Ein EU-Bericht zeigt nun schwarz auf weiß, was viele Fachleute bereits beobachtet haben: Die in Europa gemeldeten Ausbrüche der aviären Influenza haben ihren bisherigen Höchststand erreicht.
Der verheerendste Ausbruch der hochpathogenen aviären Influenza (HPAI) bisher – so bezeichnet die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und die EU die derzeitige Lage in Sachen Vogelgrippe. In 27 EU-Ländern erfolgten bereits über 1.000 HPAI-Virusnachweise, davon 398 bei Wirtschaftsgeflügel, 151 in Hobbyhaltungen und 613 Nachweise bei Wildvögeln. In den betroffenen Betrieben mussten insgesamt rund 50 Millionen Tiere gekeult werden – präventive Keulungen noch nicht inbegriffen.
Die kontinuierliche Zirkulation des Virus in der Wildvogelpopulation hat zu einer häufigen Einschleppung in Geflügelbetriebe geführt. Wassergeflügel scheint besonders betroffen zu sein. In den kommenden Monaten könnte der zunehmende Infektionsdruck das Risiko der Einschleppung des Virus in Geflügelbestände erhöhen, so steht es im Bericht des ECDC. Eine weitere Ausbreitung in Gebieten mit hoher Geflügeldichte ist sehr wahrscheinlich. Normalerweise ebbt die Verbeitung des Virus im Sommer ab, eine Saisonalität blieb aber letztes Jahr erstmals aus (wir berichteten).
Die seit September 2022 nachgewiesenen Viren (Clade 2.3.4.4b) gehören 11 Genotypen an, von denen drei bereits während der Sommermonate in Europa zirkulierten. Acht Genotypen sind seitdem neu aufgetaucht. Auch bei Säugetieren wurden in Europa und Nordamerika HPAI-Viren nachgewiesen. Diese zeigen laut dem ECDC genetische Marker für die Anpassung an die Replikation im neuen Wirt. Seit dem letzten Bericht wurden außerdem zwei Nachweise beim Menschen in Spanien (Subtyp H5N1), drei in China (H5N1, H5N6 und H9N2) sowie eine in Vietnam (H5) gemeldet. Das Infektionsrisiko wird für die Allgemeinbevölkerung in der EU weiterhin als gering und für beruflich exponierte Personen als gering bis mittel eingeschätzt.
Zum aktuellen Bericht des ECDC kommt ihr hier.
Bildquelle: Bill Gierke, unsplash