… sich also zum neuroendokrinen Prostatakarzinom entwickelt, greift keine Therapie mehr. Eine aktuelle Studie untersucht, wie sich dieser aggressiven Krankheitsform vielleicht doch noch Paroli bieten lässt.
Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebsart und die zweithäufigste Krebstodesursache bei US-amerikanischen Männern. Jetzt haben Forscher molekulare Schlüsselfaktoren entdeckt, die das Fortschreiten zu einer äußerst aggressiven Form der Krankheit, dem neuroendokrinen Prostatakrebs, vorantreiben, für die es derzeit keine Behandlung gibt. „Wir haben neue Wege gefunden, die neuroendokrinen Prostatakrebs begünstigen“, sagt Hauptautorin Lucia R. Languino, Professorin in der Abteilung für Pharmakologie, Physiologie und Krebsbiologie an der Thomas Jefferson University.
Bei den meisten Prostatakrebsarten handelt es sich um ein Prostata-Adenokarzinom. Andere Arten von Prostatakrebs, einschließlich neuroendokriner Tumoren, sind selten. Im Gegensatz zum Adenokarzinom ist neuroendokriner Prostatakrebs jedoch sehr aggressiv und kann sich schnell auf andere Teile des Körpers ausbreiten. Behandlungen, die bei Adenokarzinomen der Prostata wirksam sind, sind bei neuroendokrinem Prostatakrebs nicht wirksam. Adenokarzinome der Prostata können sich zu neuroendokrinem Prostatakrebs entwickeln. Bis jetzt war es ein Rätsel, wie dieser Übergang erfolgt.
Um besser zu verstehen, wie sich neuroendokriner Prostatakrebs entwickelt, suchten Languino und Kollegen nach Biomarkern für die Krankheit. In früheren Arbeiten entdeckten sie, dass ein als aVb3-Integrin bekanntes Molekül bei Mäusen und Menschen mit neuroendokrinem Prostatakrebs reichlich vorhanden ist, bei Prostata-Adenokarzinomen jedoch fehlt. Auf der Suche nach Molekülen, die nur bei neuroendokrinem Prostatakrebs vorkommen, fanden die Forscher heraus, dass die Expression von aVb3-Integrin in Prostatakrebszellen die Expression eines bekannten Markers für neuroendokrinen Prostatakrebs erhöht und die Expression eines Moleküls namens Nogo-Rezeptor 2 (NgR2) deutlich steigert.
„Das Ergebnis war eine große Entdeckung“, sagt Languino. Das liegt daran, dass NgR2 ein Protein ist, das in Nervenzellen vorkommt und dort zu neuronalen Funktionen beiträgt. Es wurde bisher noch nie bei Krebs, gleich welcher Art, untersucht. Languino und Kollegen wollten herausfinden, was dieses Molekül, ein neuronales Protein, bei Krebs bewirkt. Ein erstes Experiment zeigte, dass NgR2 das aVb3-Integrin bindet. Die Wissenschaftler sahen auch, dass bei Mäusen mit neuroendokrinen Prostatatumoren sowohl aVb3-Integrin als auch NgR2 im Primärtumor und in den Krebsläsionen, die sich in der Lunge der Tiere gebildet hatten, vorhanden waren. Ein Folgeexperiment machte deutlich, dass sowohl aVb3-Integrin als auch NgR2 für neuroendokrine Prostatakarzinome notwendig sind.
Als Languino und ihr Team die Menge von NgR2 in neuroendokrinen Prostatakrebszellen verringerten, nahmen auch die neuroendokrinen Marker ab. Die Ergebnisse legen nahe, dass NgR2 eine Rolle bei der Entwicklung von neuroendokrinem Prostatakrebs spielt. Die Verringerung der NgR2-Menge verringerte auch die Fähigkeit der Krebszellen zu wachsen und sich zu bewegen, was darauf hindeutet, dass NgR2 eine Rolle bei der Metastasierung spielen könnte. „Diese beiden Moleküle, aVb3-Integrin und NgR2, scheinen eine Kombination zu bilden, die tödlich ist“, sagt Languino.
Die Forscher suchen nun nach einem Molekül oder Antikörper, der die Wirkung von NgR2 oder des aVb3-Integrin/NgR2-Komplexes blockiert. So ließe sich deren Fähigkeit hemmen, das Wachstum und die Entwicklung von neuroendokrinem Prostatakrebs zu fördern und den Krebs anfälliger für eine Therapie zu machen.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Thomas Jefferson University. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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