Eine klinische Studie mit 16 Kopf-Hals-Karzinom-Patienten bestätigt den Erfolg einer Tumorimpfung: Die Impfung mit manipulierten dendritischen Zellen ruft eine spezifische Immunantwort gegen die Tumorzellen hervor und reduziert die immunsuppressiven regulatorischen T-Zellen.
Die Prognosen für Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren sind schlecht. Nur jeder zweite hat die Chance, diese bösartige Krebserkrankung zu überleben. Das liegt nicht nur an der Aggressivität der Krebszellen, sondern auch an ihrer Fähigkeit, das Immunsystem der Erkrankten zu unterdrücken. Mediziner der Universitäten Ulm und Pittsburgh (USA) haben nun einen neuen immuntherapeutischen Ansatz entwickelt und in einer klinischen Studie mit 16 Kopf-Hals-Karzinom-Patienten erfolgreich getestet. „Mit einer speziellen Impfung ist es uns gelungen, durch die spezifische Aktivierung des Immunsystems die Überlebensprognose der Patienten nachweislich zu verbessern“, erklärt PD Dr. Patrick Schuler, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Ulm. Den Wissenschaftlern gelang es, sogenannte dendritische Zellen der Tumorpatienten im Reagenzglas zu züchten und biotechnologisch für den Kampf gegen Krebszellen „scharf zu machen“. Diese besonderen Immunzellen weisen astartige Verzweigungen auf und dienen der Antigen-Präsentation. Denn für eine spezifische Immunantwort braucht es genaue Hinweise auf die Aggressorzellen. „Wir haben die Zelloberfläche der dendritischen Zellen mit p53 beladen, einem besonderen Protein, das bei der DNA-Reparatur und Regulation des Zellzyklus eine zentrale Rolle spielt und in mutierter Form besonders häufig in Krebszellen vorkommt“, erläutert Schuler. Lichtmikroskopische Aufnahme von ungefärbten dendritischen Zellen aus der Zellkultur (Vergrößerung: 1:400). © Patrick Schuler
Diese speziell behandelten dendritischen Zellen wurden dann in Lymphknoten der Patienten injiziert, wo sie Informationen über die Oberflächenstruktur des Krebsmarkers an die T-Zellen übermitteln. Mit Hilfe dieser Informationen gelingt es diesen T-Zellen, einzelne Tumorzellen im Körper besser zu erkennen und schließlich zu vernichten. „Durch die Injektion der ‚p53-beladenen‘ dendritischen Zellen wird eine dauerhafte Immunabwehr aufgebaut, weshalb wir bei dieser Methode von Tumorimpfung sprechen“, so Schuler. Lichtmikroskopische Aufnahme von Tumorzellen mit p53-Färbung. Nach der immunhistochemischen Behandlung erscheinen diese bräunlich (Vergrößerung: 1:400). © Patrick Schuler
In der Praxis wurde die Tumorimpfung bei 16 Patienten mit fortgeschrittenem Kopf-Hals-Tumor durchgeführt, die zuvor im Rahmen einer Standard-Tumortherapie behandelt wurden. Im Blut der Patienten befanden sich nach der Impfung deutlich mehr tumorspezifische T-Zellen, die für eine zielgenaue Bekämpfung der Krebszellen wichtig sind. Etwas seltener als zuvor waren dagegen die regulatorischen Immunzellen zu finden, die für die Unterdrückung der Immunabwehr verantwortlich sind. Durch die Impfung konnte das Immunsystem also in doppelter Hinsicht gestärkt werden. Für die Patienten war damit eine deutlich bessere Prognose verbunden. Die Überlebensrate stieg deutlich im Vergleich zu den Patientengruppen ohne Impfung. „Dieser Tumor-immunologische Ansatz könnte künftig allein oder in Kombination mit konventionellen Behandlungskonzepten eingesetzt werden. Dies wäre für viele Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren eine wertvolle neue Therapieoption“, versichert Schuler. Originalpublikation: Phase I dendritic cell p53 peptide vaccine for head and neck cancer P. J. Schuler et al.; Clinical Cancer Research, doi: 10.1158/1078-0432.CCR-13-2617; 2014