Mund zu, es mieft! Wie wär’s da mit einem probiotischen Kaugummi? Ob das wirklich was bringt, lest ihr hier.
Der unschöne Mundgeruch erinnert einen noch am nächsten Tag an den köstlichen Gyros-Teller vom letzten Abend. Da kann man es den Mitmenschen kaum verübeln, wenn sie auf Distanz gehen. Zum Glück verschwindet dieser Duft nach einiger Zeit von selbst wieder, doch manche Menschen sind ständig von hartnäckigem Mundgeruch geplagt. Die Prävalenz von Halitosis wird auf 25 % geschätzt, allerdings gehen die Schätzungen dabei weit auseinander – was wohl auch daran liegen mag, dass nicht jeder Betroffene seinen Mundgeruch bemerkt.
Hauptursache für Halitosis sind flüchtige Schwefelverbindungen (Volatile Sulphur Compounds), die von Mundbakterien bei der Zersetzung von speziellen Aminosäuren, vor allem L-Cysteine und L-Methionin, produziert werden. Die wichtigsten Verbindungen, die mit Mundgeruch in Verbindung gebracht werden, sind Schwefelwasserstoff (H2S), Methylmercaptan (CH3SH) und Dimethylsulfid (C2H6S). Tatsächlich sind bis zu 90 % der Fälle von Mundgeruch auf eine intraorale Ursache zurückzuführen. In seltenen Fällen stecken pathologische Prozesse im HNO-Bereich oder Funktionsstörungen innerer Organe dahinter.
Schwer zugängliche Stellen, wie marode Füllungen, kariöse Stellen oder Zahnfleischtaschen, die im Rahmen von Parodontitis entstehen, sind ein hervorragendes Versteck für geruchsbildende Bakterien. Allerdings gibt es auch Studien, die keinen Zusammenhang zwischen parodontaler Gesundheit und Mundgeruch finden konnten. Eine Theorie besagt, dass Zahnfleischtaschen eine geschlossene Umgebung sind und nur ein kleiner Teil der übelriechenden Gase in den Mund entweichen kann.
Oft weisen Patienten mit schlechter parodontaler Gesundheit aber einen deutlich erhöhten Zungenbelag auf, der als einer der Hauptgründe für Mundgeruch gilt. Untersuchungen zeigen, dass mehr Zungenbelag auch mit stärkerem Mundgeruch einhergeht. Das liegt daran, dass sich dort besonders viele Keime tummeln. Die papilläre Struktur des Organs bietet einen optimalen Lebensraum für zahlreiche anaerobe Bakterien.
Inzwischen versuchen Forscher, das Problem probiotisch zu lösen: Was wäre, wenn man die Mikroben im Mundraum, die die übelriechenden Schwefelverbindungen produzieren, durch andere Bakterien verdrängen könnte? In einer Meta-Analyse, die in BMJ Open erschienen ist, haben sich Huang et al. dem Thema angenommen. Die Verabreichungsmethoden in den 7 untersuchten Studien reichten von Kaugummis, über Lutschtabletten zu Mundspülungen, die Lactobacillus reuteri, Streptococcus salivarius oder Weissella cibaria in verschiedenen Konzentrationen enthielten. Insgesamt nahmen an den Studien 278 Personen teil. Die Stärke des Mundgeruchs wurde entweder subjektiv von einem Arzt auf einer Skala von 0 bis 5 ermittelt (Organoleptic Score; OLP) oder es kam ein Atem-Analysegerät zum Einsatz, das das Vorkommen flüchtiger Schwefelverbindungen im Atem der Probanden maß. Zungenbelag- und Plaque-Scores wurden ebenfalls in einem Teil der Studien analysiert.
Wie sich herausstellte, ging der subjektive Geruch bei den Probiotikagruppen im Vergleich zu Placebo signifikant zurück, unabhängig von der Länge des Beobachtungszeitraums. Ein ähnliches Ergebnis wurde bei den nachgewiesenen Werten für flüchtige Schwefelverbindungen beobachtet. Allerdings fielen diese Werte in den einzelnen Studien sehr unterschiedlich aus und die beobachteten Wirkungen waren relativ kurzlebig – ein Effekt ließ sich nur bis zu vier Wochen erkennen, danach gab es keinen nennenswerten Unterschied mehr zwischen Probiotika und Placebo. Die Forscher mutmaßen, dass die probiotischen Bakterien die Mundflora positiv beeinflussen und damit die Prozesse hemmen, die die Schwefelverbindungen erzeugen.
Allerdings nahm der Gehalt an Schwefelverbindungen in der Ausatemluft nach rund 4 Wochen wieder zu. Laut der Wissenschaftler könnte dies daran liegen, dass die probiotischen Bakterien nicht die Ursache der mikrobiellen Abbauprozesse beseitigt haben: „Diese systematische Überprüfung und Metaanalyse weist darauf hin, dass Probiotika […] Mundgeruch lindern können, indem sie die Konzentration der flüchtigen Schwefelverbindungen kurzfristig reduzieren. Es gibt jedoch keine signifikante Wirkung auf Plaque und Zungenbelag, die Hauptursachen von Mundgeruch. Es sind mehr qualitativ hochwertige randomisierte klinische Studien erforderlich, um die Ergebnisse zu verifizieren und die Wirksamkeit von Probiotika bei der Behandlung von Mundgeruch nachzuweisen“, resümieren die Wissenschaftler.
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