Statine sind effektiv zur Senkung des LDL-Cholesterins, aber nicht bei allen beliebt. Ob Nahrungsergänzungsmittel eine wirksame Alternative sind, untersuchte nun eine Studie.
Das Thema Cholesterin ist in aller Munde. Neben der Gabe von Statinen wird immer nach neuen Möglichkeiten gesucht, den Wert und hier vor allem das Low-Density-Lipoprotein-(LDL)-Cholesterin zu senken, um das kardiovaskuläre Risiko zu optimieren. So werden auch immer wieder Nahrungsergänzungsmittel beworben, denen eine Verbesserung des Gesundheitszustandes nachgesagt wird und die das LDL-Cholesterin senken sollen. Das Interesse an solchen NEM hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Nach neusten Ergebnissen, die jetzt auf den Scientific Sessions 2022 der American Heart Association vorgestellt wurden, konnte jedoch gezeigt werden, dass die sechs bekanntesten NEM – einschließlich Fischöl, Zimt, Knoblauch und Kurkuma – im Vergleich zu einer üblich niedrig dosierten Statin-Therapie oder einer Placebo-Therapie nicht wirksam sind.
Besonders in den USA scheint die Einnahme von NEM beliebt zu sein. Laut einer Marktforschungsanalyse aus dem Jahr 2020 gaben die Amerikaner jährlich schätzungsweise 50 Milliarden US-Dollar dafür aus. Bei einem großen Teil davon handelt es sich um Präparate, die zum „Schutz des Herzens“ oder für ein „positives Cholesterinmanagement“ beworben werden. Bislang lagen allerdings keine Forschungsdaten vor, die einen wirklichen Nutzen belegen konnte, berichtet Studienautor Luke J. Laffin, M. D., Co-Direktor des Center for Blood Pressure Disorders an der Cleveland Clinic. Seinen Aussagen zufolge glauben einige Menschen auch, dass NEM genauso wirksam wie oder sogar wirksamer als cholesterinsenkende Statin-Medikamente sind.
Die von AstraZeneca finanzierte SPORT-Studie (Supplements, Placebo or Rosuvastatin Study) von Laffin et al. verglich die Wirksamkeit eines niedrig dosierten Statins mit der von sechs gängigen NEM bei der Senkung des LDL-Cholesterins sowie ihre Auswirkungen auf andere Cholesterinwerte und Entzündungsmarker. Es handelt sich dabei um eine prospektive, randomisierte, einfachblinde Studie. Die Forscher analysierten Gesundheitsdaten von 199 Erwachsenen im Alter zwischen 40 und 75 Jahren, die keine persönliche Vorgeschichte mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten. Die LDL-Cholesterinwerte der Teilnehmer lagen zwischen 70 mg/dL und 189 mg/dL und ihr Risiko, innerhalb von 10 Jahren eine atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln, lag zwischen 5 % bis 20 %.
Die Forscher ordneten die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip einer von acht Gruppen zu, um alle Veränderungen des LDL-Cholesterins und anderer Marker für Herzerkrankungen vom ersten bis zum 28. Tag der Studie zu verfolgen. Die Gruppen umfassten die Folgenden: Gabe eines Placebopräparates; 5 mg des niedrig dosierten Statin-Medikaments Rosuvastatin oder eines von sechs NEM (Nature Made® Fischöl 2.400 mg; Zimt der Marke Nutriflair 2.400 mg; Knoblauch der Marke Garlique mit 5.000 mcg Allicin; Kurkuma-Curcumin der Marke BioSchwartz mit Bioperin 4.500 mg; Nature Made® CholestOff Plus mit 1.600 mg von Pflanzensterolen oder Arazo Nutrition® Rotschimmelreis 2.400 mg).
Die durchschnittliche Senkung des LDL-Cholesterins nach 28 Tagen betrug 37,9 % bei den Teilnehmern, die das Statin einnahmen, wohingegen die Veränderungen des LDL-Cholesterinspiegels bei denjenigen, die eines der NEM einnahmen, mit denen in der Placebogruppe vergleichbar waren. Die Teilnehmer in der Statin-Gruppe wiesen eine durchschnittliche Senkung des Gesamtcholesterins um 24 % auf – eine deutlichere Senkung als in der Placebo-Gruppe oder irgendeiner Nahrungsergänzung. Die Gesamtcholesterinmessungen der Teilnehmer, die eines der NEM einnahmen, unterschieden sich nicht von denen der Placebogruppe.
Rosuvastatin führte weiterhin zu einer 19%igen Abnahme der Triglyceride im Blut. Im Vergleich zu Placebo gab es in dieser Hinsicht bei keinem der NEM einen Unterschied. Unter Rosuvastatin gab es zudem keine signifikante Veränderung des HDL-Cholesterins. Das NEM mit Pflanzensterolen senkte hingegen das HDL-Cholesterin im Vergleich zum Placebo. Das NEM mit Knoblauch erhöhte das LDL-Cholesterin sogar, verglichen mit dem Placebo. Allerdings wirkte sich keine der Interventionen während der Studiendauer nennenswert auf Entzündungsmarker im Blut aus, die auf ein höheres Risiko für Herzerkrankungen hindeuten.
Zusammenfassend kommt die SPORT-Studie also zu dem Ergebnis, dass die Gabe von NEM im Vergleich zur Statin-Therapie zur Senkung des LDL-Cholesterins nicht effektiv ist.
Die Studie weist jedoch einige Limitationen auf. Eine Einschränkung besteht beispielsweise darin, dass ihre Dauer nur 28 Tage betrug, was lang genug war, um eine Senkung des LDL-Cholesterins mit der Statinmedikation nachzuweisen. „Es ist jedoch nicht bekannt, ob einige der Nahrungsergänzungsmittel eine längere Zeit benötigen, um eine Wirkung auf den Cholesterinspiegel zu erzielen“, so Laffin. Zudem war die Anzahl der Teilnehmer begrenzt.
Die American Heart Association betont in ihren Cholesterol Guidelines 2018 die Bedeutung eines lebenslangen herzgesunden Lebensstils. Darüber hinaus empfiehlt sie, sich nicht auf NEM zu verlassen – gesunde Menschen nehmen in der Regel bei einer ausgewogenen Ernährung ausreichende Nährstoffe zu sich. Darüber hinaus empfiehlt die Gesellschaft körperliche Aktivität als die optimale erste Behandlungsoption für Erwachsene mit leicht bis mäßig erhöhtem Blutdruck und Cholesterin im Blut, die ansonsten ein geringes Risiko für Herzerkrankungen haben.
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