In Sachen Therapie der akuten Lungenembolie stehen sich Lyse und Ektomie des Thrombus gegenüber. Aktuelle Studien zeigen: Ein Verfahren scheint die Nase vorn zu haben.
Eine Lungenembolie entsteht, wenn ein Thrombus ein Blutgefäß in der Lunge verschließt. Ursache ist oft ein Blutgerinnsel, das sich von einer Thrombose der Bein- oder Beckenvenen gelöst hat und in die Lunge geschwemmt wird. Eine Lungenembolie ist ein Notfall. Je nach Ausmaß der Embolie kann sie zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand und sogar zum Tod führen.
Bei schweren Formen der Lungenembolie wird therapeutisch oft eine systemische Lysetherapie durchgeführt. Hierbei erhöht sich allerdings das Blutungsrisiko. Die PEITHO-Studie konnte beispielsweise zeigen, dass sich intrakranielle Blutungen durch die Verabreichung von Tenecteplase von 0,2 % auf 2 % erhöhten.
Eine weitere Option in der Behandlung einer fulminanten Lungenembolie besteht in der mechanischen Thrombektomie. Hierbei wird mithilfe spezieller Katheter der Thrombus abgesaugt und nach außen transportiert. Eine solche Therapie kann erwogen werden, wenn Kontraindikationen gegen eine systemische oder kathetergestützte Lysetherapie bestehen oder eine Notfallsituation besteht. Noch ist die Datenlage bezüglich dieser Methode relativ dünn.
Die Ergebnisse der bislang größten prospektiven Studie zur mechanischen Thrombektomie bei einer akuten Lungenembolie liefern vielversprechende Ergebnisse und belegen die Sicherheit dieser interventionellen Methode, mit der eine rasche Reduktion der Rechtsherzbelastung zu erreichen ist. Die Studie beruht auf den Daten von 800 US-Patienten aus dem internationalen FLASH-Register. FLASH ist ein prospektives, multizentrisches, einarmiges Register zur Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit des FlowTriever-Systems (Inari Medical) zur Behandlung einer Lungenembolie über einen Zeitraum von sechs Monaten, wobei die Entscheidung zur Intervention im Ermessen des behandelnden Arztes oder des lokalen Behandlungsteams liegt.
Zwischen Dezember 2018 und Dezember 2021 wurde an 50 Zentren in den USA eine Thrombektomie-Prozedur mit dem FlowTriever-System durchgeführt. Bei 76,7 % der Teilnehmer wurde das Risiko als intermediär–hoch und bei 7,9 % als hoch eingeschätzt. Bei 32,1 % bestanden Kontraindikationen für eine Thrombolyse. Der primäre Sicherheitsendpunkt der Studie war eine Kombination aus dem gerätbezogenen Tod, schweren Blutungen innerhalb von 48 Stunden nach der Intervention und intraprozeduralen Komplikationen. Während der Studie traten keine device-bezogenen Todesfälle auf. Allerdings berichten Toma et al. über 14 Blutungsereignisse (1,4 %) und drei intraprozedurale Komplikationen (0,4 %). Die Rate für die Gesamtmortalität betrug nach 48 Stunden 0,3 % und nach 30 Tagen 0,8 %.
Eine verbesserte Hämodynamik war nach der Thrombektomie praktisch sofort messbar. Die Messwerte waren signifikant. Der mittlere pulmonalarterielle Druck sank rasch um relative 23 % von 32,6 mmHg auf 24,9 mmHg (p < 0,0001). Der Herzindex als Maß für das Herzzeitvolumen in Relation zur Körperoberfläche erhöhte sich um relative 18,9 % von 1,64 l/min/m2 auf 1,93 l/min/m2 (p < 0,0001). Die echokardiografisch gemessene RV/LV-Ratio als Maß für die rechtsventrikuläre Dysfunktion nahm innerhalb von 48 Stunden von 1,23 auf 0,98 ab (p < 0,0001).
Eine deutliche Verbesserung ergab sich auch hinsichtlich der Dyspnoe und der Lebensqualität nach der Thrombektomie. In insgesamt 6,2 % der Fälle war innerhalb von 30 Tagen nach der Prozedur eine erneute stationäre Aufnahme notwendig. Die Rate an Rehospitalisationen mit Bezug zur Lungenembolie-Therapie betrug dabei 1,4 %. Eine chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie wurde nach sechs Monaten in 1,2 % der Fälle (bei 6 von 490 Patienten) diagnostiziert.
Auch wenn die Ergebnisse der Studie die Sicherheit und Effizienz der Thrombektomie mittels FlowTriever-System belegen konnten, bleiben die Ergebnisse aktuell laufender Studien abzuwarten. Die PEERLESS-Studie ist im Februar 2022 gestartet. Es handelt sich um eine randomisierte Studie, an der rund 550 Patienten mit akuter Lungenembolie teilnehmen sollen. Sie untersucht die mechanische Thrombektomie im direkten Vergleich zur kathetergestützten Lyse-Therapie.
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