Eine Studie der Universität Göteborg hat ergeben, dass entzündliche Darmerkrankungen bei Schwangeren das Risiko einer Frühgeburt erhöhen. Das gelte selbst dann, wenn die Krankheit scheinbar verschwunden ist.
Unter dem Sammelbegriff chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) werden Krankheitsbilder wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn zusammegefasst, die – anders als das Reizdarmsyndrom – sichtbare Schäden an der Darmschleimhaut verursachen. Charakteristisch ist die wiederkehrende Tendenz zum Aufflammen der Symptome, gefolgt von Phasen geringer oder nicht vorhandener Krankheitsaktivität.
Da CED in der Regel im Alter zwischen 15 bis 30 Jahren ausbrechen, stellt sich für viele Patientinnen die Frage nach den Auswirkungen auf eine mögliche Schwangerschaft und den Fötus. Vor allem bei Frauen mit einer aktiven Erkrankung wird CED mit negativen Geburtsfolgen, wie einer Frühgeburt, in Verbindung gebracht. Doch auch Patientinnen ohne offensichtliche Krankheitsaktivität weisen oft mikroskopische Entzündungen in der Darmschleimhaut auf. Bislang war jedoch nicht bekannt, ob auch diese Irritationen mit Risiken in der Schwangerschaft verbunden sein können.
Ein schwedisches Forschungsteam analysierte daher die Frühgeburtenrate unter Müttern, die an einer CED erkrankt waren und bei denen Informationen über das mikroskopische Erscheinungsbild des Darms kurz vor der Schwangerschaft verfügbar waren. Die Ergebnisse beruhen auf Registerdaten von Frauen in Schweden, bei denen zwischen 1990 und 2016 eine CED diagnostiziert wurde und bei denen Informationen über das mikroskopische Erscheinungsbild des Darms kurz vor der Schwangerschaft vorlagen. Die Studie umfasste 1.223 Kinder von Frauen mit mikroskopischer IBD-Entzündung des Darms und 630 Kinder von Frauen mit CED, aber mit mikroskopisch geheilter Darmschleimhaut.
Durch Registerverknüpfungen wurden auch Daten aus mehreren nationalen Gesundheitsregistern, wie dem schwedischen medizinischen Geburtenregister und dem schwedischen Qualitätsregister für entzündliche Darmerkrankungen (SWIBREG), abgerufen.
Die vorliegende Studie, die in der Zeitschrift eClinicalMedicine veröffentlicht wurde, zeigt, dass mikroskopische Entzündungen bei CED, insbesondere bei Colitis ulcerosa, mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten verbunden sind.
Von den Babys, die von Frauen mit mikroskopischer Entzündung aufgrund von CED geboren wurden, waren 9,6 % Frühgeburten, während 6,5 % der Kinder von Frauen ohne mikroskopische Entzündung bei CED zu früh geboren wurden. Dies entspricht einem relativen Risikoanstieg von 46 %. Eine mikroskopische Entzündung war nicht eindeutig mit anderen nachteiligen Schwangerschaftsfolgen, wie z. B. einer Wachstumseinschränkung, verbunden.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Behandlung der CED, die nicht nur die Symptome lindert, sondern auch den Darm mikroskopisch heilt, das Risiko einer Frühgeburt verringern kann“, so Erstautor Prof. Karl Mårild, außerordentlicher Professor für Pädiatrie an der Sahlgrenska-Akademie und leitender Facharzt für Pädiatrie in der Abteilung für Kinderheilkunde am Königin-Silvia-Kinderkrankenhaus in Göteborg. „Wenn sich unsere Ergebnisse in künftigen Studien bestätigen, könnten sie die Grundlage für Empfehlungen sein, eine mikroskopische Heilung vor der Schwangerschaft zu gewährleisten, um solche Risiken zu verringern.“
„Selbst ein geringfügig erhöhtes relatives Risiko einer Frühgeburt ist wichtig, da eine Frühgeburt die Gesundheit des Kindes sowohl kurz- als auch langfristig stark beeinträchtigen kann. Frühgeburten sind in Schweden immer noch eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren“, so Mårild abschließend.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Schwedischen Forschungsrats. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Arren Mills, unsplash.