Es brennt und juckt am Po – da hole ich mir noch schnell etwas aus der Apotheke.
So oder so ähnlich geht es möglicherweise auch vielen Ihrer Patient:innen. Hämorrhoiden sind meist mit unangenehmen Symptomen wie Juckreiz, Nässen oder Blutungen verbunden, aber können unbehandelt auch zum Fortschreiten der Beschwerden führen.1,2 Glücklicherweise finden sich heute für alle Stadien der Erkrankung passende Behandlungsoptionen.
Um die richtige Therapie zu finden, ist eine ärztliche Beratung jedoch entscheidend, denn rezeptfreie (OTC) Produkte können Bestandteil einer leitliniengerechten Therapie sein, sind in manchen Fällen jedoch nicht ausreichend.2
Es ist bekannt, dass Ballaststoffe wichtig für den menschlichen Verdauungsapparat sind. So greifen auch bei Hämorrhoiden Patient:innen womöglich zu Quellmitteln aus der Apotheke. Mehrere Studien und Metanalysen untersuchten deren Einfluss auf die Beschwerden bei Hämorrhoiden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine ballaststoffreiche Ernährung eine positive Wirkung für die symptomatische Behandlung hat. Dabei zeigten zum Beispiel indische Flohsamenschalen einen positiven Effekt.3 Selbst die AWMF-Leitlinie empfiehlt daher, Ihre Patient:innen auf den Nutzen der ballaststoffreichen Ernährung hinzuweisen, auch wenn keine direkte Empfehlung für Quellmittel besteht.2
Es gibt viele verschiedene rezeptfreie Hämorrhoidalia oder Externa, die in unterschiedlichen Darreichungsformen angeboten werden: Salben und Cremes, aber auch Suppositorien und Analtampons. Die Medikamente enthalten meist hautpflegende Inhaltsstoffe, Lokalanästhetika oder diverse pflanzliche Wirkstoffe. Häufig finden sich auch Kombinationen aus mehreren Wirkstoffen. Je nach Krankheitsstatus können diese Produkte eine durchaus sinnvolle Therapieoption darstellen:
Zur Linderung der Beschwerden stehen Präparate mit den Wirkstoffen Lidocain oder Quinisocain zur Verfügung. Deren lokal betäubende Wirkung kann Schmerzen und Juckreiz lindern und so das Wohlbefinden Ihrer Patient:innen bei akuten Beschwerden verbessern.4
Verschiedene Cremes und Salben enthalten Wirkstoffe, die die Wundheilung unterstützen sollen, wie Zink oder Panthenol. Deren Wirkung innerhalb der Wundheilung und für die Haut ist zwar gut bekannt5, 6, ein direkter Nutzen für Hämorrhoidalleiden wurde jedoch noch nicht nachgewiesen.
Sitzbäder, Salben, Cremes oder Zäpfchen werden häufig noch mit pflanzlichen Auszügen, zum Beispiel aus Kamille oder der Zaubernuss (Hamamelis), angereichert. Leider ist die Studienlage dazu noch wenig aussagekräftig. Beispielsweise konnte eine Datenanalyse keine klinisch relevanten Vorteile für traditionelle chinesische Heilkräuter feststellen.7
Auch innerhalb der AWMF-Leitlinie wird daher keine direkte Empfehlung für diese Behandlungen ausgesprochen.2
Im Ausland, beispielsweise in Österreich oder Italien, werden Hämorrhoidalleiden außerdem mit sogenannten Interna behandelt. Die darin enthaltenen Flavonoide sollen aufgrund ihrer gefäß- und ödemprotektiven Wirkung für niedriggradige Hämorrhoidalleiden und postoperative Beschwerden geeignet sein. Obwohl bestimmte Studienergebnisse positive Effekte zeigen, ist die Studienlage für eine Leitlinienempfehlung noch zu schwach.8, 9 Diese Interna sind in Deutschland nicht speziell für die Behandlung von Hämorrhoiden zugelassen und haben hier bisher keine therapeutische Relevanz.2
Die Unterstützung einer ballaststoffreichen Ernährung und das Lindern von Symptomen der Hämorrhoiden können durchaus mit OTC-Produkten erreicht werden. So bieten beispielsweise Externa mit Lokalanästhetika die Möglichkeit akute Beschwerden zu lindern.2 Allerdings ist es wichtig, dass sich Betroffene auch ärztlichen Rat in einem offenen Gespräch einholen, um eine korrekte Diagnose zu erhalten und die richtige Behandlung zu finden. Denn oft ist es bei Hämorrhoiden mit einer Creme aus der Apotheke nicht getan: Neben einer Änderung der Lebensgewohnheiten bedarf es häufig auch verschreibungspflichtiger Medikamente mit anderen Wirkstoffen oder Wirkstoffkombinationen. Beispielsweise können kortikosteroidhaltige Präparate Entzündungen, Gefäßerweiterung, Blutungen und Nässen beim Hämorrhoidalleiden lindern.4 In anderen Fällen kann auch eine Operation notwendig sein. Nur im ärztlichen Gespräch finden Sie die passende Therapie.
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