Eure Patienten leiden unter Alltagsstress, Angstsymptomen und schlechter Stimmung? Meditation und Atemübungen sind beliebte Mittel dagegen. Aber was davon hilft wirklich?
Ob wegen der Pandemie, der finanziellen Belastungen oder dem hektischen Alltag – die letzten Jahre waren für viele Menschen von Stress geprägt. Wäre es da nicht schön, wenn man den Stress einfach weg atmen oder fort meditieren könnte? Forscher haben sich jetzt angesehen, welche Atemtechniken wirklich funktionieren und wie sie sich gegenüber der beliebten Achtsamkeitsmeditation schlagen. Wenn man also nur 5 Minuten am Tag Zeit hat, für welche der Optionen sollte man sich entscheiden?
Atmen ist nicht gleich atmen – weder generell gesprochen, noch bei vermeintlich stressabbauenden Atemübungen. In einer Studie untersuchten Wissenschaftler deswegen, welche der drei gängigsten Atemtechniken am besten zum Stressabbau geeignet ist. Das Ziel der Studie war es, eine Stimmungsverbesserung und eine Verbesserung von Angstzuständen sowie eine Verringerung physischer Stresssymptome – wie etwa einer erhöhten Atem- und Herzfrequenz oder einer Herzfrequenzvariabilität – zu erreichen. Diese drei Atemtechniken wurden in der Studie untersucht:
Die Studie umfasste 114 Teilnehmer. Sie wurden, wegen der Corona-Pandemie, durch eine Videoanleitung zu den jeweiligen Übungen angewiesen. 90 % der Probanden berichteten von einer positiven Entwicklung durch die Atemübungen. Im Durchschnitt absolvierten die Probanden, die jeweils einer der drei Atemübungen zugeteilt wurden, an 19 von 28 Tagen die vorgesehen Übungen. In der Gruppe der Achtsamkeitsübungen absolvierten die Teilnehmer die Meditation an 17 von 28 Tagen. Beide Gruppen zeigten eine signifikante Verbesserung bei Angstzuständen und eine generelle Verbesserung der Stimmung.
Sowohl bei psychischen als auch bei physischen Verbesserungen konnte eine der Atemübungen besonders punkten. Auch generell eigneten sich die Atemübungen besser zur Reduktion von Angstzuständen, verglichen mit der Achtsamkeitsmeditation. Innerhalb der Atemübungen hatte die zyklische Atmung klar die Nase vor.
„Um die Veränderung der physiologischen Messgrößen zu bewerten, wurden die Steigungen der täglichen Herzfrequenzvariabilität, der Ruheherzfrequenz und der Atemfrequenz über den Zeitraum der Studie für jeden Teilnehmer berechnet und zwischen den Gruppen Achtsamkeitsmeditation und Atemarbeit verglichen“, so die Studienautoren. Das Ergebnis: Die zyklische Atmung war allen anderen Übungen überlegen und verringerte die Atemfrequenz zuverlässig. Bezüglich Herzfrequenzvariabilität und Ruheherzfrequenz konnte jedoch bei keiner der getesteten Techniken eine Veränderung festgestellt werden.
Die Studie zeigt also, dass Atemübungen einer Achtsamkeitsmeditation in dieser Fragestellung überlegen sind. „Während alle vier Gruppen eine signifikante tägliche Verbesserung des positiven Affekts und eine Verringerung des Angstzustands und des negativen Affekts zeigten, gab es signifikante Unterschiede zwischen Achtsamkeitsmeditation und Atemarbeit im positiven Affekt“, so die Autoren. Die kontrollierte Atmung beeinflusst die Atemfrequenz direkt und das führt zu unmittelbaren physiologischen und psychologischen Beruhigungseffekten. „Dieses Ergebnis unterstützt unsere Hypothese, dass die absichtliche Kontrolle des Atems den Sympathikustonus wirksamer senkt als die Achtsamkeitsmeditation.“
Bildquelle: Eneko Uruñuela, unsplash