Gutartige Brusterkrankungen können sich nicht nur im langfristigen Verlauf zu Krebs entwickeln – ihr Auftreten ist ein Indikator für das Brustkrebsrisiko von Patientinnen, wie eine Studie nun demonstriert.
Bei Frauen, bei denen im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen eine gutartige Brusterkrankung diagnostiziert wurde, ist das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, fast doppelt so hoch. So lauten die Ergebnisse einer Studie, die im November auf der Europäischen Brustkrebskonferenz vorgestellt wurden.
In der Studie unter mehr als 700.000 spanischen Probandinnen wurden Frauen, bei denen eine gutartige Brusterkrankung diagnostiziert wurde, mit Frauen ohne Brusterkrankung verglichen. Zu den eingeschlossenen Erkrankungen zählten unter anderem Fibroadenome und Zysten.
Das erhöhte Brustkrebsrisiko blieb mindestens zwei Jahrzehnte lang bestehen, und die Forscher schätzen, dass diese Gruppe von Frauen von häufigeren Vorsorgeuntersuchungen profitieren könnte, um sicherzustellen, dass diejenigen, die Krebs entwickeln, frühzeitig diagnostiziert werden.
Die Forschungsergebnisse wurden auf der Konferenz von Dr. Marta Román vom Hospital del Mar in Barcelona, Spanien, vorgestellt und im International Journal of Environmental Research and Public Health veröffentlicht. Die Studie umfasste 778.306 Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren, die zwischen 1996 und 2015 mindestens einmal an einem Brustscreening in einem von 20 Zentren in Spanien teilgenommen hatten. In Spanien wird allen Frauen in dieser Altersgruppe alle zwei Jahre eine Mammographie zum Brustscreening angeboten.
Die Forscher beobachteten die Teilnehmerinnen bis zum Jahr 2017. In dieser Zeit wurde bei 17.827 Frauen eine gutartige Brusterkrankung und bei 11.708 Frauen Brustkrebs diagnostiziert. Die Daten zeigten, dass bei etwa 25 von 1.000 Frauen mit einer gutartigen Brusterkrankung später Brustkrebs diagnostiziert wurde. Bei Frauen ohne gutartige Brusterkrankung wurde bei etwa 15 von 1.000 Frauen Brustkrebs diagnostiziert.
Das erhöhte Risiko wurde bei Frauen mit einer gutartigen Brusterkrankung unabhängig von ihrem Alter festgestellt und blieb mindestens 20 Jahre lang bestehen. Bei Frauen, die weniger als vier Jahre nachbeobachtet wurden, lag die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, bei 99 %, und bei Frauen, die 12 bis 20 Jahre nachbeobachtet wurden, lag sie bei 96 %.
„Dies ist wichtig“, erklärte Román. „Es deutet darauf hin, dass gutartige Brusterkrankungen ein wichtiger Indikator dafür sind, dass eine Frau ein höheres Brustkrebsrisiko hat und nicht nur etwas, das sich zu Krebs entwickeln könnte. Tatsächlich finden wir die gutartige Erkrankung oft in einer Brust und dann entwickelt sich in der anderen Brust Krebs. Zusammen mit dem, was wir über andere Risikofaktoren wissen, können wir dieses Wissen nutzen, um das Brustscreening, das wir Frauen anbieten, zu optimieren. Wenn bei einer Frau beispielsweise eine gutartige Brusterkrankung diagnostiziert wird und sie andere Risikofaktoren, wie eine familiäre Vorbelastung, aufweist, könnte sie von häufigeren Vorsorgeuntersuchungen profitieren.“
Der Präsident des Europäischen Brustkrebsrates, Professor David Cameron vom Krebsforschungszentrum der Universität Edinburgh (UK), war nicht an den Forschungsarbeiten beteiligt. Er teilt aber die Einschätzung Románs, dass Frauen mit einer gutartigen Brusterkrankung möglicherweise von einem erweiterten Screening profitieren. Er weist allerdings auch darauf hin: „Mammographien zeigen häufig Anzeichen von Brusterkrankungen, die kein Krebs sind, wie Zysten und Fibroadenome, und es ist wichtig, daran zu denken, dass die Mehrheit der Frauen mit diesen Erkrankungen später keinen Brustkrebs entwickeln wird.“
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der European Organisation for Research and Treatment of Cancer. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Tom Jur, unsplash.