Wenn das Nachthemd älterer Patienten beim Aufwachen blutverschmiert ist, zeigt ein Blick auf den Rumpf schnell, ob es Morbus Grover ist. Die Erkrankung präsentiert sich als roter, juckender Ausschlag. Lest hier, was ihr dazu wissen solltet.
Winterzeit ist Saunazeit. Doch was das Immunsystem bei richtiger Anwendung unterstützt, kann der Haut schaden. Morbus Grover ist eine juckende Erkrankung, die bei Männern mittleren Alters am Rumpf auftritt. Das Ekzem kann in seltenen Fällen auch durch Schwitzkuren auftreten.
Die Grover-Krankheit wird bei etwa 0,1 % der Gesamtbevölkerung diagnostiziert, mit einem Verhältnis von Männern zu Frauen von 2,4:1 und einem durchschnittlichen Beginn im Alter von 61 Jahren. Es handelt sich um eine recht junge seltene Erkrankung, sie wurde 1970 vom US-amerikanischen Dermatologen Ralph W. Grover beschrieben.
Der Zustand der Haut zeigt sich hauptsächlich als mäßig juckender, erythematöser, papulovesikulärer Ausschlag, der am häufigsten am Rumpf lokalisiert ist, insbesondere an Brust und Rücken. Ätiologie und Pathogenese der Erkrankung sind aufgrund ihrer Seltenheit nicht gut bekannt, der Verlauf ist typischerweise gutartig. M. Grover wird auch als transitorische akantholytische Dermatose bezeichnet. Eine Akantholyse bezeichnet einen fokalen Verlust der Interzellularverbindungen zwischen Keratinozyten mit konsekutiver epidermaler Spaltbildung.
Eine Datenextraktionsanalyse von Gantz et al. zeigt bei 69 Fällen von M. Grover, dass die Mehrheit der Patienten männlich war (71 %). Eine erhöhte Häufigkeit von M. Grover wurde auch in Verbindung mit Patienten gefunden, die für längere Zeit bettlägerig oder hospitalisiert waren. In einer Studie mit 72 Patienten, bei denen M. Grover diagnostiziert wurde, waren 21 % bettlägerig. Als mögliche Provokationsfaktoren gelten Sonnenexposition, exzessives Schwitzen, Hitze und virale oder bakterielle Infekte. Eine Überexpression von Interleukin 4 (IL-4) könnte eine Rolle spielen.
M. Grover heilt oft spontan innerhalb eines Jahres ab; daher konzentriert sich das Management auf die symptomatische Linderung und Krankheitsprävention. Typisch ist besonders das Auftreten bei männlichen Senioren.
Vargas-Mora et al. berichten über einen atypischen chronischen Verlauf und liefern eindrucksvolles Bildmaterial. Im vorgestellten Fall kam es zu erythematösen Papeln und Plaques mit abgegrenzten Bereichen von verschonter Haut an Rumpf, oberen Extremitäten, Hals und Gesicht. Eine Gesichtsbeteiligung ist zwar selten, kann aber auftreten. In 24 % der Fälle kommt es zu Gesichts- oder Kopfhautläsionen. Andere atypische Lokalisationen umfassten Handflächen, Fußsohlen, Achselhöhlen, Leistenfalten und dermatomere oder blaschkoide Verteilung. Im beschriebenen Fall wurde eine Schmalband-UVB-Phototherapie verwendet, mit einem erfolgreichen Ansprechen nach 18 Sitzungen.
Chemotherapie-assoziierter M. Grover ist eine seltene Komplikation der Krebsbehandlung. Die meisten Fälle können mit topischen Steroiden und topischen Weichmachern behandelt werden.
Nebenwirkung des COVID-19-Impfstoffs von Moderna (mRNA-1273) können Symptome sein, die M. Grover ähneln. Dies ist selten, mit bisher nur wenigen Fällen in der Literatur dokumentiert. Dyskeratotische Zellen, Akantholyse und das gemischte entzündliche Infiltrat, manchmal in Kombination mit einem Hautödem, sind bei histopathologischer Analyse die am häufigsten beobachteten Merkmale. Die fokale suprabasale Akantholyse, die die Grover-Krankheit imitiert, charakterisiert die direkte keratinozytäre Virusschädigung. In diesen Fällen ist eine direkte Immunfluoreszenzuntersuchung erforderlich, um eine autoimmune blasenbildende Dermatose auszuschließen.
Auch Medikamente, wie Zytostatika, können das Syndrom auslösen.
Pruritus-Symptome werden mit topischen Kortikosteroiden und Antihistaminika behandelt. Bei refraktäreren Fällen können Optionen wie Phototherapie, Retinoide und systemische Kortikosteroide eine Linderung der Symptome bewirken. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung ist derzeit keine endgültige Behandlung etabliert, topische Steroide wie Triamcinolonacetonid 0,1 % Creme haben sich jedoch als erfolgreich für die symptomatische Behandlung erwiesen.
Normalerweise ist die Eruption selbstlimitierend und bildet sich spontan innerhalb weniger Wochen zurück. In manchen Fällen kann sie jedoch über Monate oder sogar Jahre bestehen bleiben und einen therapieresistenten Verlauf zeigen. Als Therapie werden auch Acitretin und Calcipotriol versucht.
„Wir stellten die Hypothese auf, dass die Blaulichttherapie auch für die Behandlung von Grover-Krankheit von Vorteil sein könnte“, so Olagbenro et al. in einer Studie. Anders als UV-Strahlung ist blaues Licht (380 nm bis 500 nm) nicht ionisierend. Bei Grover-Patienten sank die Anzahl der Läsionen von 27,4 auf durchschnittlich 5,6 nach der Blaulicht-Phototherapie. Der Pruritus Severity Score sank von durchschnittlich 7,8 vor der Behandlung auf 5,1 nach der Blaulicht-Therapie.
Manchmal zeigen Zufälle den Weg für neue Therapien auf. Ein Patient mit Rhinosinusitis und begleitendem M. Grover erhielt Dupilumab in Standarddosen (600 mg Anfangsdosis und dann 300 mg alle zwei Wochen). Dupilumab ist ein humaner monoklonaler IgG4-Antikörper, der die Signalübertragung von IL-4 und Interleukin-13 (IL-13) hemmt und u. a. bei schwerer Neurodermitis zugelassen ist. Nach einer 14-tägigen Therapie wurde eine vollständige Rückbildung der dermatologischen Symptome und des Juckreizes beobachtet, so Barei et al. in einer Kasuistik. Andere Beobachtungen stützen die These.
Die positive Reaktion auf Dupilumab legt nahe, dass Typ-2-Entzündungen eine Rolle bei der Pathogenese der Grover-Krankheit spielen könnten, wie frühere Studien gezeigt haben. Darunter ist auch ein Fall nach intravenöser Gabe von rekombinantem humanem IL4, einem bekannten Th2-Induktor, und ein zweiter Fall, der durch Ipilimumap, einen monoklonalen Anti-CTLA-4-Antikörper, induziert wurde.
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