Die Behandlung von Polytraumata ist heikel. Eine überarbeitete Leitlinie hilft euch jetzt am Unfallort, im Schockraum und im Operationssaal weiter.
Pro Jahr gibt es knapp 30.000 Unfälle, bei denen Menschen sich so schwer verletzen, dass sie in Lebensgefahr schweben. Je länger die Erstversorgung und Behandlung dauert, desto schlechter das Outcome. Deswegen muss jeder Handgriff sitzen und die Behandlung in der akuten Situation systematisch und fachlich fundiert ablaufen. Dabei hilft die S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung, die nun aktualisiert wurde. Erstmals sprechen die Leitlinienautoren von den drei Phasen der Behandlung Schwerverletzter: Am Unfallort, im Schockraum und im Operationssaal.
„Die Polytrauma-Leitlinie ermöglicht schnelles und sorgfältiges Handeln in zeitkritischen Notfallsituationen. Wir verfolgen damit die bestmöglichen Überlebenschancen für unsere Patienten und das Ziel, sie möglichst vollständig zu heilen“, sagt DGU-Präsident Prof. Dr. Steffen Ruchholtz, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH.
Für die Versorgung Schwerverletzter am Unfallort ist es vor allem wichtig, die Blutung zu stoppen, den Atemweg zu sichern und den Kreislauf zu stabilisieren. Für diese Phase gibt es rund 100 Empfehlungen; neu hinzugekommen sind u. a. Empfehlungen zur prähospitalen Blutstillung.
Modifizierte Empfehlung zur prähospitalen Blutstillung. Credit: S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung der DGUFür die anschließende Behandlung im Schockraum einer Klinik listet die Leitlinie knapp 250 weitere Empfehlungen auf, die Ärzten klare Hinweise für Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma und für Verletzungen an Wirbelsäule, Bauch, Becken, Armen, Beinen oder dem Urogenitaltrakt gibt.
„Die Erstversorgung vom Unfallort bis in den OP ist von zentraler Bedeutung im Hinblick auf das Überleben der schwerverletzten Patienten und die Wiederherstellung aller Körperfunktionen. Daher haben wir Art und Zeitpunkt der Versorgung von verletzten Organen und des Bewegungsapparates so detailliert wie möglich beschrieben und unterstützen damit die Entscheidungsfindung in heiklen Situationen“, sagt Koordinator und Mitautor Dr. Dan Bieler, Leiter der DGU-Sektion Notfall-, Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung (NIS).
Die S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung findet ihr hier oder im Text verlinkt.
Bildquelle: Florencia Viadana, unsplash