Die Heilung von Wunden beruht auf der Fähigkeit der Haut zur Regeneration von Epithelien und zur Reparation von Hautbindegewebe, sodass sie sich im Falle einer Durchtrennung oder Verletzung selbst heilen kann. Diese Fähigkeit unterliegt jedoch großen Schwankungen – sie ist abhängig von einer Reihe an Faktoren, wobei gerade auch die Art und Weise der Behandlung einen großen Einfluss hat. Tipps für den ambulanten Verbandswechsel finden Sie hier.
Chronische Wunden und gerade auch manifestierte Wundinfektionen sind aufgrund der zum Teil schweren Verläufe gefürchtet und können viel Aufwand und Leid mit sich bringen – sowohl für Patient:innen als auch Behandelnde. Daher gilt wie in fast allen medizinischen Bereichen auch hier: Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung verbessert die Prognose! Nachfolgend stellen wir Ihnen typische Symptome und Besonderheiten von systemischen Wundheilungsstörungen sowie deren wichtigste Einflussfaktoren vor – sodass Ihnen das Erkennen drohender Schädigungen erleichtert wird.
Erkenntnisse aus der klinischen Forschung lassen den Schluss zu, dass das physiologische Altern die Wundheilungsprozesse durch die allgemein reduzierten Zellaktivitäten vor allem zeitlich verzögert. Eigentliche Wundheilungsstörungen ergeben sich aber zumeist erst durch die Auswirkungen altersbedingter Multimorbidität mit schlechtem Immunstatus und oft anzutreffender Mangelernährung. Gehäuft treten im Alter auch Geschwürswunden als Folge von Stoffwechselerkrankungen, Gefäßleiden und Tumoren auf. In diesen Fällen ist mit einer entsprechend schlechten Heilungstendenz zu rechnen.
Mangelernährung oder auch Malnutrition zählt zu den häufigsten Komorbiditäten des älteren Menschen. Sie verursacht nicht nur eine lange Reihe von Sekundärkomplikationen, welche die Lebensqualität stark vermindern, sondern gilt auch als wichtiger Störfaktor der Wundheilung. Gerade in Bezug auf Dekubitus gilt eine Malnutrition als schwerwiegender sekundärer Risikofaktor.
Nicht zu vergessen ist auch die nicht immer ganz so leicht erkennbare qualitative Mangelernährung. Sie besteht in einem Mangel eines bestimmten Nährstoffes und ist demzufolge nicht unbedingt mit einem Gewichtsverlust verbunden.
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Im Rahmen der Wundheilung sind die Vorgänge der immunologischen Abwehr von großer Bedeutung. Dementsprechend ergeben sich durch Beeinträchtigungen oder Defekte des Immunsystems eine erhöhte Anfälligkeit für Wundheilungsstörungen und infektiöse Komplikationen. Ursachen für einen schlechten Immunstatus können beispielsweise OP-Traumen, bakterielle oder virusbedingte Infektionen, Mangelernährung, Entero- oder Nephropathien mit erheblichem Eiweißdefizit oder eine zytostatische immundepressive Behandlung sein.
Krankheiten mit hemmendem Einfluss auf die Wundheilung sind vorrangig wiederum solche, die die Immunitätslage des betroffenen Organismus beeinträchtigen, wie beispielsweise Tumoren, Autoimmunerkrankungen und Infektionen. Mit einer verzögerten bzw. gestörten Wundheilung muss aber auch bei Bindegewebserkrankungen (z. B. rheumatische Erkrankungen), Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus) und Gefäßerkrankungen (z. B. PAVK, venöse Insuffizienz) gerechnet werden. Diabetes mellitus sowie arterielle und venöse Gefäßerkrankungen können auch selbst die Auslöser von Beinulzerationen sein.
Ein Sauerstoffmangel (Hypoxie) im Wundgebiet kann infolge anhaltender Minderdurchblutung und vollständigem Durchblutungsausfall (Ischämie) zum Zelltod führen. In chronischen Ulzera wird daher immer eine tiefe Sauerstoffspannung gemessen. Verantwortlich für diese Gewebehypoxie sind einerseits Begleiterkrankungen im Alter, wie z. B. Krankheiten von Herz, Lunge und Nieren, sowie Malnutrition in Form der Protein Energy Malnutrition (PEM). Andererseits sorgen pathologische Mechanismen in einer chronischen Wunde wie etwa Fibrinthromben, entzündliche Ödeme, Vasokonstriktion usw. für das Fortbestehen der lokalen Ischämie. Man unterscheidet verschiedene Formen der Ischämie:
Verschiedene Pharmaka üben direkt einen negativen Einfluss auf die Wundheilung aus, wobei vor allem Immunsuppressiva, Zytostatika, Antiphlogistika (hauptsächlich Glukokortikoide) und Antikoagulanzien zu nennen sind. Entsprechend der Hemmwirkung der verschiedenen Substanzen auf die Blutgerinnung, Entzündungsprozesse und Proliferation werden insbesondere Granulations- und Narbenbildung beeinflusst, sodass mit einer herabgesetzten Reißfestigkeit der Wunde gerechnet werden muss. Allerdings sind die Auswirkungen auf die Reparaturmechanismen des Gewebes abhängig von der Dosis, vom Zeitpunkt der Gabe und der Therapiedauer.
Die Wundheilung, vor allem die Heilung stoffwechselbedingter chronischer Wunden, wie beispielsweise diabetische Ulzera, erfordert ein großes Maß an Mitarbeit vonseiten der/des Patient:in. Die individuelle, psychosoziale Situation schafft jedoch sehr unterschiedliche Ausgangsbedingungen im Hinblick auf die Verständnisfähigkeit der/des Patient:in und der Motivation, an der Behandlung mitzuarbeiten. Gerade auch bei demenziellen Erkrankungen ist mit einer adäquaten Adhärenz seitens der/des Patient:in nicht zu rechnen – hier ist eine besondere Aufmerksamkeit gefordert.
Des Weiteren zeigen auch Alkohol- und Nikotinabusus sowie Drogenzufuhr negative Einflüsse auf die Wundheilung. Abgesehen von der gefäßschädigenden Komponente des Drogenmissbrauchs (Arteriosklerose, schwere Durchblutungsstörungen) weist diese Patientengruppe häufig einen schlechten Allgemeinzustand mit reduzierter Immunitätsabwehr und schlechtem Ernährungszustand auf.
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