Das PTA-Reformgesetz, was soll das eigentlich bringen? Meine Meinung: Es wurde beinahe ausschließlich dafür geschaffen, um meine Berufsgruppe kleinzuhalten. Danke, ABDA!
Über das unsägliche PTA-Reformgesetz habe ich ja bereits geschrieben. Eine Auswirkung davon bemerken wir gerade. Es ist zugegebenermaßen nichts wirklich tragisch Schlimmes, aber es ist wieder mal so ein kleiner Stachel im Fleisch aller PTA, die gerne selbstverantwortlich arbeiten und das in den vergangenen Jahren auch getan haben. Denn ab sofort muss in unserem Labor- und Rezepturprogramm ein zweiter Haken gesetzt werden – und zwar einer für die Aufsicht.
Meine Kollegin Sandra wollte es anfangs gar nicht glauben, dass wir jetzt sogar dann eine Aufsicht brauchen, wenn wir nur irgendwelche Pipettenmonturen prüfen. Offenbar hält man uns PTA sogar dafür zu blöd. Gegebenenfalls. Warum gegebenenfalls? Ganz einfach – diese Aufsicht kann entfallen, wenn die betreffende PTA:
Für das Fortbildungszertifikat muss man, je nach Bundesland, 50 Euro bezahlen und innerhalb von 3 Jahren mindestens 100 Fortbildungspunkte sammeln. Ein Punkt entspricht dabei 45 Minuten Workload. Diese Punkte muss man in verschiedenen Kategorien sammeln, wie etwa akkreditierte Online- oder Präsenzveranstaltungen, Inhouse-Veranstaltungen, via Selbststudium mittels Fachzeitschriften, Unterricht an PTA-Schulen oder Verfassen von Fachartikeln. Man muss dazu bedenken, dass die meisten Fortbildungen Geld kosten und die Fortbildungszeit auch meistens nicht vom Arbeitgeber als Arbeitszeit anerkannt wird.
All das nur für einen blöden Haken im Programm. Und dafür, dass man die Kassenrezepte nicht unmittelbar nach der Abgabe der Medikamente an den Kunden einem Approbierten vorlegen muss – was auch in den seltensten Fällen passiert, selbst wenn man diese Voraussetzungen nicht erfüllt.
Viele werden darauf verzichten, weil der Aufwand für einen solch geringen Benefit zu groß erscheint. Und er ist es auch. In meinen Augen ist dieses Reformgesetz beinahe ausschließlich dafür geschaffen worden, um meine Berufsgruppe kleinzuhalten. Danke, ABDA. Großartig! Und dennoch werde ich es machen. Gerade dann werde ich es machen – um eine weniger zu sein, auf die mit dem Finger gezeigt werden kann um zu sagen: „Seht her, die PTA. Fortbildungsunwillig und nicht bereit dazu, Verantwortung zu tragen!“ Und wenn es nur um diesen einen verdammten Haken im System geht, ich verdiene ihn mir.
Ich bekomme locker die 100 Punkte hin. Rechne ich alles zusammen, was ich in den vergangenen 3 Jahren angesammelt habe, sind es vermutlich sogar weit mehr als 1.000 Punkte. Und ich werde sie alle an die Kammer schicken. Dort darf man gerne sehen, dass es uns engagierte PTA eben doch gibt!
Und noch etwas zum Geleit: Macht ihr so weiter, dann werden in 10 Jahren noch mehr PTA frustriert der Apotheke vor Ort den Rücken kehren. Wenn es das ist, was ihr wollt: Nur zu – ihr seid auf dem besten Weg dorthin. Ich frage mich nicht erst seit gestern, was ich eigentlich noch hier verloren habe. Meine persönliche Antwort: Es ist fast ausschließlich das Team, mit dem ich arbeite, was den Gang zur Arbeit nicht nur erträglich, sondern beschwingt macht. Wären nicht diese freundlichen, witzigen, herzlichen und eigenwilligen Menschen in meinem Leben, dann wäre es ärmer. Die Standespolitik dagegen hatte mich schon vor gut 10 Jahren so weit, dass ich den Hut nehmen wollte.
Bildquelle: Igor Kyryliuk, unsplash.