Die Regelungen zu Corona-Tests werden zwar bis April 2023 verlängert, aber es kommen einige Änderungen auf uns zu. Für Apos heißt es vor allem: Schnallt die Gürtel enger – mal wieder.
Die Coronavirus-Testverordnung in ihrer jetzigen Form läuft aus und das bereits zum 25. November 2022 – allerdings mit geplanter Verlängerung bis zum 7. April 2023. Wie die neuen Spielregeln aussehen werden, ist noch nicht ganz klar. Es gibt aber politische Lager, die die Testerei auf Bundeskosten am liebsten ganz abschaffen würden. Was sicher ist, ist derzeit nur, dass die Vergütung wieder einmal gesenkt wird. Also egal wie die Entscheidung später ausfällt – viele Apotheken werden nun vermutlich das Testen beenden, weil es sich nicht mehr lohnt.
Trotz Gegenwind und mit Enthusiasmus haben viele Apotheken im Dezember 2020 die ersten Corona-Tests gemacht. Damals gab es weder eine einheitliche Vergütung noch war die Abgabe von Tests an Laien erlaubt. Das hat sich alles erst im Laufe der Pandemie eingebürgert. Auch die Vertreter der (Haus-)Ärzte waren von Beginn an nicht begeistert, dass die Apotheken mitmischten. Ähnlich wie bei den Corona- und Grippeimpfungen, sahen sie hier einen Arztvorbehalt.
Bisher wurden 7 Euro für das Testen und 2,50 Euro für das Verbrauchsmaterial bezahlt. Ab dem 1. Dezember werden es 1 Euro weniger für die Durchführung und 50 Cent weniger für das Material sein. Das Gesundheitsministerium erklärt die neuerliche Senkung der Vergütung damit, dass sich der Beratungs- und Gesprächsbedarf zu den Testungen verringert habe und auch der Ablauf vor Ort inzwischen etabliert sei. Gleichzeitig werde trotzdem die Notwendigkeit gesehen, die Testungen weiterzuführen, denn „aufgrund des anhaltenden Infektionsgeschehens durch die Omikron-Linie BA.5 des Coronavirus“ und des Anstiegs neuer Sublinien sei dies notwendig.
Weniger Kosten und ein niedrigerer Zeitaufwand rechtfertigen laut des aktuellen Referentenentwurfs also eine geringere Vergütung. Zusammen mit der Tatsache, dass bereits Baden-Württemberg, Hessen, Schleswig-Holstein und Bayern ganz auf eine Quarantäne nach positivem Coronabefund verzichten, und damit auch die Teststellen weniger frequentiert werden, ist das für viele Teststellen das endgültige Aus. Derweil debattiert die Politik sogar, ob die Tests überhaupt noch durch den Bund finanziert werden sollten. Besonders der FDP und CDU sind die Tests ein Dorn im Auge. Man empfinde es in dieser Phase der Pandemie als sinnlos, besonders die symptomfreien Menschen weiterhin zu testen. Hier ist also das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Viele Apotheken haben ihre Zahlen durch die Energiekrise ohnehin noch stärker im Blick als in den vergangenen Monaten und Inhaber wissen auch, dass ab Januar die nächste Tariflohnerhöhung bei ihren Mitarbeitern ansteht. Die Tests werden damit noch unrentabler und es lohnt sich nicht, dafür Personal abzustellen. Wie Wirtschaftsexperte Thomas Müller-Bohn für die Deutsche Apotheker Zeitung ermittelte, könnte das Betriebsergebnis einer Durchschnittsapotheke für 2023 bei einer ungünstigen Entwicklung der Inflation sogar bis auf die Größenordnung eines Apothekergehalts plus Gehaltsnebenkosten sinken. Auch der auf 2 Euro je verschriebenem Medikament erhöhte Apothekenabschlag sorgt hier natürlich für Ärger und Zukunftsängste.
Dass die Apotheken unter diesen Umständen nicht dazu bereit sind, ein unrentables Geschäft weiterhin zu unterstützen, ist klar. Zumal diese Unterstützung vermutlich ohnehin nicht mehr allzu lange durch die Politik gewährt werden wird. Apotheken, die nun Kapazitäten frei haben, werden sich erst einmal freuen, denn umso mehr Personal bleibt ihnen für das Weihnachtsgeschäft erhalten. Wer im Frühjahr dann noch immer nach einer Möglichkeit sucht, Personal so einzusetzen, dass es möglichst gewinnbringend arbeitet, der sollte sich vielleicht besser anderen Tätigkeiten widmen. Die pharmazeutischen Dienstleistungen werden lange nicht so viel eingesetzt wie ihnen zusteht. Gerade die erweiterte Beratung bei Polymedikation ist eine wunderbare Möglichkeit Kunden zu zeigen, was man kann und sie so zu binden.
Dass die Tests irgendwann einmal enden müssen, war klar. Sollte in den kommenden Monaten keine „Killervariante“ auftreten, dann ist davon auszugehen, dass die Pandemie bald als beendet erklärt wird. Spätestens dann wird die Testerei, speziell von symptomfreien Personen, aufhören. Die betroffenen Apotheken haben bis dahin hoffentlich ein neues Standbein gewählt. Für einige wird es dennoch hart werden, das kommende Jahr zu überstehen.
Kein Wunder also, dass einige Apothekeninhaber am 17. November einen Apothekentrauertag inszenierten, um auf ihre dramatisch verschlechterte Einkommenssituation hinzuweisen. Ob der Protest rechtzeitig kommt, um sowohl den Politikern als auch der Bevölkerung vor Ort ganz klar zu zeigen, was sie erwartet, wenn es so weitergeht, bleibt abzuwarten. Die verschlechterte Vergütung von Corona-Tests ist hier nur ein weiterer Schritt in Richtung Schließung – aber einer, der leider deutlich zeigt, wie wenig Wert die Politik letztlich auf Dienstleistungen für den Patienten legt.
Man sollte sich bewusst machen, dass auch das Ausstellen von Genesenenzertifikaten oder Impfnachweisen verschwinden und als Einnahmequelle versiegen wird. Jede einzelne für sich mag nicht viel ausmachen, in der Gesamtheit wird es jedoch für die einzelne Apotheke unter Umständen eng. Die Anpassung des Honorars für die Abgabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten wäre nach vielen Jahren immanent wichtig. Und nur damit wir uns richtig verstehen: nach oben, nicht nach unten.
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