COPD-Exazerbationen (ECOPD) können den Krankheitsverlauf einer COPD entscheidend negativ beeinflussen. Insbesondere häufige akute Exazerbationen können den Verlust der FEV1-Kapazität beschleunigen1. In nationalen wie internationalen COPD-Leitlinien hängt daher die medikamentöse Therapieempfehlung stark vom individuellen Exazerbationsrisiko ab.2,3 Die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) COPD 2021 spricht in diesem Zusammenhang der strukturierten Erfassung von Exazerbationen bei jeder Verlaufskontrolle eine starke Empfehlung zu, da sie durch Vergleichbarkeit der Ereignisse eine bessere Therapiesteuerung ermöglicht.2 Für die Erfassung im Versorgungsalltag schätzt die Leitliniengruppe der NVL COPD den MEP-Fragebogen als praktikabel ein und spricht eine offene Empfehlung für seine Nutzung aus.2
Offene Expert*nnen-Empfehlung der NVL: MEP-Fragebogen zur Erfassung von stattgehabten Exazerbationen
Der MEP-Fragebogen (Monitoring of Exacerbation Probability) ermöglicht auf einfache Weise die Unterstützung der strukturierten Erfassung von COPD-Exazerbationen im Rahmen jeder Verlaufskontrolle. Dies hilft Ärzt*innen dabei, Patient*innen mit höherem Exazerbationsrisiko zu erkennen und bei Bedarf frühzeitig therapeutisch eingreifen zu können, um weiteren oder auch akuten Exazerbationen vorzubeugen.1
Der Fragebogen besteht aus fünf leicht verständlichen Ja/Nein-Fragen, die von den COPD-Patient*innen vor dem Gespräch mit dem/der Ärzt*in beantwortet werden. Schon eine "Ja"-Antwort weist auf eine mögliche zwischenzeitlich aufgetretene Exazerbation hin.1 Über die weitere Abfrage der Häufigkeit und Ausprägung der Beschwerden (z.B. auch mit Unterstützung des CAT-Fragebogens4) gelangen Ärzt*innen zu einer abschließenden Entscheidung, ob eine Exazerbation stattgefunden hat.
Evaluationsstudie zur Ermittlung der Testgüte des MEP-Fragebogens
Von 2018 bis 2021 wurde der Fragebogen in einer prospektiven nicht-interventionellen Evaluationsstudie im deutschen Versorgungsalltag getestet. Die Studie wurde vom Bundesverband der Pneumologen (BdP) und dessen Wissenschaftlichem Institut für Versorgungsforschung in der Pneumologie (WINPNEU) durchgeführt.1 Den Autoren zu Folge belegt die Studie einen hohen Nutzen des Fragebogens für die Erfassung und Dokumentation zurückliegender Exazerbationen im Praxisalltag.1
Es nahmen insgesamt 21 pneumologische Praxen über einen Zeitraum von etwas mehr als zwei Jahren daran teil. Hierbei wurden 3.751 Visiten von 810 Patient*innen analysiert.1 Bei jedem Besuch der Patient*innen wurde von ihnen der MEP-Fragebogen ausgefüllt, anschließend wurde eine Befragung mittels eines angepassten EXACT-Pro-Fragebogens durchgeführt, (welcher als Tagebuch für die Exazerbationsdetektion in klinischen Studien genutzt wird) und zum Abschluss erfolgte die ärztliche Einschätzung zu stattgehabten Exazerbationen.1
Die Autoren kommen nach Auswertung der Daten zu dem Schluss, dass bereits ein MEP-Score von 1 (eine Ja-Antwort) ein Signal für eine stattgehabte Exazerbation darstellt. Die ermittelte Sensitivität des MEP-Fragebogens lag bei 91 % und einer Spezifität von 66 % (Abgleich MEP-Score und stattgehabte Exazerbationen nach Arzturteil).1 Die Ergebnisse des MEP-Fragebogens zeigten auch eine Korrelation mit den Ergebnissen der Befragungen unter Nutzung des adaptierten EXACT-Fragebogens.1 Nach Arzturteil wurde bei 10 % der Visiten der COPD-Patient*innen mindestens eine stattgehabte COPD-Exazerbation festgestellt. Zusätzlich an Asthma erkrankte Patient*innen waren häufiger betroffen (16 % der Visiten).1
Den in der Praxis validierten und von der NVL empfohlenen MEP-Fragebogen zur Erleichterung der Verlaufskontrolle und Therapiesteuerung können Sie hier anfordern.
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