Starkes Übergewicht erhöht nicht nur das Risiko, an Multipler Sklerose zu erkranken, sondern hat auch einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Das konnten deutsche Forscher nun zeigen.
Ein hoher BMI während der Kindheit und der Pubertät erhöht das Risiko, später an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken. Welche Auswirkungen BMI und Adipositas auf den Krankheitsverlauf bei MS-Betroffenen haben, ist bislang jedoch nur unvollständig verstanden.
Diese Zusammenhänge wurden nun in einer im Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry publizierten und auf sechs Jahre angelegten Langzeitstudie von Lutfullin et al. retrospektiv untersucht. Für die Bewertung des Krankheitsverlaufes unter Einbeziehung des BMI wurden verschiedene Faktoren berücksichtigt, wie Zunahme der MS-bedingten Beeinträchtigung und Behinderung – gemessen mit Hilfe des Expanded Disability Status Score (EDSS). Insgesamt wurden Daten von 1.066 Patienten ausgewertet.
Adipositas (BMI ≥ 30) zum Zeitpunkt der Diagnosestellung war mit einem höheren Grad an MS-bedingter Beeinträchtigung assoziiert. Dieser Zusammenhang blieb auch im weiteren Verlauf der Studie bestehen: Der Behinderungsgrad (EDSS-Wert) adipöser Patienten war langfristig signifikant höher als bei nicht-adipösen Patienten. Adipöse Patienten hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko, innerhalb von 6 Jahren einen EDSS-Wert von 3 – der eine mäßiggradige MS-bedingte Behinderung anzeigt – zu erreichen und erreichten diesen Wert signifikant früher als nicht adipöse Patienten. Interessanterweise konnte das jedoch nur für Adipositas, nicht aber für Übergewicht (BMI 25–29,9) festgestellt werden.
„Die Daten unserer Beobachtungsstudie können zwar eine Assoziation, aber keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen Adipositas und einem weniger günstigen Verlauf der MS belegen“, so Prof. Jan Lünemann, Leiter der Studie. „Adipositas ist jedoch ein grundsätzlich modifizierbarer Risikofaktor. Folgestudien sollen nun potentielle Mechanismen für die beobachtete Assoziation klären und den Effekt einer Gewichtsnormalisierung auf den Verlauf der MS untersuchen.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Kompetenznetz Multiple Sklerose. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text.
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