Für den CDK-Inhibitor Palbociclib ergibt sich in der Behandlung von Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem, HER2-negativem Mammakarzinom kein Überlebensvorteil – wohl aber einige Nebenwirkungen. Lest hier die IQWiG-Bewertung.
Palbociclib in Kombination mit einem Aromatasehemmer ist unter anderem für die Erstlinienbehandlung von postmenopausalen Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem, HER2-negativem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs zugelassen. Nach einer ersten frühen Nutzenbewertung im Jahr 2017 hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nun erneut bewertet, ob die Kombination für diese Patientinnen einen Zusatznutzen gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie bietet.
Auch die neueren, umfassenden Studiendaten zeigen keine Verlängerung des Gesamtüberlebens oder andere Vorteile bei patientenrelevanten Endpunkten. Allerdings traten unter der Kombination von Palbociclib mit Letrozol bestimmte schwere Nebenwirkungen in den Studien deutlich häufiger auf als unter Placebo plus Letrozol. Angesichts der nun vorliegenden Studiendaten sieht das IQWiG einen Beleg dafür, dass betroffene Frauen von Palbociclib in Kombination mit einem Aromatasehemmer einen geringeren Nutzen haben als von der entsprechenden Vergleichstherapie.
Bereits seit November 2016 ist Palbociclib für die Behandlung von Frauen mit fortgeschrittenem Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs zugelassen, für die eine weitere Operation, Strahlen- oder Chemotherapie in kurativer Absicht nicht mehr infrage kommt. In seiner Dossierbewertung hatte das IQWiG aus den vom Hersteller vorgelegten Daten zweier laufender Studien den Hinweis abgeleitet, dass Palbociclib plus Letrozol postmenopausalen Frauen in der Erstlinienbehandlung weniger Nutzen bringt als Placebo plus Letrozol.
Insbesondere wurde kein Vorteil beim Gesamtüberleben festgestellt und das vom Hersteller angeführte progressionsfreie Überleben war kein validiertes Surrogat für dieses patientenrelevante Ergebnis. Gleichzeitig kam es zu einer Zunahme schwerer Nebenwirkungen, einschließlich Veränderungen des Blutbildes.
Aufgrund der Vorläufigkeit der Daten aus der PALOMA-2-Studie hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) seinen Beschluss befristet und damit die frühe Nutzenbewertung gewissermaßen auf Wiedervorlage gelegt. Nach Ablauf des Beschlusses hat der Hersteller nun ein neues Dossier vorgelegt, in dem er – wenn auch unvollständige – Ergebnisse zum endgültigen Datenschnitt von PALOMA-2 und zusätzlich Ergebnisse aus der noch laufenden PALOMA-4-Studie anführt.
Der Verlauf des Gesamtüberlebens der Teilnehmerinnen der PALOMA-2-Studie war in beiden Armen nahezu identisch; es gab zu keinem Zeitpunkt einen klaren Vor- oder Nachteil von Palbociclib gegenüber Placebo. Auch die Überlebensdaten aus der PALOMA-4-Studie zeigen keinen Unterschied.
Ein anderes Bild ergibt sich bei mehreren schweren Nebenwirkungen und den damit verbundenen Behandlungsabbrüchen: Solche Ereignisse traten mit Palbociclib deutlich häufiger auf als ohne – und zwar zu einem großen Teil kurz nach Behandlungsbeginn, in einigen Fällen sogar erst mehrere Jahre später. So traten häufiger Störungen des Blut- und Lymphsystems auf, etwa eine Neutropenie. Dies führte zum Nachweis eines geringeren Nutzens gegenüber der entsprechenden Vergleichstherapie.
„Die Situation ist selten so eindeutig“, erklärt Katrin Nink vom IQWiG-Ressort Arzneimittelbewertung. „Während in den Placebo-Armen der Studien nur wenige schwere Nebenwirkungen wie Neutropenien auftraten, stieg ihre Zahl in den Palbociclib-Armen kurz nach Studienbeginn rapide an. Die beiden Kurven divergieren rasch und nähern sich auch später nicht an. Betrachtet man jedoch die Überlebenskurven der beiden Studien, so sind der Palbociclib- und der Placebo-Arm über ihre gesamte Länge nahezu deckungsgleich. Das bestätigt unsere anfängliche Skepsis: Ein früh beobachteter positiver Effekt im sogenannten progressionsfreien Überleben ist hier, wie so oft, leider kein guter Indikator dafür, dass die betroffenen Frauen spürbar länger leben werden.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des IQWiG. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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