Ein Kind ist in Kambodscha nach einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 gestorben. Der Fall sorgt für Aufsehen – zu Recht?
Die Berichterstattung zu dem Fall hätte sich noch vor einem Jahr wohl auf lokale Medien beschränkt. Doch der Bericht hat die schon länger schwelende Befürchtung, dass H5N1 zur Gefahr für den Menschen wird oder gar eine Pandemie auslösen könnte, erneut entfacht. Worum gehts?
Am 23. Februar 2023 meldeten die kambodschanischen Gesundheitsbehörden der WHO einen bestätigten Fall einer Infektion des Menschen mit dem Vogelgrippevirus A (H5N1). Es handelte sich dabei um ein 11-jähriges Mädchen aus dem Süden Kambodschas, wie die WHO am Sonntag mitteilte. Demnach entwickelte die Patientin am 16. Februar Symptome und wurde in einem örtlichen Krankenhaus behandelt. Am 21. Februar musste das Kind mit einer schweren Lungenentzündung in das Nationale Kinderkrankenhaus eingeliefert werden, wo sie positiv auf das Vogelgrippevirus A (H5N1) getestet wurde. Die Patientin starb einen Tag später. Die Virussequenzierung zeigte, dass das H5N1-Virus zur Klade 2.3.2.1c gehört, die seit 2014 bei Geflügel in Südostasien zirkulieren. In Europa und Amerika sind hingegen vor allem Viren der Klade 2.3.4.4b zu finden.
Insgesamt identifizierten die Behörden zwölf enge Kontakte des Kindes, die ebenfalls auf das Virus getestet wurden. Laboruntersuchungen bestätigten den zweiten Fall am 23. Februar – den Vater des Kindes, der allerdings keine Symptome zeigte. Die anderen Kontakte wurden negativ auf H5N1 getestet. Ob sich der Vater bei dem Kind oder bei infizierten Tieren angesteckt hat, ist nicht bekannt.
Seit 2003 wurden in Kambodscha insgesamt 58 Fälle von menschlichen Infektionen mit dem Vogelgrippe-Virus A (H5N1) gemeldet, darunter 38 Todesfälle. Weltweit gab es in diesem Zeitraum insgesamt 873 gemeldete Infektionen und 458 Todesfälle. So beunruhigend die Zahlen und der Fall auch klingen, sporadische Infektionen des Menschen treten immer wieder auf. Bislang gibt es aber keine Hinweise darauf, dass sich die aviäre Influenza von Mensch zu Mensch ausbreitet – das wäre in der Tat ein Grund zur Sorge.
Dennoch behalten Forscher die aviäre Influenza ganz genau im Auge, und das zu Recht: Jedes Spillover-Event gibt dem Virus die Möglichkeit, sich besser an einen neuen Wirt anzupassen. Deswegen sorgte kürzlich auch der Vogelgrippe-Ausbruch auf einer Nerzfarm in Spanien für Aufsehen (wir berichteten). Die Tiere hatten sich vermutlich bei infizierten Möwen angesteckt. Im Eurosurveillance-Bericht spekulieren Forscher, dass sich das Virus anschließend von Nerz zu Nerz ausgebreitet haben könnte und dabei mindestens eine Mutation entwickelt hat, die eine Ausbreitung von Säugetier zu Säugetier begünstigt.
Bildquelle: Mehdi Sepehri, Unsplash