Wer sich ab und zu einen wärmenden Tee gönnt, darf sich über einige gesundheitliche Benefits freuen. Aber was passiert eigentlich, wenn man es übertreibt?
Gerade jetzt, wo sich tatsächlich winterliche Temperaturen einschleichen und der Advent vor der Tür steht, tut eine warme Tasse Tee richtig gut. Vielleicht trinkt man auch gerne zwei oder drei Tassen, schließlich ist der Tag lang und ungesüßter Tee schadet ja nicht – oder? Im Gegenteil: Es gibt ja immer wieder Hinweise darauf, dass insbesondere schwarzer und grüner Tee den ein oder anderen positiven Gesundheitseffekt haben könnten.
Studientechnisch hatte der Tee ein gutes Jahr: Eine aktuelle Veröffentlichung beispielsweise bringt erhöhten Tee-Konsum wieder einmal mit einer verbesserten kardiovaskulären Gesundheit in Verbindung. Die Studie unter 881 älteren Frauen (Median: 80 Jahre alt) fand, dass die Teilnehmer, die zwei bis sechs Tassen schwarzen Tee pro Tag tranken, ein um 16 bis 42 Prozent geringeres Risiko hatten, an einer abdominalen Aortenverkalkung zu leiden, als die nicht Tee-Trinker.
Eine britische Studie von September fand in den Daten der UK Biobank eine inverse Assoziation zwischen Teetrinken und Sterblichkeit – wer mehr als 2 Tassen täglich trank, hatte demnach ein grob 10 Prozent geringeres Risiko in dem Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 11,2 Jahren zu versterben, Todesursache egal. Ebenfalls im September erschien eine vielbeachtete – und kritisierte – Studie, die einen Zusammenhang zwischen einem verringerten Diabetes-Risiko und Teekonsum gefunden haben will (wir berichteten).
Zugegeben, all diese Studien haben so ihre Tücken und Limitationen, und man sollte die Funde nicht gleich für bare Münze nehmen. Aber es gibt durchaus Gründe zu vermuten, dass man sich mit Teekonsum etwas Gutes tut, denn Teepflanzen sind reich an Flavonoiden. Diesen Polyphenolen wird schon länger ein kardioprotektiver Effekt zugesprochen; auch krebspräventive Eigenschaften werden ihnen nachgesagt – da ist sich die Forschung aber noch uneins. Womöglich helfen sie auch dabei, den kognitiven Abbau im Alter zu bremsen – also wahre Alleskönner, wie es scheint. Als Grund wird zumeist ihre antioxidative Wirkung vermutet.
Aber wie so oft gilt: Die Dosis macht das Gift und selbst des Guten gibt es zu viel. Grüntee-Extrakte mit einer hohen Konzentration des Flavonoids Catechin können beispielsweise hepatotoxisch wirken.
Und dann gibt es da noch eine andere, vielleicht nicht ganz so naheliegende Gefahr. Die üblicherweise eher im entsprechend belasteten Trinkwasser (und von sehr misstrauischen Personen auch in der Zahnpasta) erwartet wird. Die Rede ist von einer Fluorose. Denn Teepflanzen nehmen relativ hohe Mengen Fluorid aus dem Boden auf; getrocknete Blätter des schwarzen Tees enthalten etwa 100 mg Fluorid pro Kilogramm, was etwa 0,4 – 0,8 mg Fluorid in zwei bis drei Tassen Tee entspricht.
Wie ein Fallbericht von 2013 zeigt, ist es also tatsächlich möglich, sich auch in Gegenden mit fluoridarmen Trinkwasser durch Teekonsum eine Überdosis Fluorid abzuholen: Die 45-Jährige Patientin klagte seit 5 Jahren über zunehmende Rückenschmerzen sowie Schmerzen in den Armen, Beinen und der Hüfte. Auch die Zähne der Patientin waren bereits so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sie wegen Brüchigkeit alle gezogen werden mussten. In Röntgenaufnahmen des Armes fiel eine Kalzifizierung der Membrana interossea auf. Der Verdacht der Fluorose bestätigte sich dann in der Blutuntersuchung: Ganze 0,43 mg/L betrug die Serum-Fluorid-Konzentration der Patientin – mehr als viermal so hoch wie der Normalwert von <0,1 mg/L.
Für den Normalbürger kann aber Entwarnung gegeben werden, denn solche Vergiftungen sind selten und setzen einen exzessiven Teekonsum voraus. Also einen wirklich exzessiven Teekonsum: Besagte Patientin trank seit 17 Jahren täglich einen großen Krug Tee – aufgebrüht aus 100–150 Teebeuteln. In einem anderen Fallbericht wird eine Skelettfluorose nach mehr als 30-jährigem Konsum von täglich 1–2 Gallonen (entspricht 3–7 Litern) Tee dokumentiert. Glücklicherweise konnte in beiden Fällen die Symptomatik der Patientinnen durch eine Reduktion des Teekonsums wieder verbessert werden.
Bei einem Teekonsum in üblichen Maßen sind hingegen keine Fluoridintoxikationen zu erwarten. Dafür ist eine hohe Zufuhr von mindestens 10 mg Fluorid / Tag nötig; die übliche Fluoridaufnahme durch Nahrung und Trinkwasser liegt in Deutschland laut BfR aber eher bei 0,4–0,5 mg/Tag.
Folglich gilt also: Man darf sich, wenn’s nun kalt wird, auch gerne ein Tasse Tee mehr gönnen und sich an der Wärme und den förderlichen Effekten der Flavonoide erfreuen. Nur übertreiben sollte man es nicht!
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