Auf dem ERS (European Respiratory Society) 2002 in Barcelona stellte Prof. Guy Brusselle, Belgien, maßgeschneiderte Therapien bei mittelschwerem bis schwerem Asthma vor.1 Dabei ging er auf die Frage ein, ob unkontrollierte Asthma-Patient*innen, die mit einer Kombination aus mitteldosiertem ICS*/LABA** nicht ausreichend eingestellt sind und weiterhin an Symptomen leiden, eine stärkere ICS*-Therapie brauchen, oder ob ein weiterer Bronchodilatator vorteilhaft wäre. Brauchen unkontrollierte Asthma-Patient*innen, die mit einer Kombination aus mitteldosiertem ICS*/LABA** nicht ausreichend eingestellt sind und weiterhin an Symptomen leiden, eine stärkere ICS*-Therapie oder wäre ein weiterer Bronchodilatator vorteilhaft? Beide Eskalationswege sind nach aktuellen GINA-Leitlinien möglich.2
Was die ausschlaggebenden Gründe für die Verordnung eine der beiden Behandlungsoptionen sind und wie die Patient*innen auf die Therapieeskalation reagierten, waren die zentralen Fragestellungen in Verhammes et al. retrospektiver TAILOR-Beobachtungsstudie.3 Dafür wurde auf vier verschiedene Datensätze aus den Niederlanden, Italien, Großbritannien und Dänemark zurückgegriffen.
Asthma-Patient*innen der GINA-Stufe 4, die zuvor mindestens 3 Monate mit mitteldosiertem ICS*/LABA** therapiert wurden und darunter weiterhin unkontrolliert waren (schwere Exazerbation und/oder persistente Atemflusslimitation PAL), erfuhren nach Ermessen ihres Arztes / ihrer Ärztin eine Therapieeskalation auf hochdosiertes ICS*/LABA** oder mitteldosiertes ICS*/LABA**/LAMA***.
Ein Ergebnis der Untersuchung war, dass Patient*innen mit folgenden Merkmalen öfter eine mitteldosierte Triple-Therapie als eine hochdosierte ICS*/LABA**-Therapie verordnet bekamen:
Patient*innen mit einer Therapieeskalation auf eine mitteldosierte Triple-Therapie sprachen in 42 % der Fälle auf die Behandlung an#, bei den mit hochdosiertem ICS*/LABA** Behandelten konnte ein ähnlicher Wert festgestellt werden4.
Die TAILOR-Studie zeigte, dass Alter, Komorbiditäten (Atopien, COPD, GERD), Raucherstatus und Häufigkeit von Exazerbationen Treiber für die Entscheidung eines Step-Ups der Therapie sind. Weitere Auswertungen zu TAILOR und anderen Studien sind nötig, um Therapien noch gezielter auf die individuellen Bedürfnisse und Dispositionen der einzelnen Patient*innen zuzuschneiden und ein bestmöglichstes Ansprechen gewährleisten zu können.
Fußnoten:
* ICS = Inhalatives Kortikosteroid** LABA = Langwirksamer Beta-2-Agonist *** LAMA = Langwirksamer Muskarin-Antagonist # Ein Ansprechen auf die Therapie wurde definiert als eine mindestens 25 %ige Reduktion der Rate schwerer Exazerbationen und/oder Verbesserung der Lungenfunktion (FEV1) von mind. 7,5 %.
Referenzen:
Bildnachweis: iStock.com/http://www.fotogestoeber.de