Welche Patienten mit metastasiertem Blasenkrebs profitieren vom Einsatz von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten? Die Antwort liefern jetzt Bonner Forscher.
Chemotherapien, die zur Behandlung aggressiver fortgeschrittener und metastasierter Urothelkarzinome eingesetzt werden, sind oft mit vielen Nebenwirkungen verbunden. Seit kurzem gibt es eine neue Wirkstoffklasse von Medikamenten, sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, die für Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom eingesetzt wird.
Im Mai dieses Jahres wurde Enfortumab vedotin von der EMA zugelassen. Antikörper-Wirkstoff-Konjugate bestehen aus einem Antikörper, der gegen Tumorzellen gerichtet und mit einem hochtoxischen Chemotherapeutikum verbunden ist. Dadurch wird die Selektivität einer zielgerichteten Antikörpertherapie mit dem zytotoxischen Potenzial einer konventionellen Chemotherapie kombiniert, was einen innovativen und neuen onkologischen Therapieansatz darstellt.
Auch die Klinik für Urologie des Universitätsklinikum Bonn (UKB) setzt dieses neue Medikament zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom ein. „Enfortumab vedotin ist das erste zugelassene Antikörper-Wirkstoff-Konjugat und ein sehr vielversprechendes Medikament für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom. Wir verstehen jedoch bisher wenig darüber, wer wirklich von dieser Therapie profitiert, die auch starke Nebenwirkungen wie Hautirritationen oder Nervenstörungen hervorrufen kann“, sagt Dr. Niklas Klümper, Assistenzarzt der Klinik für Urologie am UKB.
„Wir konnten erstmalig zeigen, dass das Oberflächenmolekül für das zielgerichtete Einschleusen des Chemotherapeutikums in metastasiertem Urothelkarzinom häufig stark abnimmt oder gänzlich fehlt. Ein Fehlen dieser Oberflächenstruktur, was man mit einer konventionellen Immunhistochemie nachweisen kann, ist mit einer Resistenz gegenüber Enfortumab vedotin assoziiert, sodass diese Patientinnen und Patienten eventuell besser mit alternativen Therapien behandelt werden sollten. Unsere Arbeit ist daher ein Schritt Richtung Präzisionsonkologie für Patientinnen und Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom“, so Dr. Klümper. Sein Ziel ist es, dass diese potenziell toxischen Medikamente nur noch bei den Patienten eingesetzt werden, die auch von der Therapie profitieren können.
Für seine Erkenntnisse für eine präzisere Therapie von urologischen Tumorpatienten wurde Dr. Klümper Ende im November 2022 mit dem C. E. Alken Preis ausgezeichnet. Die C. E. Alken-Stiftung fördert die klinische und experimentelle Forschung der Urologie, indem sie jährlich ausgezeichnete deutschsprachige Forscher, die einen wesentlichen Beitrag für die Fachrichtung Urologie geleistet haben, einen Preis für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten verleiht.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikum Bonn. Die Originalpublikation haben wir euch hier verlinkt.
Bildquelle: Thomas Griggs, unsplash