Forscher haben einen Urintest entwickelt, mit dem Ärzte den Schweregrad einer Mukoviszidose-Erkrankung messen können. Er kann nicht nur zur Diagnose eingesetzt werden, sondern auch zur Überwachung und Optimierung der Therapie.
Mukoviszidose ist eine Erbkrankheit, die durch Mutationen im CFTR-Gen verursacht wird, das für den Anionenkanal CFTR kodiert. Eine wichtige Funktion von CFTR ist die Regulierung der Flüssigkeits- und Schleimproduktion in der Lunge und der Verdauungsflüssigkeiten im Darm. Eine Dysfunktion des CFTR verursacht zähen Schleim in der Lunge und eine verminderte Menge an Verdauungssäften. Die Folge sind Entzündungen und Verstopfungen, die die Organe schädigen. CFTR wird auch in den Nieren exprimiert, wo es den Elektrolythaushalt verändert.
Forscher der Universität Aarhus haben in einer aktuellen Studie einen Urintest vorgestellt, der Ärzten nicht nur die Mukoviszidose-Diagnose erleichtern soll, sondern auch angibt, wie stark ein Patient von der Erbkrankheit betroffen ist. Der Urintest kann weiterhin Aufschluss darüber geben, wie wirksam die bisherige medizinische Behandlung des Patienten ist. „Ziel ist es, den Urintest als klinisches Instrument einzusetzen, um sowohl den Schweregrad der genetischen Störung als auch die Wirkung des Medikaments bei einzelnen Patienten mit Mukoviszidose zu bestimmen“, erklärt Hauptautor Prof. Jens Leipziger.
Neben anderen Funktionen regulieren die Nieren das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper. Vergangene Studien zeigten, dass Patienten mit Mukoviszidose im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen eine stark verminderte Fähigkeit haben, Basen durch die Nieren auzuscheiden. Diese Erkenntnis brachte die Forscher auf die Idee, die Fähigkeit der Patienten zur Steuerung bzw. Erhöhung des Basengehalts im Urin zu testen, um Informationen über die CFTR-Funktion zu erhalten. Dieser Wert kann anschließend zur Einschätzung des Schweregrades der Erkrankung sowie für den Grad der Normalisierung nach der Behandlung herangezogen werden.
Bisher war die Messung der Chloridkonzentration im Schweiß die beliebteste Methode zur Bewertung der CFTR-Funktion eines Patienten. Das Verfahren ist jedoch zeitaufwändig, erfordert erfahrenes Personal, weist große individuelle Schwankungen auf und spiegelt den Schweregrad der Erkrankung nicht ausreichend wider. Das neue Testverfahren ist daher ein wichtiges Instrument, das zur Charakterisierung und Einschätzung von Mukoviszidose verwendet werden kann.
Seit 2020 werden die meisten Mukoviszidose-Patienten mit dem Medikament Kaftrio® behandelt, das die Aktivität des defekten CFTR-Moleküls verbessert. „Die Behandlung der Mukoviszidose hat sich mit der Einführung von Therapien, die auf den krankheitsverursachenden Mechanismus abzielen, verändert. Da die neuen Behandlungen darauf abzielen, die Funktion von CFTR zu verbessern, kann der Urintest Aufschluss darüber geben, ob eine bestimmte Behandlung wirksam ist“, erklärt Leipziger. In der aktuellen Studie untersuchten die Forscher daher auch die Wirksamkeit des Arzneimittels bei 50 erwachsenen Patienten sowohl vor als auch nach der Behandlung mit Kaftrio®. Dabei stellten sie eine klare Korrelation zwischen den Ergebnissen des Urintests und dem Schweregrad der Erkrankung – etwa dem Grad der eingeschränkten Lungenfunktion – fest.
Die Studie zeigt außerdem, dass die Patienten nach einer sechsmonatigen Behandlung mit Kaftrio® etwa 70 % der Basisausscheidungsrate gesunder Kontrollpersonen erreichen. Derzeit erhalten jedoch alle Patienten mit Mukoviszidose die gleiche Dosis des Medikaments, obwohl die Ärzte Unterschiede sowohl bei den Nebenwirkungen als auch bei der klinischen Wirkung des Medikaments feststellen. „Wir wissen, dass das Medikament von Mensch zu Mensch unterschiedlich absorbiert, verstoffwechselt und ausgeschieden wird. Wenn wir mit einem einfachen Test die Wirkung des Medikaments für den einzelnen Patienten überwachen können, dann erwarten wir, dass die Patienten ein besseres Behandlungsergebnis erzielen können“, sagt Leipziger. Das Testverfahren soll nun in einer klinischen Studie überprüft werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Aarhus University. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Elevate, unsplash.