SGLT2-Inhibitoren können ein Fortschreiten von Nierenerkrankungen und akuten Nierenschäden verringern – und das unabhängig vom Diabetes-Risiko. Das bestätigt eine aktuelle Studie.
In der internationalen klinischen EMPA-KIDNEY-Studie wurde untersucht, ob die tägliche Einnahme einer Empagliflozin-Tablette nicht nur den Blutzucker senkt, sondern auch eine Verschlechterung der Nierenfunktion oder den Tod infolge einer Herzerkrankung bei Patienten mit einer Nierenerkrankung verhindern kann, unabhängig davon, ob die Betroffenen einen Typ-2-Diabetes haben. Die Daten der Studie, die Prof. Dr. Christoph Wanner vom Universitätsklinikum Würzburg mit der University Oxford ins Leben gerufen hat, erweitern also das Spektrum für die Gabe von SGLT2-Hemmern bei chronischen Nierenerkrankungen, unabhängig von Diabetes-Status, Albuminurie oder Nierenfunktion.
Der klinische Nutzen der beiden SGLT2-Hemmer Dapagliflozin und Canagliflozin bei der Behandlung chronischer Nierenerkrankungen wurde in vorhergehenden Studien bereits bewiesen. SGLT2-Inhiboren hemmen den renalen, natriumabhängigen Glukosetransporter SGLT-2 und sorgen dafür, dass vermehrt Zucker über den Urin ausgeschieden wird. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel und es kann zu einer leichten Abnahme von Gewicht und Blutdruck führen. Gleichzeitig werden Niere und Kreislauf entlastet.
Die Effizienz des Wirkstoffs Empagliflozin sorgte jedoch für eine Überraschung, selbst bei Prof. Dr. Christoph Wanner. Der Leiter der Nephrologie am Uniklinikum Würzburg war einer der ersten, der das Potenzial von SGLT2-Hemmern in der Behandlung von Diabetes, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen bereits 2015 in der EMPA-REG OUTCOME Studie veröffentlicht hat.
Das Studienteam war zu Beginn der Untersuchungen von einer Senkung des Risikos von 18 Prozent ausgegangen. Das Risiko umfasste eine Kombination der primären Endpunkte Tod infolge einer Herzerkrankung und Nierenversagen, also die Notwendigkeit einer Dialyse oder eine Nierentransplantation oder ein Abfall der Nierenfunktionsleistung, der glomerulären Filtrationsrate (GFR) von 40 Prozent und mehr.
„Dass die Gabe von Empagliflozin jedoch eine 28-prozentige Risikoreduktion gegenüber einem Placebo erreicht, und zwar bei einer breiten Population von Patientinnen und Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung, ist sensationell“, kommentiert Wanner. „Wir konnten die positiven Auswirkungen auf den Herz- und Nierenschutz unabhängig vom Diabetes-Status oder der Albumin-Menge im Urin beobachten.“ Auch bezüglich der Hospitalisierungsrate zeigte Empagliflozin ein signifikantes Ergebnis. Die Anzahl der Krankenhausaufenthalte sank um 14 Prozent, unabhängig vom Grund der Klinikeinweisung. „Positiv überrascht hat mich außerdem, dass Empagliflozin sogar noch bei einer GFR von 20 Milliliter pro Minute wirkt.“
Das bedeutet, dass Empagliflozin auch bei einer chronischen Nierenerkrankung ohne Diabetes und ohne Albuminurie eingesetzt werden kann, oder bei einer begleitenden Herzinsuffizienz und sogar bei einer geringen Nierenfunktion. Dadurch werde die Verschreibungspraxis von niedergelassenen Ärzten wesentlich erleichtert, so Wanner. Wichtig sei Wanner zufolge jedoch die Diagnose und damit die Risikoeinschätzung für Herz- und Nierenerkrankungen, idealerweise nach dem ABCDE-Schema.
Die Ergebnisse der EMPA-KIDNEY-Studie flossen auch in eine Metaanalyse von insgesamt 13 SGLT2-Studien mit insgesamt 90.309 Personen mit Diabetes und 15.605 ohne Diabetes mit ein und wurden bestätigt. In der Analyse, die jetzt in The Lancet erschienen ist, haben verschiedene Leiter klinischer Prüfungen speziell den Einfluss von Diabetes hinsichtlich der Wirkung der SGLT2-Hemmer auf die Nierenwerte und Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Wanner resümiert: „Die Daten unterstützen den Einsatz von SGLT2-Inhibitoren zur Verringerung des Risikos für das Fortschreiten von Nierenerkrankungen und akuten Nierenschäden – unabhängig vom Diabetes-Risiko.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Würzburg. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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