Nicht alle Brustkrebs-Patientinnen profitieren von der adjuvanten Strahlentherapie nach einer OP. Doch welche Frauen kommen sicher ohne aus? Wie ihr das herausfinden könnt, erfahrt ihr hier.
Patientinnen mit Brustkrebs, die sich einer brusterhaltenden Operation unterziehen, wird eine adjuvante Strahlentherapie empfohlen, um das Risiko eines Lokalrezidivs zu verringern. Doch die Bestrahlung kann mit schweren Nebenwirkungen einhergehen – und viele Frauen bleiben auch ohne Strahlentherapie von einem lokalen Rezidiv verschont. Welche Patientinnen profitieren also von der adjuvanten Therapie und welche nicht? Das haben jetzt Forscher um Per Karlsson, Professor für Onkologie am Sahlgrenska Comprehensive Cancer Center und an der Universität Göteborg in Schweden, untersucht. Die Ergebnisse wurden auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium vorgestellt.
In ihrer Studie untersuchte das Team das Vorhersagepotenzial von POLAR (Profile for the Omission of Local Adjuvant Radiotherapy), einer molekularen Signatur mit 16 Genen, die auf der Grundlage von Unterschieden in der Genexpression zwischen Patientinnen mit und ohne Lokalrezidiv nach brusterhaltender Operation entwickelt wurde. Die in der Signatur enthaltenen Gene spielen eine bekannte Rolle bei der Zellproliferation und der Immunantwort.
Die Forscher führten eine Meta-Analyse von 623 Patientinnen mit Lymphknoten-negativem, Östrogenrezeptor-positivem, HER2-negativem Brustkrebs durch, die an einer von drei randomisierten klinischen Studien teilgenommen hatten. Darin wurde die Wirksamkeit einer brusterhaltenden Operation mit und ohne lokale Strahlentherapie untersucht.
Um die Vorhersagekraft von POLAR zu bewerten, analysierten die Forscher die Genexpression in den Brusttumorproben der Patientinnen, um jeder Patientin einen POLAR-Score zuzuordnen. Anschließend untersuchten sie die Auswirkungen der Strahlentherapie bei Patientinnen mit hohen und niedrigen POLAR-Scores. Bei den 429 Patientinnen mit hohen POLAR-Werten hatten diejenigen, die nach der brusterhaltenden Operation eine adjuvante Strahlentherapie erhielten, eine 63%ige Verringerung des Lokalrezidivs im Vergleich zu denjenigen, die keine adjuvante Strahlentherapie erhielten. Das deutet darauf hin, dass die Bestrahlung für diese Patientinnen von Vorteil war.
Im Gegensatz dazu gab es bei den 194 Patientinnen mit niedrigen POLAR-Scores keinen signifikanten Unterschied in der Lokalrezidivrate zwischen denjenigen, die eine adjuvante Strahlentherapie erhielten, und jenen, die keine erhielten. Nach 10 Jahren hatten 5 % der Patienten, die eine Strahlentherapie erhielten, ein Lokalrezidiv, verglichen mit 7 % der Patienten ohne Strahlentherapie.
„Obwohl nur eine Minderheit der Patientinnen schwere Nebenwirkungen der Brustbestrahlung erleidet, sind es doch eine ganze Reihe von Patientinnen, wenn man bedenkt, wie weit verbreitet Brustkrebs ist“, erklärt Karlsson. „Das POLAR-Genprofil kann daher dazu beitragen, die Nebenwirkungen zu mildern und die Lebensqualität vieler Patientinnen zu verbessern“. Karlsson weist darauf hin, dass das POLAR-Genprofil noch weiter validiert werden muss, bevor es in der Klinik eingesetzt werden kann.
Bildquelle: FLY:D, unsplash