Junge, sportlich aktive Frauen laufen Gefahr, im mittleren Alter verstärkt an Beckenbodenerkrankungen, wie Inkontinenz, zu leiden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie.
Die Prävalenz von Beckenbodenerkrankungen nimmt zu, wenn sich Frauen der Menopause nähern. Neben hormonellen Veränderungen tragen mehrere Faktoren zu Beckenbodenerkrankungen bei, darunter die natürliche Alterung des Bindegewebes, Geburten, Lebensstil und Faktoren, die den Druck in der Bauchhöhle erhöhen – wie Sport. „Körperliche Aktivität hat viele gesundheitliche Vorteile, ihre Vorteile in Bezug auf die Funktionsfähigkeit des Beckenbodens wurden jedoch in Frage gestellt“, sagt Doktorandin Mari Kuutti von der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der Universität Jyväskylä. „Während Bewegung die Beckenbodenmuskulatur stärkt, kann sie die Muskeln auch überlasten und dehnen.“
Ziel der Studie war es, den Zusammenhang von körperlicher Aktivität im frühen und mittleren Erwachsenenalter mit Symptomen von Beckenbodenerkrankungen zu untersuchen. Die untersuchten Störungen waren Belastungsharninkontinenz, Drangharninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Obstipation sowie Defäkationsschwierigkeiten und Beckenorganprolaps.
Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmerinnen hatten Symptome von Beckenbodenerkrankungen. Am häufigsten war die Stressharninkontinenz. Die Studie ergab, dass aktuelle körperliche Aktivität nicht mit dem Auftreten der Symptome von Beckenbodenerkrankungen assoziiert war.
„Frauen mittleren Alters, die im frühen Erwachsenenalter Leistungssport betrieben haben, zeigten eher Symptome einer Dranginkontinenz, aber keine Symptome einer Belastungsharninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Verstopfung, eines Beckenorganprolaps oder Defäkationsschwierigkeiten“, fasst Kuutti die Ergebnisse zusammen.
„Darüber hinaus traten bei Frauen mit regelmäßiger körperlicher Aktivität in der Vorgeschichte eher Symptome einer Stuhlinkontinenz auf, aber keine anderen Symptome von Beckenbodenerkrankungen.“
Das Bewusstsein für die Auswirkungen veränderbarer Lebensgewohnheiten, wie etwa körperlicher Aktivität, auf die Funktionsfähigkeit des Beckenbodens kann zu einer signifikanten Verringerung der Belastung und einer Verbesserung der allgemeinen Gesundheit von Frauen mittleren Alters führen. „Beckenbodenerkrankungen können vorgebeugt und rehabilitiert werden, deshalb brauchen Patienten keine Scheu zu haben, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen“, sagt Urogynäkologin Pauliina Aukee vom Krankenhaus Nova in Mittelfinnland. „Das Training nach einem von einem Physiotherapeuten erstellten personalisierten Trainingsprogramm ist sicher und effektiv.“
Die Forschung ist Teil der ERMA-Studie, an der über 1.000 Frauen im Alter zwischen 47 und 55 aus der Region Jyväskylä teilnahmen. Frühere und aktuelle körperliche Aktivität sowie demografische (Alter, Body-Mass-Index, Bildung und körperliche Arbeitsbelastung) und gesundheitliche Faktoren (Schwangerschaft, Parität, Menopausenstatus und Hysterektomie) wurden mit Hilfe von Fragebögen selbst angegeben.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Jyväskylä. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Fitsum Admasu, unsplash