Schwangere, die unter Epilepsie leiden, müssen vorsichtig sein: Einige Epilepsie-Medikamente stehen im Verdacht, das Ungeborene zu schädigen. Eine umfassende Studie bestätigt dies und zeigt, worauf werdende Mütter achten sollten.
Frauen mit Epilepsie benötigen häufig Medikamente, um Krampfanfälle während der Schwangerschaft zu verhindern. Frühere Studien stellten bereits einen Zusammenhang zwischen der Einnahme des Antiepileptikums Valproat während der Schwangerschaft und Autismus oder einem niedrigen IQ beim Kind fest. Eine aktuelle Studie bestätigt nicht nur dieses Risiko, sondern zeigt auch, dass die Einnahme des Medikaments Topiramat während der Schwangerschaft ähnlich risikoreich ist.
Für die aktuelle Nordic Register-based Study of Antiepileptic Drugs in Pregnancy (SCAN AED) sammelten Wissenschaftler Daten von mehr als 4 Millionen schwangeren Frauen – damit ist sie die bisher größte Studie, die einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antiepileptika und Autismus sowie neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern untersucht. Dank des großen Datensatzes konnte erstmals untersucht werden, ob auch andere Epilepsie-Medikamente oder bestimmte Wirkstoffkombinationen problematisch sind.
„Wir fanden heraus, dass Kinder von Frauen mit Epilepsie, die während der Schwangerschaft mit Topiramat oder Valproat behandelt wurden, ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko für Autismus und geistige Behinderung hatten, verglichen mit Kindern, die nicht mit Antiepileptika behandelt wurden“, sagt Neurologin und Studienleiterin Prof. Marte-Helene Bjørk. Valproat wird zudem häufig bei Migräne und bipolare Störungen eingesetzt – Erkrankungen, die zusammen mit Epilepsie häufig bei Frauen im gebärfähigen Alter auftreten. Es sei daher wichtig, dass Frauen mit diesen Erkrankungen umfassend über eine sichere Behandlung informiert werden, so Bjørk.
Die Studie bestätigt außerdem frühere Ergebnisse, dass das am häufigsten verwendete Medikament gegen Anfallsleiden in der Schwangerschaft – Lamotrigin – das Risiko für kindlichen Autismus und geistige Behinderungen nicht erhöht. Auch das Antiepileptikum Levetiracetam wurde nicht mit einem erhöhten Risiko für diese Störungen in Verbindung gebracht.
Kinder von Müttern, die eine Kombination aus Levetiracetam und Carbamazepin sowie eine Kombination aus Lamotrigin und Topiramat eingenommen hatten, hatten das gleiche erhöhte Risiko wie Kinder, die Valproat und Topiramat ausgesetzt waren. Dies galt jedoch nicht für Kinder von Müttern, die eine Kombinationstherapie aus Levetiracetam und Lamotrigin erhielten.
Frühere Studien zeigten weiterhin, dass schwangere Frauen mit Epilepsie eine höhere Sterblichkeitsrate aufweisen als Frauen ohne Epilepsie. Ein Teil dieses Risikos kann auf Krampfanfälle zurückgeführt werden. „Daher ist es wichtig, das Risiko für das Kind zu kennen und zu wissen, welche Medikamente eingesetzt werden können, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu gewährleisten“, sagt Studienautor Dr. Jakob Christensen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der University of Bergen. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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