Egal ob bei Instagram, Facebook oder TikTok – überall findet man DAS „Wundermittel“ für dieses und jenes Problem, auch für eine optimale Wundheilung. Aber so einfach wie in solchen Beiträgen häufig getan wird, ist es meistens nicht. Vielmehr kommt es auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung an, um die Grundlage für einen gesunden Allgemeinzustand zu schaffen. Jeder Nährstoff übt allein oder in Kombination einen mehr oder weniger starken Einfluss auf die Proteinsynthese und damit auf die Zellproliferation aus. Alle Nährstoffe und ihre Bestandteile arbeiten dabei synergetisch zusammen, weshalb es für die Wundheilung so wichtig ist, dass sie alle vorhanden sind. Es kommt also auf eine Vielzahl an Nährstoffen an.
Werden nicht genügend Proteine und Aminosäuren zugeführt, sistiert die Proteinsynthese und damit das Wachstum von Granulationsgewebe, aber auch von weiteren Zellen der Immunabwehr. Ein Proteinmangel beeinträchtigt daher alle Vorgänge der Wundheilung.1
Die chemischen Reaktionen während der Wundheilung sind sehr energieintensiv. Stehen aufgrund von Malnutrition für die Energieproduktion zu wenig Kohlenhydrate zur Verfügung, wird der Stoffwechsel auf katabol umgestellt. Das hat zur Folge, dass hochwertige körpereigene Muskelproteine zur Energiegewinnung abgebaut werden. Dies kann schon nach kurzzeitiger Bettruhe (1 bis 2 Wochen) zu hochgradigem Proteinmangel und Muskelschwund führen.
In ihrer Eigenschaft als Coenzyme beeinflussen alle Vitamine die Wundheilung positiv. Der Mangel nur eines einzigen Vitamins kann die Heilung bereits verzögern.
Vitamine des B-Komplexes beteiligen sich beispielsweise an der Kollagensynthese und stimulieren die Antikörperbildung sowie die Infektabwehr.
Antioxidantien wie Vitamin E und Vitamin C fangen die für die Epithelzellen toxischen freien Radikale ab. Aber Achtung: Vitamine E kann ich hohen Dosen auch wundheilungshemmend wirken. Eingesetzt wird es dennoch, um die Narbenbildung zu modifizieren, da die Nebenwirkungen im Vergleich zu Steroiden geringer sind.1
Vitamin A wirkt bei der Kollagensynthese und -vernetzung. Außerdem ist Vitamin A für die Synthese von Glykoproteinen und Proteoglykanen essenziell. Ein Mangel kann zu verzögerter Epithelisierung, verlangsamter Kollagensynthese, verminderter Kollagenstabilität und gehäuften Infektionen führen.1
Zu guter Letzt der Klassiker: Vitamin C. Es ist in erster Linie für die Hydroxilierung von Prolin und Lysin bei der Kollagensynthese verantwortlich. Gerade da die Integrität der Kapillaren von der Bildung stabilen Kollagens abhängig ist, kann durch einen Vitamin-C-Mangel eine vermehrte Fragilität entstehen. Des Weiteren kann ein Defizit eine gestörte Migration von Makrophagen, eine Beeinträchtigung der Neutrophilenfunktion und Synthesestörungen von Komplementfaktoren sowie Immunglobulinen zur Folge haben.1
Bei den Mineralstoffen ist es vor allem ein Zink- oder Eisenmangel, der Störungen verursacht. In Folge einer Malnutrition kommt es besonders häufig zu einem Mangel an Zink (> 60 %), Eisen (> 60 %) und Kupfer (> 20 %). Für die Wundheilung stellt Zink das wichtigste aller Spurenelemente dar, da es der zentrale Bestandteil der Transkriptase sowie der RNA- und DNA-Polymerase ist und somit eine wichtige Rolle in der Proteinbiosynthese spielt. Ein Zinkmangel beeinflusst die Albuminsynthese in der Leber sowie die Zellproliferation der Fibroblasten und Epithelzellen. Aus diesem Grund wird eine Bestimmung des Plasma-Zink-Gehalts innerhalb der Wundtherapie empfohlen.1
Eisenmangel verursacht eine Anämie und vermindert so den Sauerstofftransport ins Wundgebiet.
Bei schwer heilenden Wunden ist es daher zu empfehlen, sich auch mit der Ernährung und Nährstoffversorgung der Patient:innen zu befassen. Welche weiteren Faktoren einen Einfluss auf die Wundheilung haben, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Referenzen:
1. Tautenhagn J und Piatek S. Störfaktoren der Wundheilung. Wundatlas. 2012.
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