Körperliche Aktivität ist ein Eckpfeiler im Diabetes-Management. Nun wurde eine systematische Übersicht, die den Zusammenhang zwischen Bewegung und diabetesbedingten Komplikationen zeigt, veröffentlicht.
Personen mit Diabetes sind gefährdet, weitere gesundheitsbezogene Komplikationen zu entwickeln. Darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zerebrovaskuläre Ereignisse und Herzinsuffizienz sowie andere Begleiterkrankungen wie Retinopathie, Nephropathie und Neuropathie.
„Während es bereits viele Beweise für den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der Prävention eines Typ-2-Diabetes gibt, stand dies für die Assoziation von körperlicher Aktivität mit diabetesbedingten Komplikationen noch aus“, sagt Dr. Sabrina Schlesinger vom Deutschen Diabetes Zentrum. Sie und ihr Team identifizierten nun in einer Übersichtsarbeit 31 relevante Studien, die Populationen aus 20 verschiedenen Ländern untersuchten. Ziel war es, das optimale Maß an körperlicher Aktivität, das voraussichtlich mit der größten Risikominderung verbunden ist, zu identifizieren, so Schlesinger. Derzeit empfiehlt die WHO, dass Erwachsene mit chronischen Krankheiten mindestens 150-300 Minuten pro Woche mit moderater aerober körperlicher Aktivität verbringen sollten. Dies entspricht einem Metabolischen Äquivalent von 8,25 bis 16,5 MET pro Woche.
Die Ergebnisse der Metaanalysen ergab eine moderate Beweissicherheit dafür, dass körperliche Aktivität mit einem verringerten relativen Risiko für die Inzidenz und Mortalität von kardiovaskulären Erkrankungen sowie mit mikrovaskulären Gesamtkomplikationen – insbesondere Retinopathie – verbunden war. Die Auswertungen zeigen eine Dosis-Wirkungs-Beziehung, d. h. mit steigender körperlicher Aktivität sank das Risiko für Folgeerkrankungen des Diabetes. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass bereits ein körperliches Aktivitätsniveau, das unterhalb der WHO-Empfehlung liegt, das relative Risiko für diabetesbedingte Komplikationen verringert“, resümiert Schlesinger. Die stärksten Risikoreduktionen wurden bei bis zu 20 bzw. 40 MET-h/Woche beobachtet.
Für Menschen mit Diabetes kann es belastend sein, wenn sie nicht erfolgreich die vorgegebene körperliche Aktivität umgesetzt haben; manchmal ist das Ziel – gerade zu Beginn oder bei körperlich inaktiven Menschen mit einem erhöhten BMI – unerreichbar. „Mit diesen Ergebnissen können auch diese Menschen mit Diabetes dazu ermutigt werden, körperlich aktiv zu sein, da selbst ein geringes Maß an körperlicher Aktivität zur Vorbeugung von diabetesbedingten Komplikationen wirksam ist, wie die Ergebnisse unserer Dosis-Wirkungs-Metaanalysen zeigten“, betont Schlesinger. „Zum Beispiel könnte eine Stunde Nordic Walking pro Woche, entsprechend 4,8 MET-h unter Berücksichtigung unserer Dosis-Wirkungs-Metaanalyse das relative Risiko einer kardiovaskulären Sterblichkeit bereits um etwa 10 % senken“, empfiehlt die Expertin.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Diabetes-Zentrums. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Immo Wegmann, unsplash