizierung von Patienten mit einem höheren Langzeitrisiko für das Fortschreiten der Krankheit oder den Tod nützlicher sein.“
Das Forscherteam nutzte die kardiovaskuläre Biobank von Emory, um sowohl den suPAR- als auch den BNP-Plasmaspiegel bei mehr als 3.400 Teilnehmern zu messen, die sich einer Herzbildgebung unterzogen hatten, und verfolgte sie mehr als sechs Jahre lang.
Die Ergebnisse zeigen, dass die suPAR-Spiegel bei Patienten mit Herzinsuffizienz in den verschiedenen Untergruppen um 17 % höher waren, als bei Patienten ohne Herzinsuffizienz – einschließlich Patienten mit ischämischer oder nicht-ischämischer Kardiomyopathie. Die Werte des Proteins waren mit einem mehr als doppelt so hohem Risiko für Todesfälle insgesamt, für kardiovaskuläre Todesfälle und für Krankenhausaufenthalte wegen Herzinsuffizienz verbunden. Wurde bei Patienten ohne Herzinsuffizienz ein erhöhter suPAR-Wert festgestellt, so war die Wahrscheinlichkeit, dass sie an Herzinsuffizienz erkrankten, mehr als 3,5-mal höher.
„Wir sehen, dass suPAR bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine wichtige Rolle als Marker für die Aktivierung des Immunsystems spielt, was wahrscheinlich einen vorgelagerten Stress- und Entzündungsprozess widerspiegelt, der zu einer Herzinsuffizienz führen kann“, sagte Hayek, der auch Assistenzprofessor für Herz-Kreislauf- und Innere Medizin an der U-M Medical School ist.
„SuPAR ist auch dafür bekannt, dass es Nierenerkrankungen verursacht – eine wichtige Komponente der Pathophysiologie der Herzinsuffizienz. Dies könnte erklären, warum die SuPAR-Werte eine starke Vorhersagekraft für die langfristigen Ergebnisse bei diesen Patienten haben. Es gibt immer mehr Forschungsergebnisse, die einen Zusammenhang zwischen suPAR und einer Reihe von Erkrankungen herstellen, von der koronaren Herzkrankheit über Krebs bis hin zu Nierenfunktionsstörungen. Der gemeinsame Krankheitsweg bei diesen Erkrankungen ist eine anhaltende Aktivierung des Immunsystems, die sich in hohen suPAR-Werten widerspiegelt“, sagt Hayek, dessen Forschung sich auf das Verständnis des Zusammenhangs zwischen Entzündungen, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen konzentriert.
„In der Praxis könnte suPAR zu den Biomarkern gehören, die wir messen, um eine Strategie zur Personalisierung der Pflege für einzelne Patienten zu entwickeln“, so der Erstautor und Arzt Arshed Ali Quyyumi, Professor für Medizin in der Abteilung für Kardiologie an der Emory University School of Medicine. „Wir könnten damit zum Beispiel zwischen Patienten mit niedrigem und hohem Risiko für eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz unterscheiden. Dann könnten wir die Ressourcen nach der Entlassung besser denjenigen zuweisen, die ein höheres Risiko haben, was die Kostenbelastung durch die Behandlung der Krankheit verringern würde. Es gibt viele potenzielle Möglichkeiten, suPAR zur Verbesserung der Versorgung einzusetzen.“
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der University of Michigan. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Robina Weermeijer, unsplash