Wissenschaftler haben den Zusammenhang zwischen UV-Exposition und Krankheitsschüben bei Lupus aufgedeckt. Das Problem könnte in der Kommunikation zwischen Immun- und Lymphsystem liegen.
Bei Menschen mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) kommt es nach Sonneneinstrahlung häufig zu Hautausschlägen, die oftmals mit einem Schub der Erkrankung einhergehen. Dieser Zusammenhang zwischen UV-Strahlung und Krankheitsschüben bei Lupus ist bekannt – warum diese jedoch nach einer UV-Exposition auftreten, war bisher nicht abschließend geklärt.
Forscher haben nun in einer Studie einen Mechanismus identifziert, der diesen Zusammenhang erklären könnte: eine verminderte Lymphdrainage, die sowohl die Lichtempfindlichkeit erhöht als auch eine Immunreaktion in den Lymphknoten auslöst. Die Forschungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass die Förderung des Lymphabflusses eine wirksame Behandlung der Lupus-Lichtempfindlichkeit und Autoimmunität sein könnte.
„Wenn Menschen mit Lupus einen systemischen Krankheitsschub haben, kann jedes Organ betroffen sein, das Teil ihrer Krankheit ist”, sagt die Hauptautorin Dr. Theresa T. Lu. „Wir wollten untersuchen, warum die Sonnenexposition auf der Ebene der Haut Auswirkungen auf innere Organe wie Nieren, Herz und Lunge hat.” Die Studie liefert nun eine Erklärung, wieso Sonneneinstrahlung und UV-Licht dazu führen, dass Lupus-Patienten mehr Autoantikörper im Blut haben.
Die Haut kommuniziert mit dem Immunsystem, indem sie Zellen und molekulare Signale über die Lymphgefäße zu den Lymphknoten sendet, wo die jeweiligen Immunreaktionen ausgelöst werden. Die Lymphgefäße haben auch die Aufgabe, Flüssigkeit und Zellen aus der Haut zu entfernen. Wenn diese Funktion eingeschränkt ist, kann es zu einem verzögerten Abklingen der Hautentzündung kommen, was dazu führt, dass fehlerhafte Signale an die Lymphknoten gesendet werden.
Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Lymphfluss von der Haut zu den ableitenden Lymphknoten bei SLE-Patienten vermindert ist. Die Wissenschaftler vermuten, dass dieser verminderte Fluss die Immunreaktionen der Lymphknoten verändert und sie dadurch pathogener macht. Sie beschlossen, diese Kommunikation und ihre Auswirkungen auf die Immunfunktion genauer zu untersuchen. Für die Untersuchung wurden sowohl Patientenproben als auch Mausmodelle von SLE verwendet.
Die Forscher untersuchten Hautbiopsien von Lupuspatienten sowie von gesunden Freiwilligen, die als Kontrollen dienten. Bei den Proben der Lupuspatienten fanden sie im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen diese stärker erweiterten Lymphgefäße. Dies ist ein Hinweis dafür, dass Menschen mit Lupus tatsächlich einen schlechten Lymphfluss haben. Anschließend untersuchten sie Mäusemodelle von SLE, bei denen ein Farbstoff in die Haut injiziert wurde, um den Fluss der Lymphflüssigkeit sichtbar zu machen. Sie stellten fest, dass bei Lupus-Mäusen, die UV-Strahlung ausgesetzt waren, mehr Farbstoff in der Haut verblieb. Dies war ein Hinweis dafür, dass die Lymphgefäße die Flüssigkeit nicht so gut abtransportieren, wie sie sollten.
Die Forscher untersuchten weiterhin, ob sie bestimmte Krankheitsmerkmale bei den Mäusen durch eine manuelle Lymphdrainage verbessern konnten, um den Fluss der Lymphflüssigkeit zu beeinflussen. Dabei zeigte sich, dass die Lymphdrainage bei den Mäusen die Anzahl der Plasmablasten und der B-Zellen des Keimzentrums reduzierte, also der Zelltypen, die als wichtige Akteure bei Lupus bekannt sind. Die Autoren sind optimistisch, dass die manuelle Lymphdrainage Lupus-Patienten helfen könnte. Dazu sind jedoch noch weitere Studien notwenig, die noch weiter aufdecken, wie Haut und Organe über die Lymphknoten und das Immunsystem kommunizieren.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Hospital for Special Surgery. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Rodion Kutsaiev, unsplash.