Eine radiopharmazeutische Therapie, die spezifisch auf PSMA abzielt – daran arbeitet ein Team deutscher und japanischer Forscher. Erste Ergebnisse machen Hoffnung auf einen gezielten Einsatz der Alphastrahlen.
„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“ – wie das Sprichwort es beschreibt, wirken auch einige Medikamente, nämlich indem sie sich im Körper ausbreiten und jede Zelle angehen, ohne zwischen schädlich und hilfreich zu unterscheiden. Dies ist ein großes Problem, wenn es um die Behandlung von Krebs geht. Jüngste Entwicklungen, wie zielgerichtete α-Therapien – eine Theranostik, also Kombination aus Diagnostik und Therapie – versuchen, dieses Problem zu lösen. Mit diesem Doppelschlag gegen die Krankheit werden Krebszellen aufgespürt und mit Hilfe von Radiopharmaka gezielt bestrahlt und abgetötet.
In einer im European Journal of Nuclear Medicine and Molecular Imaging veröffentlichten Studie haben Forscher der Universität Osaka und der Universität Düsseldorf gezeigt, dass eine neue radiopharmazeutische Behandlung, die auf das prostataspezifische Membranantigen (PSMA) abzielt, Prostatatumoren in Mäusen wirksam schrumpfen lassen kann. Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebsarten mit weltweit steigender Inzidenz. Ein Rückfall nach einer Hormonbehandlung in Form von multiplen Metastasen, die mit herkömmlichen Medikamenten oder Strahlentherapie nur schwer zu behandeln sind, ist mit einer schlechten Prognose und einer kurzen Lebenserwartung verbunden.
„Gezielte β-Therapien, die speziell auf diese Metastasen abzielen und sie direkt bestrahlen, wie Behandlungen, die auf Lu-177-PSMA abzielen, verlängern nachweislich das Gesamtüberleben im Vergleich zur alleinigen Standardbehandlung erheblich“, erklärt Tadashi Watabe, Erstautor der Studie. „Einige Patienten sind refraktär gegenüber der β-Therapie und die α-Therapie mit Actinium (Ac-225) ist Berichten zufolge sehr wirksam. Die Fertigung von Ac-225 ist jedoch dadurch begrenzt, dass es in speziellen Beschleunigeranlagen unter Verwendung seltener und teurer Materialien hergestellt werden muss.“
Um eine bessere Option zu entwickeln, untersuchten die Forscher die Wirksamkeit eines anderen Radioisotops namens Astatin ([211At]), das sich mit einem Beschleuniger und unter Verwendung reichlich vorhandener Materialien leicht herstellen lässt. Sie implantierten menschliche Prostatakrebszellen in Mäuse und behandelten sie mit einer Verbindung namens [211At]PSMA5. „Die Ergebnisse waren sehr beeindruckend“, sagt Kooperationsforscher Frederik L. Giesel. „[211At]PSMA5 reicherte sich in hohen Konzentrationen im Tumorgewebe an und verringerte die Tumorgröße rasch.“
Wichtig ist, dass [211At]PSMA5 keine signifikanten Nebenwirkungen in den wichtigsten Organen zu haben scheint. Angesichts der Wirksamkeit des Medikaments bei der Verkleinerung von Prostatatumoren in Mäusen planen die Forscher, als nächstes eine klinische Studie zur Behandlung von refraktärem Prostatakrebs mit [211At]PSMA5 durchzuführen. Die Ergebnisse zeigen, dass ein solcher gezielter Ansatz, bei dem Alphastrahlen spezifisch an Tumorstellen emittiert werden, bei der Behandlung von multiplen Metastasen im ganzen Körper sehr wirksam sein kann und die Erprobung dieses neuen Wirkstoffs bei Patienten sehr wichtig ist.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Osaka University. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Afif Ramdhasuma, Unsplash