Pfizer verkündet einen Durchbruch bei der Entwicklung eines RSV-Impfstoffs. Die Impfung Schwangerer soll schwere Infektionen bei Säuglingen zu fast 82 % verhindern können.
Die Impfung von Schwangeren mit einem neuen Impfstoff gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) konnte schwere Infektionen bei Säuglingen in den ersten 90 Lebenstagen zu fast 82 % verhindern. Das verkündete Pharmahersteller Pfizer diese Woche in einer Pressemitteilung. Im Alter von sechs Monaten erwies sich der Impfstoff demnach immer noch zu 69 % wirksam gegen schwere Erkrankungen. Bislang sind monoklonale Antikörper die einzige Möglichkeit zur Prävention, einen Impfstoff gegen RSV gibt es noch nicht.
RSV verursacht saisonale Epidemien und ist die häufigste Ursache von Atemwegsinfektionen im Kindesalter. Bei Säuglingen kann RSV zu Bronchiolitis und Pneumonie führen. Die Infektion mit dem Virus ist eine der Hauptursachen für Krankenhausaufenthalte bei allen Kleinkindern.
In der Phase-III-Studie haben laut dem US-Unternehmen rund 7.400 werdende Mütter in 18 Ländern teilgenommen. Sie erhielten im späten zweiten bis dritten Trimester eine Einzeldosis von 120 µg des Vakzins namens RSVpreF. Anzeichen für Sicherheitsprobleme bei Müttern oder Säuglingen gab es nicht. Die FDA soll nun eine mögliche Zulassung des Impfstoffs prüfen.
Frühere RSV-Impfstoffe hatten ihren Ansatzpunkt am sogenannten Postfusions-F-Protein. In dem neuen Vakzin wird das Fusionsprotein von RSV hingegen in der Präfusionskonformation verwendet. „Mittlerweile wissen wir, dass das Verbleiben der apikalen Epitope im Präfusionszustand der Schlüssel zur Immunogenität ist – Präfusions-F-gerichtete Gedächtnis-B-Zellen natürlich RSV-infizierter Erwachsener produzieren potentere neutralisierende Antikörper“, erklärt Prof. Dr. Markus Rose, Ärztlicher Leiter des Bereichs Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und cystische Fibrose, Olgahospital, Klinikum Stuttgart. Der bivalente Impfstoffkandidat setzt sich aus gleichen Mengen rekombinanter RSV-Präfusionsproteine der RSV-Untergruppen A und B zusammen.
„Ich finde, die Daten sind durchaus interessant“, kommentiert Prof. em. Thomas Mertens, ehemaliger Ärztlicher Direktor des Instituts für Virologie, Universitätsklinikum Ulm, und Vorsitzender der STIKO. „Eine endgültige Bewertung ist aufgrund der Pressemitteilung nicht möglich, dazu braucht man die Originaldaten.“ Das Konzept der Verwendung des Fusionsproteins von RSV in der Präfusionskonformation sei sehr einleuchtend, so Mertens.
„Das Thema ist insofern hochaktuell, als dass durch die Pandemie-bedingten Maßnahmen (Gesichtsmasken, intensivierte Desinfektion) auch die ,normalen‘ RSV-Infektionen gesunder Erwachsener, die meist wie eine leichte Erkältung verlaufen, verhindert wurden und die Mütter weniger RSV-Abwehrkräfte auf ihre Kinder übertragen konnten“, meint Prof. Rose.
Demnächst steht zudem ein weiterer Antikörper zur Verfügung: Diese Woche erfolgte die EU-Zulassung für Nirsevimab (Beyfortus®), ein neuer monoklonaler Antikörper, der gegen RSV eingesetzt werden kann. Er wird von den Unternehmen Sanofi und Astrazeneca vertrieben.
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