Schon mal von Zipfelmützen-Alopezie und Adventitis gehört? Lest hier die kreativsten Weihnachtsdiagnosen aus unserer Community.
Ach je, als hätten Praxen und Kliniken mit Grippe, RSV und Corona nicht schon genug um die Ohren: Dieses Wochenende häufen sich nun auch noch christmatide Infekte und noeläre Syndrome, die jedes Jahr zuverlässig die Runde machen. Glücklicherweise konnten wir auf eure umfassende festliche Expertise zurückgreifen! Im Rahmen unseres Flexikon-Gewinnspiels haben uns zahlreiche kreative Weihnachtsdiagnosen erreicht. Hier stellen wir euch einen kleinen Überblick über die wichtigsten Weihnachtsdiagnosen vor, die ihr heute auf dem Schirm haben solltet!
In Anbetracht der Tatsache, wie verbreitet die subakute Verwandten-Antipathiereaktion (VAR) ist, ist es erstaunlich, wie wenig über ihre Ursachen bekannt ist – zu lange wurde sie von der Forschung als psychosomatisch abgetan. 2022 gelang aber der Durchbruch. Mit der Entdeckung des Oma-und-Opa-Antikörpers Typ 1 (OUOA1) konnte erstmals die physiologische Ursache für die VAR vom Typ OmOp belegt werden.
Die Verbreitung dieses Antikörpers ist schwer einzuschätzen, seine Serumkonzentration variiert stark zwischen verschiedenen Patientenpopulationen. Insbesondere in jungen Patienten, die nur selten Kontakt zum OUOA-Allergen (Großmutter und -vater) haben, zeigt sich grundsätzlich eine erhöhte Konzentration, die bei plötzlicher mehrtägiger Exposition zusätzlich ansteigt und in der Lage ist, eine Immunreaktion hervorzurufen.
Je nach Schweregrad lässt sich zwischen subakuter und akuter Form der VAR unterscheiden. Die subakute Form zeichnet sich durch charakteristische Symptome wie latenter Reizbarkeit, sowie ausgeprägten Alkoholkonsums im Rahmen von gemeinsamem Mahlzeiten aus. Bei fortwährender Exposition ist eine fulminante Steigerung der Symptome bis hin zum Ausbruch eines Großeltern-Abstoßungssyndroms möglich. Dieses akute OUOA1-assoziierte Krankheitsbild ist durch ausgeprägte Sympathikusaktivierung und verbale Entgleisungen gekennzeichnet. Glücklicherweise zeigt sich jedoch in den meisten Fällen eine retrograde Amnesie, die auch im Folgejahr erneute Expositionen ermöglicht.
Wenn ihr mehr zum Aufbau des Antikörpers und der VAR-Symptomatik erfahren möchtet, hier entlang.
Die Grinchiose, die jährlich im Dezember zuschlägt und dem ein oder anderen auch als Weihnachtstagefieber bekannt sein dürfte, zeichnet sich durch drei charakteristische Leitsymptome aus: Eine vorübergehende Hypertonie, schlechte Laune und eine Zipfelmützen-Alopezie. Entgegen der landläufigen Meinung handelt es sich bei der Krankheit nicht um eine überschießende Reaktion des Körpers auf den sozialen Stress, die perfekten Weihnachtsgeschenke für Partner, Verwandte und Freunde zu finden. Wie Forscher erst kürzlich herausfanden, handelt es sich bei der Grinchiose vielmehr um eine Infektion mit Rickettsia grinchii – einem Bakterium, das ausschließlich durch Pediculus humanus santaclausus übertragen wird.
Dieser Ektoparasit ist im Volksmund besser als „Nikolaus“ bekannt und auch der Auslöser der charakteristischen Alopezie. Nikoläuse besiedeln die Kopfhaut oberhalb der Hutkrempenlinie und legen im Bereich des Haaransatzes ihre Eier, welche eine auffallende Zuckerstangenform aufweisen. Die Folge sind Prädilektionsstellen im Schläfenbereich und ein dezenter Juckreiz, der oft als stressbedingtes Haareraufen fehlinterpretiert wird. Auch wenn der Übertragungsweg nicht abschließend geklärt ist, lassen sich aus epidemiologische Studien wirksame Präventionsmaßnahmen wie die tägliche Einnahme von Plätzchen und weihnachtlicher Heißgetränke ableiten.
Glücklicherweise ist die Therapie einfach möglich: Das Tragen der namensgebenden weiß-roten, bebommelten Zipfelmütze lindert die Symptome innerhalb kürzester Zeit.
Mehr Infos zu diesem kuriosen Krankheitsbild und seiner Therapie gibt’s hier.
Zuletzt noch eine weitere Krankheit, die für die Jahreszeit typisch ist: Die Adventitis. Wie bei vielen anderen noelären Syndromen ist die Ursache dieser inflammatorischen Erkrankung nach wie vor ungeklärt. Klar ist jedoch, dass Lebensstilfaktoren einen großen Einfluss auf Auftreten und Verlauf der Erkrankungen haben; beispielweise ist hinlänglich belegt, dass ein erhöhter Alkoholkonsum (insbesondere Glühwein) Entzündungsschübe triggern kann.
Bei der Adventitis handelt es sich um eine jährlich wiederkehrende milde Entzündung des Bindegewebes der Tunica adventitia. Der meist vierwöchige Verlauf ist durch vier unterschiedliche Stadien zunehmender Inflammation gekennzeichnet. Auffällig ist auch die Einwanderung kranzförmiger Makrophagen, der Nikolaus-Zellen, welche innerhalb der ersten zwei Stadien zu beobachten ist und die Diagnose absichert.
Die Krankheit zeigt sich symptomatisch variabel; typisch sind Müdigkeit, Fieber und eine Raynaud-Symptomatik. Auch ein episodischer Kaufrausch ist durchaus zu beobachten. Glücklicherweise klingt die Entzündung gegen Ende Dezember von alleine ab und eine Therapie ist nicht zwingend erforderlich. Als unterstützende Maßnahmen haben sich jedoch warme Socken und Entspannungsübungen bewährt.
Lest hier noch mehr zum Krankheitsverlauf.
Bildquelle: CHUTTERSNAP, unsplash.