Schwermetalle sind krebserregend, so weit nichts Neues. Wie stark die berufliche Exposition das Krebsrisiko erhöht, war aber schwer zu beziffern – bis jetzt.
Chrom(VI) und Nickel sind schon lange als humane Karzinogene bekannt. Während der Durchschnittsmensch mit diesen Metallen zwar wenig konfrontiert wird, ist in der metallverarbeitenden Industrie die berufliche Exposition ein wichtiges Thema. Hexavalentes Chrom spielt vor allem in der Prozessierung von rostfreiem Stahl ein Rolle, sowie in der Beschichtung von Oberflächen und dem Schweißen von Metallen; Nickel-Expositionen finden häufig in der Produktion von Legierungen und Batterien statt. Arbeitsmedizinische Grenzwerte werden des Öfteren überschritten und häufig liegt auch eine Ko-Exposition vor. Dementsprechend wichtig ist es also, ein genaues Verständnis der quantitativen Beziehung zwischen beruflicher Exposition und dem Krebsrisiko zu erlangen.
Eine internationale Bevölkerungsstudie unter Federführung des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung schaute sich das nun genauer an. Da die Inhalation in diesem Kontext einen maßgeblichen Expositionsweg darstellt, versuchten die Forscher spezifisch das Risiko für Lungenkrebs in Abhängigkeit der beruflichen Exposition gegenüber Chrom(VI) und Nickel einzuschätzen. Dafür wurden 14 Fall-Kontrollstudien aus Europa und Kanada ausgewertet, die insgesamt 16.901 Fälle von Lungenkrebs und 20.965 Kontrollpersonen umfassten.
Anhand einer sogenannten Arbeitsplatz-Expositions-Matrix konnte die typische durchschnittliche Exposition für viele verschiedene Berufe, sowie die lebenslang erworbene Exposition für jeden Studienteilnehmer abgeschätzt werden. Dafür wurden berufs- und regionenspezifische Messdaten aus internationalen Datenbanken mit der beruflichen Vorgeschichte der Probanden verknüpft. Als wichtigsten außerberuflichen Faktor für Lungenkrebs wurde zudem auch der Einfluss des Rauchens analysiert.
Wenig überraschend kam heraus: Das Risiko für Lungenkrebs steigt mit zunehmender Exposition – und zwar unabhängig vom Rauchstatus. Bei männlichen Arbeitern in der höchsten Expositionskategorie stieg das Lungenkrebsrisiko um jeweils ca. 30 % (Chrom(VI): OR = 1,32, 95 % CI 1,19 – 1,47; Nickel: OR = 1,29, 95 % CI 1,15 – 1,45). Bei den weiblichen Probanden fiel der Effekt geringer aus (Chrom(VI): OR = 1,04, 95 % CI 0,48 – 2,24; Nickel: OR = 1,29, 95 % CI 0,60 - 2,86), jedoch waren diese Ergebnisse aufgrund der deutlich selteneren beruflichen Exposition auch weniger belastbar.
Interessant ist, dass die in der Studie betrachteten Probanden in Bereichen arbeiteten, in denen die Exposition eher niedrig ist; Berufe mit typischerweise sehr hohem Expositionsniveaus wurden nicht beobachtet. Das zeigt: Schon relativ niedrige Dosen sind mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden – eine wichtige Erkenntnis für Präventionsmaßnahmen in der arbeitsmedizinischen Praxis. Den Studienautoren zufolge rechtfertigen die Ergebnisse dementsprechend eine kontinuierliche Überwachung der berufsbedingter Metallexposition und ihrer karzinogenen Risiken.
Wie immer, wenn man versucht ein Krebsrisiko durch epidemiologisch Studien zu beziffern, gibt es Einschränkungen und Ungenauigkeiten. So lagen beispielsweise für viele Berufe keine Messwerte an den entsprechenden Arbeitsplätzen vor und sie mussten anhand statistischer Modelle abgeschätzt werden. Weiterhin ist es bei Industriearbeitern, die im Laufe ihrer beruflichen Karriere mehreren Karzinogenen ausgesetzt waren, schwierig, ein erhöhtes Krebsrisiko auf eine einzelne Substanz zurückzuführen.
Bildquelle: Jonny Gios, unsplash.