Bei Mäusen führt intermittierendes Fasten zur stärkeren Expression verschiedener Wachstumsfaktoren, die sich positiv auf Gedächtnisleistung und entzündungshemmende Prozesse auswirken. Ob die Erkenntnis auch für Menschen gilt, ist damit noch nicht bewiesen.
Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler zu ergründen, welchen Effekt Intervallfasten auf unseren Körper hat. Sie wurden vor allem im Tierexperiment fündig. Entsprechende Programme verlängerten das Leben, verlangsamten das Tumorwachstum, hatten kardioprotektive Effekte, verringerten das Diabetesrisiko oder wirkten einer Fettleber entgegen. Alle Untersuchungen beeindrucken, haben aber eine zentrale Schwäche. Ob Erkenntnisse aus Mäusen auch für Menschen gelten, lässt sich derzeit nicht sagen. Das gilt auch für zwei kürzlich veröffentlichte Studien.
Mark P. Mattson vom National Institute on Aging in Baltimore berichtet im Interview mit der britischen Daily Mail von neuen Forschungsergebnissen. Er unterzog Mäuse einem klassischen Intervallfasten mit täglichem Wechsel zwischen Futter und Nahrungskarenz. Bei Verhaltenstests waren die Tiere aufmerksamer und lernten besser. Gleichzeitig stieg der BDNF-Spiegel um 50 Prozent. Bei diesem sogenannten Brain-derived neurotrophic factor handelt es sich um ein Protein, das Wachstum und Weiterentwicklung neuer Nervenzellen, neuronalen Bahnen und Synapsen stimuliert. Wie es zu dem Effekt kommt, erklärt Mattson über den Stoffwechsel. Nach zehn bis 14 Stunden des Hungerns greift der Körper auf seine Fettreserven zurück. Früher oder später häufen sich Ketonkörper im Blut an. „Ketone wirken direkt auf die Nervenzellen und stimulieren die Produktion von BDNF – einem Schlüsselprotein für das Wachstum von Neuronen – und können helfen, Kognition, Lernen und Gedächtnisaufbau zu optimieren“, sagt Mattson. Der Forscher vermutet, dass beliebte Programme wie die „5:2-Fastenkur“ ähnlich wünschenswerte Effekte zeigen sollten. Hier isst man fünf Tage, um danach zwei Tage zu fasten.
Einen anderen Aspekt des Intervallfastens untersuchte Kyoung-Han Kim von der University of Ottawa. Über 16 Wochen hinweg erhielten Mäuse jeden dritten Tag nichts zu essen. Ihre Kalorienaufnahme wurde sonst nicht angepasst. Vier Monate später wogen die Mäuse in der Fastengruppe weniger als die in der Kontrollgruppe mit täglicher Fütterung. Intermittierendes Fasten half den Nagern, ihren Stoffwechsel anzukurbeln und Fett zu verbrennen, indem Körperwärme erzeugt wurde. Durch das Fasten produzierten Adipozyten mehr Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF). Dieser Faktor aktiviert Kim zufolge entzündungshemmende Makrophagen. Nahmen die Tiere wieder ohne Unterbrechung Nahrung zu sich, normalisierte sich auch der VEGF-Spiegel. Bleibt abzuwarten, ob man im Zuge künftiger Studien am Menschen zu ähnlichen Ergebnissen kommen wird.