In Zusammenhang mit einer Corona-Infektion können unangenehme Hautreaktionen auftreten – das ist bekannt. Aber gibt es nach der Covid-Impfung ähnliche Nebenwirkungen?
Eine Infektion mit dem Coronavirus kann sich in vielen Organen bemerkbar machen. Das trifft auch auf unser größtes Organ zu – die Haut. Bei etwa 5–20 % der COVID-19-Patienten treten dermatologische Veränderungen auf. Zu den 5 häufigsten Hautmanifestationen gehören der Pseudo-Chilblain sowie makulopapulöse, urtikarielle, vesikuläre und livedoartige/nekrotisierende Hautveränderungen. Aber nicht nur das Virus kann zu Hautveränderungen führen, sondern auch die COVID-19-Impfung.
Während der Zulassungsstudien zu den mRNA-Impfstoffen zeigte sich bereits, dass Hautveränderungen als Impfstoff-assoziierte Nebenwirkungen auftreten können. Meist handelt es sich dabei um verzögerte Nebenwirkungen. Am häufigsten sind Lokalreaktionen mit Schwellung und Erythem an der Injektionsstelle. Mit der zunehmenden Anzahl an Impfungen berichteten auch mehr Menschen über Hautreaktionen in zeitlicher Abhängigkeit zur Impfung. Das Besondere: Die Impfreaktionen traten in über 80 % der Fälle bei Frauen auf – zumindest bei den bekannten Fällen, nicht jeder Geimpfte geht schließlich mit einem Hautausschlag zum Arzt.
Zu den 7 häufigsten Hautreaktionen, insbesondere in Assoziation mit der mRNA-Impfung, gehören: eine Lokalreaktion innerhalb des ersten Tages, verzögerte starke Lokalreaktionen nach 7 Tagen, Urtikaria, ein morbilliformes Exanthem, die Zoster-Reaktivierung, papulovesikuläre Reaktionen und Pityriasis-rosea-artige Reaktionen.
Diese Nebenwirkungen auf der Haut in Kombination mit einem neuen Impfstoff führten bei vielen Patienten zu Verunsicherungen, weshalb gehäuft Menschen den Arzt aufsuchten. „Das bedeutet: Es sind insgesamt mehr Impfungen durchgeführt worden, es wurde mehr recherchiert, mehr kommuniziert und entsprechend sind diejenigen dann direkt zum Arzt, weil sie eben unsicher waren“, erklärt Dermatologin Dr. Alice Martin auf Anfrage der DocCheck News.
Die aktuelle Datenlage zeigt, dass diese Hautveränderungen als eher mild und gut kontrollierbare Begleiterscheinungen einzustufen sind – denn die meisten lösen sich innerhalb von 14 Tagen komplikationslos auf. Jede Regel hat aber auch ihre Ausnahme: Fälle von impfassoziierten Pityriasis-rosea-artigen Reaktionen brauchten meist 3 Wochen bis zur Abheilung.
In 81 % der Fälle wurde therapeutisch hauptsächlich mit Antihistaminika, topischen Glukokortikosteroiden oder antiviralen Medikamenten (bei Herpes-Reaktivierung) behandelt. Eine Reaktivierung des Herpes zoster ist für viele Patienten sehr unangenehm, tritt aber nur bei 3,8 % auf. Die Zoster-Reaktivierung trifft vor allem Frauen (69 %), meist erst 7 Tage nach der Impfung. Auch andere Dermatosen können wieder aufflammen wie etwa ein Herpes simplex, die atopische Dermatitis und eine Psoriasis oder in selteneren Fällen auch das bullöse Pemphigoid, Lichen planus oder ein Granuloma anulare.
Neben den häufigen Hautreaktionen wurden in seltenen Fällen im Zusammenhang mit der Impfung auch EEM, Pseudo-Chilblain, Erythromelalgie und Alopezia beschrieben. Diese selteneren Reaktionen können auch nach einer SARS-CoV-2-Infektion auftreten. Ebenfalls selten ist eine schwere allergische Reaktion: Eine Studie zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Anaphylaxie bei unter 0,1 % liegt.
Martin betont, wie wichtig die vorangehende Anamnese dabei ist und worauf zu achten ist: „Was für eine Art von Hautauschlag ist es?“ Es könne eine allergische Reaktion auf Inhaltsstoffe sein z.B. im Rahmen einer Typ-I-Allergie, die sich dann aber auch mit einem Hautausschlag bis hin zu Schluckbeschwerden und Luftnot äußert. Es könne aber auch unspezifisch sein – solche Hautveränderungen würden grundsätzlich auch bei anderen Impfungen auftreten, erklärt die Dermatologin. Das Robert Koch-Institut fasst die aktuellen Empfehlungen zum Vorgehen bei einer positiven Allergieanamnese vor COVID-19-Impfungen anschaulich zusammen.
Reinhart et. al fassen die wichtigsten Punkte zu Hautreaktionen im Zusammenhang mit COVID-19 und einer Impfung wie folgt zusammen:
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