Warum verleiten manche Menschen ihre Partner bewusst dazu, zu viel zu essen – obwohl sie eigentlich keinen Hunger haben? Feeding kann viele Ursachen haben. Lest hier, was dahintersteckt.
Liebe geht durch den Magen – für viele Menschen ist dieses Sprichwort Realität. Besonders in Beziehungen tendieren Menschen dazu, mehr zu essen oder aus emotionalen Gründen ihre Partner zum Essen zu verleiten. Auch, wenn sie selbst nicht hungrig sind. Sich darum zu kümmern, dass geliebte Personen satt sind und sie zu füttern, ist zu tiefst menschlich. Aber dieses Verhalten kann auch zu gesundheitlichen Problemen führen.
Zu viel zu essen ist einer der Hauptgründe für die stetig steigenden Adipositas-Raten. Laut WHO hat sich die Zahl der Menschen mit Adipositas seit 1975 fast verdreifacht. Besonders die sozialen Umstände beeinflussen das menschliche Essverhalten. So tendieren Menschen beispielsweise dazu, in einem Gruppensetting mehr zu essen.
Beim Essen mit einem potentiellen Partner tendieren Frauen dazu, weniger zu essen während Männer dazu tendieren, mehr zu essen. Dieses Verhältnis verschiebt sich aber mit der Länge einer festen Partnerschaft. Die Portionsgrößen nehmen zu – und so auch die Partner. Menschen, die in Beziehungen leben, nehmen also häufig zu. Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine Studie untersuchte deswegen die Essgewohnheiten von Paaren und fand heraus, dass Menschen, die zu emotionalem Essverhalten neigen, auch zu Feeding-Verhalten in einer Partnerschaft tendieren.
Essen kann in einer Beziehung aber nicht nur eine unbewusste Form der Zuneigung oder Emotionsverarbeitung sein. Gemeinsames Essen oder gegenseitiges bekochen und „füttern“ kann eine romantische Beziehung festigen. „Es hat sich gezeigt, dass Partner, die dazu neigen, Essen zu teilen und sich gegenseitig zu füttern, sich stärker zueinander hingezogen fühlen“, so die Studienautoren.
Bisher hat sich die Forschung allerdings hauptsächlich auf den unbewussten sozialen Einfluss auf die Essgewohnheiten fokussiert. „Manche Menschen können jedoch auch explizit und bewusst zu übermäßigem Essen ermutigen, was Auswirkungen auf die Entwicklung von Übergewicht, Fettleibigkeit und Essstörungen hat. Die Forschung zeigt zum Beispiel, dass manche Menschen ihre romantischen Partner aus sexuellem Vergnügen übermäßig füttern und dass das Geben von Essen ein Ausdruck von Sexualität sein kann.“
Neben emotionalen und sexuellen Motiven kann aber auch das Vermeiden von Abfällen ein Motivator von Feeding-Verhalten in Beziehungen sein – vor allem in Kulturen, in denen Essen entweder knapp ist oder einen hohen sozialen Stellenwert besitzt.
Während über die impliziten Auswirkungen sozialer Einflüsse auf das Essverhalten bereits viel bekannt ist und geforscht wird, wurde zu Menschen, die andere explizit und absichtlich zum Essen motivieren – vor allem in Beziehungen – bisher wenig geforscht. Auch über die Beweggründe des Feeding-Verhaltens ist bislang wenig bekannt. Deswegen haben die Wissenschaftler einen Fragebogen entwickelt, der das Essverhalten in Feeder-Beziehungen analysieren soll. Sie versuchten, die Motivation hinter Feeding-Verhalten zu konzeptualisieren. Dabei konnten die Forscher sechs Faktoren identifizieren, die die Motivation der Feeder beschreiben. Als Feeding-Verhalten galt dabei jegliches Verhalten, andere Personen zum Essen aufzufordern, obwohl diese nicht hungrig sind. Diese Faktoren sind:
Die Wissenschaftler hoffen, dass der erarbeitete Fragebogen in Zukunft dabei helfen kann, die Motivation hinter Feeding-Verhalten besser zu verstehen und vorauszusagen, wann Menschen dazu tendieren, sich zu Feedern in Beziehungen zu entwickeln – anhand persönlicher, familiärer und kultureller Voraussetzungen. Er könnte auch dabei helfen, kulturelle Unterschiede in der Motivation zu untersuchen oder im klinischen Setting problematisches Feeding-Verhalten zu identifizieren, um in weiterer Folge einen therapeutischen Ansatz in die Wege zu leiten und einen gesünderen Lebensstil zu etablieren.
„Unsere Forschung bestätigt, dass der soziale Druck innerhalb einer Beziehung eine Schlüsselrolle bei unserer Nahrungsaufnahme spielt. Der nächste Schritt unserer Forschung besteht darin, herauszufinden, ob diese Fütterungsprozesse in anderen sozialen Gruppen, wie Freundschaften, Familien und gleichgeschlechtlichen Beziehungen, genauso ablaufen“, sagt Studienautorin Prof. Jane Ogden von der University of Surrey.
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