… isst anders – und zwar ungesünder. Am Beispiel übergewichtiger Schwangerer geht eine Studie erstmals dem Mechanismus auf den Grund, mit dem unser Hirn Pläne schmiedet, umsetzt oder verwirft.
Die Qualität der mütterlichen Ernährung wirkt sich auf die pränatale Entwicklung und langfristige Gesundheit des Kindes aus. Doch Stress, der während der Schwangerschaft typischerweise zunimmt – oft verstärkt durch die Sorge um die Gesundheit des Fötus und die Angst vor der bevorstehenden Elternschaft – kann die Bemühungen um eine gesunde Ernährung zunichte machen, wie frühere Forschungen gezeigt haben.
In einer aktuellen Studie untersuchten Forscher der Ohio State University den Zusammenhang zwischen Stress und Gesamtfettkonsum mit dem Ziel, eine Intervention zur Verbesserung der Ernährung von übergewichtigen oder fettleibigen Schwangeren zu bewerten. Anhand einer Reihe von Fragebögen und statistischer Analysen fand das Team heraus, dass zwei mit dem Denken zusammenhängende Fähigkeiten – Planung und Ausführung dieser Pläne – bei Frauen, die unter hohem Stress standen, geschwächt waren. Diese Defizite waren mit einer höheren Gesamtfettaufnahme verbunden.
„Menschen mit einem höheren Stressniveau neigen auch zu einer höheren Fettaufnahme. Wenn der Stress hoch ist, sind wir so gestresst, dass wir an nichts mehr denken – und es ist uns egal, was wir essen“, sagt Mei-Wei Chang, außerordentliche Professorin für Krankenpflege an der Ohio State University und Hauptautorin der Studie. „Aus diesem Grund haben wir uns auf die exekutiven Funktionen als Vermittler zwischen Stress und Ernährung konzentriert. Und mit diesen Ausgangsdaten haben wir Grund zu der Annahme, dass eine Intervention im Bereich der exekutiven Funktionen die Ernährungsergebnisse verbessern könnte“, sagt sie. „Ich gehe davon aus, dass die Ergebnisse bei nicht schwangeren Frauen ähnlich ausfallen könnten, denn es geht um das grundsätzliche Verhalten der Menschen.“
Die 70 Frauen, die an der Studie teilnahmen, hatten vor der Schwangerschaft einen Body-Mass-Index zwischen 25 und 45. Die Teilnehmer füllten Fragebögen aus, mit denen sie sowohl die allgemeine Stresswahrnehmung als auch den schwangerschaftsbedingten Stress sowie die exekutiven Funktionen bewerteten. Besonderes Augenmerk lag auf der Metakognition (Planen) und der Verhaltensregulation (Pläne ausführen). Außerdem wurden zwei 24-Stunden-Erinnerungen an die Kalorienaufnahme und den Verzehr von Gesamtfett, zugesetztem Zucker sowie Obst und Gemüse ausgefüllt.
„Wir waren wirklich an der Vermittlerrolle der exekutiven Funktionen interessiert. Der Vermittler ist derjenige, der alles in Gang setzt“, sagt Chang. „Wir wollten wissen: Wenn wir uns bei einer Intervention auf die exekutiven Funktionen konzentrieren, würde sich das auf eine Verhaltensänderung bei der Nahrungsaufnahme auswirken? Bei Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung wird oft eine Diät oder ein Essensplan vorgeschrieben, an den man sich halten soll. Aber das führt langfristig nicht zu einer Verhaltensänderung.“
Die statistische Modellierung zeigte, dass ein höherer wahrgenommener Stress mit einer schlechteren Fähigkeit zur Planung und Überwachung des Verhaltens einherging und dass dies mit einer höheren Gesamtfettaufnahme verbunden war. Ebenso wurde ein höheres Maß an schwangerschaftsbedingtem Stress mit einer geringeren Fähigkeit zur Planung in Verbindung gebracht, was wiederum mit einer schlechteren Fähigkeit zur Überwachung von Verhaltensweisen im Zusammenhang mit der Durchführung des Plans einherging. Diese Faktoren waren mit einem höheren Fettkonsum verbunden.
Diese Zusammenhänge legen nahe, dass eine Intervention zur Stressreduzierung als Ausgangspunkt für die Verbesserung der Ernährung dienen könnte. Die Verbesserung der Fähigkeiten könnte außerdem mittels Coaching – mit Schwerpunkt auf der Fähigkeit zur Planung, einschließlich der Flexibilität bei Planung und Verhaltenskontrolle, insbesondere bei der Auswahl von Lebensmitteln – der Schlüssel zur Änderung des Essverhaltens sein.
Die exekutiven Funktionen werden von einer bestimmten Region des Gehirns gesteuert und es wird angenommen, dass Stärken oder Schwächen in diesen Fähigkeitsbereichen von einer Vielzahl physiologischer Faktoren beeinflusst werden. Frühere Forschungen haben ergeben, dass Defizite in den exekutiven Funktionen bei übergewichtigen oder fettleibigen Frauen häufiger auftreten als bei Frauen, deren Gewicht als normal eingestuft wird.
„Die exekutive Funktion ist nicht gut erforscht und steht nicht im Zusammenhang mit der Intelligenz. Aber Menschen mit geringen exekutiven Funktionen sind nicht in der Lage, detaillierte Pläne zu machen und sich daran zu halten und so geraten sie in Schwierigkeiten“, sagt Chang. „Metakognition und Verhaltensregulierung müssen Hand in Hand gehen – so haben Betroffene eine viel bessere Chance, ihr Verhalten zu kontrollieren, und dann werden sie auch gesünder essen.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Ohio State University. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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