Der tägliche Konsum von 50 g Rapsöl verbesserte in einer Pilotstudie im Vergleich zu Olivenöl den Cholesterinspiegel sowie die Leberwerte Übergewichtiger. Hinweise deuten zudem an, dass Rapsöl langfristig Entzündungsreaktionen entgegenwirkt.
Das Wissenschaftlerteam um die Mediziner Michael Kruse und Andreas F. H. Pfeiffer vom Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) veröffentlichte seine Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Molecular Nutrition and Food Research. An der Pilotstudie waren auch Forscher der Universität Hamburg sowie der Friedrich-Schiller-Universität Jena beteiligt. Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin, dass Übergewicht (Adipositas) mit chronischen Entzündungen einhergeht, die das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen. Ebenso leiden übergewichtige Menschen häufig unter Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und einer Leberverfettung, die zum Beispiel einem Typ-2-Diabetes oder einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung vorangehen. Verschiedene Studien lassen dabei annehmen, dass ein hoher Verzehr von Olivenöl, wie er im Rahmen einer mediterranen Ernährung üblich ist, diesen Krankheiten vorbeugen kann.
„Da Nordeuropäer Olivenöl nicht in dem hohen Maße verwenden wie Südeuropäer, wollten wir untersuchen, ob sich heimisches Rapsöl als Alternative anbietet, da es besonders reich an einfach- aber auch mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist. Bisher fehlen Ernährungsstudien, welche die Wirkung beider Öle direkt miteinander vergleichen“, sagt Erstautor Michael Kruse. An der Pilotstudie nahmen 18 übergewichtige Männer im Alter zwischen 39 und 63 Jahren teil, welche die Mediziner nach dem Zufallsprinzip in zwei gleichgroße Gruppen aufteilten. Die Studienteilnehmer erhielten für vier Wochen zu einer ausgewogenen Kost entweder täglich 50 g raffiniertes Rapsöl oder kaltgepresstes Olivenöl (extra vergine), wobei beide Öle in etwa den gleichen Gehalt an Vitamin E und Polyphenolen aufwiesen. Die Teilnehmer sollten die Öle zum Beispiel in Form von Salatsaucen oder Pesto verzehren.
Nach der vierwöchigen Diätphase hatten die Teilnehmer wie beabsichtigt weder ab- noch zugenommen. Im Vergleich zur Olivenölgruppe senkte sich der LDL-Cholesterinspiegel der Männer, die Rapsöl verzehrten, um etwa 0,45 mmol/L. Ebenso verbesserten sich ihre Leberwerte. Zum Beispiel verminderte sich der Wert für das Enzym Aspartat-Aminotransferase um 18 Prozent. Im Nüchternzustand produzierte das Unterhautfettgewebe dieser Männer zudem deutlich weniger entzündungsförderndes Interleukin-6, wobei allerdings der Verzehr einer Testmahlzeit vorübergehend die Synthese dieses Botenstoffs stimulierte. „Dauerhaft erhöhte Interleukin-6-Spiegel, die oft bei Übergewicht zu beobachten sind, stehen im Verdacht, eine Insulinunempfindlichkeit der Körperzellen und Typ-2-Diabetes zu fördern“, erklärt Kruse. „Deshalb ist es gut, wenn das Fettgewebe nach der vierwöchigen Diätphase deutlich weniger dieses Botenstoffs synthetisierte als vorher.“
„Aus anderen Studien wissen wir zudem, dass durch Muskelaktivität, zum Beispiel durch Sport, der Interleukin-6-Spiegel im Blut vorübergehend bis um das 100-fache ansteigen kann. Gleichzeitig ist bekannt, dass körperliche Aktivität Stoffwechselkrankheiten vorbeugt. Daher vermuten wir, dass der von uns beobachtete akute, aber kurzzeitige Anstieg der Interleukin-6-Synthese eher eine positive, hormetische Wirkung hat“, so Pfeiffer, der die Abteilung Klinische Ernährung am DIfE leitet. „Zusammenfassend weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass der tägliche Verzehr von 50 g Rapsöl dazu beitragen kann, bei übergewichtigen Männern die Leber- und Cholesterinwerte zu verbessern. Weitere Studien mit weitaus größeren Probandenzahlen sind jedoch notwendig, um die von uns beobachteten Effekte genauer zu untersuchen.“ Originalpublikation: Dietary rapeseed/canola oil supplementation reduces serum lipids and liver enzymes and alters postprandial inflammatory responses in adipose tissue compared to olive oil supplementation in obese men Michael Kruse et al.; Molecular Nutrition & Food Research, doi: 10.1002/mnfr.201400446; 2014