Schlaganfall-Patienten, die auf einer Spezialstation behandelt werden, haben dort bessere Überlebenschancen als auf einer Normalstation. Doch viele alte Patienten werden gar nicht erst dorthin gebracht.
Mit zunehmender Lebenserwartung steigt auch das Schlaganfall-Risiko – besonders bei Hochbetagten, die danach vergleichsweise schlechte Prognosen haben. Studien belegen, dass die Behandlung von Schlaganfall-Patienten in Spezialabteilungen – den sogenannten Stroke Units – deren Überlebenschance signifikant verbessert. Doch Ü-90-Patienten werden viel seltener in spezialisierte Schlaganfallstationen eingeliefert als Jüngere, wie eine Studie nun zeigt.
„Einige Ärzte scheinen nicht davon überzeugt, dass ältere Menschen ähnlich große Vorteile aus einer spezialisierten Behandlung ziehen wie Jüngere“, erklärt Gesundheitswissenschaftler Max Geraedts, der durch eine Analyse von Krankenkassendaten belegte, dass weniger als 50 % der Patienten in der Stroke-Unit über 90 Jahre alt sind. Und das, obwohl ein Großteil der Schlaganfall-Patienten sich in dieser Altersklasse befinden.
Geraedts und sein Team wollten daraufhin herausfinden, ob ältere Patienten ebenso von einer Stroke-Unit-Behandlung profitieren würden. Um die bisher dünne Studienlage zu diesem Thema zu verbessern, analysierte er dazu Daten von 29.000 Patienten, die erstmalig als Notfälle mit einem Schlaganfall in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. Der Wissenschaftler und sein Team verglichen das Sterblichkeitsrisiko nach einigen Tagen sowie nach mehreren Jahren.
Das Ergebnis: Im ersten Jahr nach dem Schlaganfall starben etwa 62 % der Hochbetagten ohne Behandlung in einer Stroke Unit, aber nur 57 %, die in einer Spezialabteilung behandelt wurden. Das Sterberisiko wurde durch die Spezialbehandlung also erheblich reduziert. Doch warum ist der Anteil der älteren Patienten, die in Spezialabteilungen behandelt werden, so niedrig? Die Autoren bieten verschiedene Erklärungen an: „Einerseits kann der Befund darauf zurückzuführen sein, dass bei Älteren zunehmend Patientenverfügungen vorliegen und die Menschen eine palliative Behandlung bevorzugen; andererseits könnten die Ergebnisse auf eine unbewusste Altersdiskriminierung hinweisen“, legt Geraedts dar.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Philipps-Universität Marburg. Hier gehts zur Originalpublikation.Bildquelle: micheile dot com, unsplash.