Die Maskenpflicht in Bus und Bahn ist abgeschafft – mitten im Winter und während einer anhaltenden Infektionswelle. Sind uns Kinder und Alte wirklich so egal?
Seit einiger Zeit wütet wieder eine Infektionswelle im Land. Dazu sind mir Ende des Jahres sowie zum Jahresbeginn ein paar Gedanken gekommen, die ich teilen möchte: Ein Teil der Infektionen ist RSV, das man am sinnvollsten mit Basishygiene (Masken in Innenräumen) bekämpfen könnte. Aber wir wollen ja keine Masken – das haben wir ja geklärt, weil Mundgeruch, Freiheit und so.
Ein anderer Teil ist immer noch diese schwedische Hustenkrankheit, deren Namen nicht genannt werden darf und gegen die auch eine gewisse Form der Basishygiene (Masken in Innenräumen) helfen würde – aber wir wollen ja keine Masken, das haben wir ja geklärt, weil Mundgeruch, Freiheit und so.
Und dann ist da noch Influenza. Auch gegen Influenza könnte man ... ihr wisst schon.
Alle Viren sind natürlich winzig klein und das hört man dann oft, dass die von einer FFP2-Maske nicht aufgehalten werden. Das klingt erstmal plausibel, aber man vergisst dabei, dass Viren immer in einem Transporter sitzen, einem winzig kleinen Tröpfchen. Tröpfchen in der Luft nennt man Aerosol. Und die verheddern sich sehr wohl in dem Schutzvlies, das eine FFP2-Maske ausmacht. Lasst euch da nichts erzählen, das ist grober Unfug, dass richtig getragene FFP2-Masken keinen Schutz vor Infektionen mit Viren bieten würden.
Dazu ein kleiner Exkurs, weil wir in unserer normalen Welt keinen Bezug zu diesen winzig kleinen Maßen haben. Es geht im Folgenden um nm und µm. Ein Zentimter besteht aus 10 Millimetern. Ein Millimeter besteht aus 1.000 Mikrometern (µm) und ein solcher Mikrometer besteht aus 1.000 Nanometern (nm). Viren sind winzig, Influenzaviren etwa 80–120 nm, RSV etwa 120–300 nm und Coronaviren etwa 80–140 nm groß. Die Porengröße der FFP2-Filter liegt etwa bei 600 nm, da würden also alle Viren problemlos durch passen.
Theoretisch und in der Welt der Quarkdenker ist dann mit Denken auch Schluss. Das reicht ihnen, weil damit können sie ja sagen: Masken bringen nichts. Viren reisen aber niemals nackig. Das tun wir ja auch nicht, sondern man zieht sich was an und man hat in der Regel noch einen Koffer dabei und ein Reisegefährt – ein Auto, ein Fahrrad –, sowas eben. Und plötzlich ist man nicht mehr ganz so klein und wendig und agil.
Beim Virus sind das die Aerosole. Beim leisen Sprechen entstehen die feinsten Aerosole. Das sind Tröpfchen, deren Durchmesser etwa 2–5 µm beträgt. Also etwa 2.000–5.000 nm. Die allerkleinsten Tropfen sind also schon drei Mal dicker, als das Schutzvlies in der FFP2-Maske durchlassen würde.
Beim Husten, Niesen oder Singen und Schreien entstehen Tröpfchen von bis zu 100 µm Größe – also etwa 100.000 Nanometern und damit ungefähr 160 mal größer als das, was das Schutzvlies der FFP2-Maske passieren würde. Zusätzlich kommen noch statische Effekte, die die Aerosole wie Magnete am Vlies festhalten, aber das wird dann zu speziell.
Zusammenfassend muss man sich die FFP2-Maske wie ein Umlaufgitter vorstellen, wie man es manchmal vor Bahnübergängen oder an Spielplätzen steht. Als Fußgänger (Virus) läuft man da problemlos durch. Mit einem Fahrrad oder einem Auto passt man da nicht mehr durch und genauso ist es mit den Viren und den Masken.
Wir könnten also relativ einfach etwas gegen diese ganzen Infektionen tun. Das würde die Praxen und die Kliniken massiv entlasten. Wir könnten uns den Patienten widmen, die wir trotz Impfung und Hygienemaßnahmen nicht schützen konnten. Das würde auch gegen viele andere Probleme helfen.
Gegen die Ausfälle in den Schulen, den Flickenteppich im Stundenplan. Gegen die Produktionsausfälle und fehlenden Mitarbeiter. Aber dann müsste man ja eine Maske anziehen und Digitalunterricht machen und da haben die esoterischen Fans der Parawissenschaften in den letzten Jahren offensichtlich ganze Arbeit geleistet, weil man selbst von differenziert denkenden Akademikern jetzt häufiger mal den Satz hört: „Da müssen die jetzt durch!“
Man darf nicht allzu viel Empathie und Liebe für Kinder übrighaben, wenn man das mal weiterdenkt. Was für eine kinderfeindliche Welt, in der man nicht mal mehr bereit ist, sie durch Basishygienemaßnahmen so weit zu schützen, dass die Kinderkliniken nicht restlos überbelegt sind und eine adäquate Versorgung nicht mehr jederzeit gewährleistet ist. In der man ihnen eine schützende Impfung (z. B. gegen Influenza) ohne Begründung vorenthält und in der man sie lieber tagelang mit 40° Fieber durchglühen lässt. Natürlich ohne Schmerzmittel oder ein fiebersenkendes Mittel, ganz einfach, weil es keinen Fiebersaft mehr gibt.
Getreu dem Motto: Was uns nicht tötet, härtet uns ab. Das ist doch alles ein Irrsinn, den ich unter erwachsenen Menschen im Jahr 2023 nicht für möglich gehalten hätte.
Bildquelle: Khashayar Kouchpeydeh, unsplash