Klebsiella aerogenes und Enterobacter cloacae: Wenn ihr einen dieser Keime bei euren Patienten entdeckt, ist Alarmstufe Rot. Mit welcher Infektion haben Betroffene schlechtere Karten?
Bakterien können tödlich sein – so viel ist klar. Im Zuge der weltweit wachsenden Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen stellt sich nun die Frage: Welcher Keim ist der tödlichste?
Um diese Frage zu beantworten, untersuchten Forscher verschiedene Vertreter der Enterobacteriacae. Arten der Gattung Enterobacter nehmen Platz 4 der Ursachen für eine gramnegative Bakteriämie ein. Doch auch andere Bakterien der Familie sind gefährlich, so konnte eine Studie zeigen, dass das Mortalitätsrisiko durch eine Infektion mit Klebisiella pneumoniae höher ist als durch eine mit Escherichia coli.
Die Autoren kamen daher zu dem Schluss, dass nicht allein die Gattung zur klinischen Risikobeurteilung von Infektionen der Familie Enterobacteriacae herangezogen werden sollte sondern vielmehr auf die Art geschaut werden sollte. Denn gerade zur Beurteilung vom klinischen Outcome könne das besonders wichtig sein. Um die tödlichen Vertreter der Familie nun weiter unter die Lupe zu nehmen, schickten Forscher zwei weitere Arten in den Kampfring: Klebsiella aerogenes vs. Enterobacter cloacae.
Bakterien der Gattung Enterobacter gehören zur normalen Darmflora und kommen in fast allen Lebensräumen vor. Im Menschen können sie als fakultative pathogene Erreger Krankheiten auslösen. Das BfR warnt vor allem als Ursache von Krankenhausinfektionen, denn insbeondere E. aerogenes und cloacae seien auf einzelne Krankheitsausbrüche durch kontaminierte intravenöse Flüssigkeiten, auf Blutprodukte, destilliertes Wasser, kontaminierte Endoskope, Stethoskope und Hände von Pflegepersonal zurückzuführen.
K. aerogenes ist ebenfalls ein fakultativ pathogener Erreger. Bis 2017 wurde das Bakterium noch unter der Bezeichnung Enterobacter aerogenes geführt. Der Erreger gehört ebenfalls zur Familie der Enterobacteriacae und ist eng verwandt mit E. cloacae. So besitzen beide Keime eine induzierbare AmpC-Betalaktamase sowie häufig weitere Resistenzmechanismen. Als Erreger von nosokomialen Infektionen gewinnt er zunehmend an Bedeutung – insbeondere mit Hinblick auf multiresistente Stämme. Im klinischen Sinne ist der enge Verwandte K. pneumoniae aber immer noch bedeutender als Krankheitserreger.
Die Autoren betonen, dass die Ergebnisse über die Pathogenität der beiden humanpathogenen Erreger bisher nicht immer eindeutig seien. Deshalb verglichen sie das insgesamte 30-Tage-Mortalitätsrisiko bei Patienten mit einer Bakteriämie durch E. cloacae oder K. aerogenes im Rahmen einer retrospektiven Studie. Insgesamt wiesen 67 Patienten eine Bakteriämie mit Enterobacter spp. auf, davon 53 mit E. cloacae und nur 14 mit K. aerogenes. Die 30-Tage-Sterblichkeit war bei Patienten mit einer Bakteriämie ausgelöst durch K. aerogenes höher als bei E. cloacae (42,9 % vs. 7,6 %).
„Wir stellten fest, dass eine Bakteriämie mit K. aerogenes unabhängig mit einem höheren 30-Tage-Mortalitätsrisiko assoziiert war als eine Bakteriämie mit dem Enterobacter-cloacae-Komplex“, schreiben die Autoren. Insgesamt ist das Ergebnis nicht sonderlich aussagekräftig – zu kleine Kohorte, zu starke einseitige Gewichtung und mehrheitlich männliche Kohorte bedingt dadurch, dass Gesundheitsdaten der US-Veteranen genutzt wurden.
Auch die Autoren merken an, dass diese Daten zwar unterstützend gesehen werden können, aber noch nicht schlüssig sind. Denn die bisherigen klinischen Ergebnisse zum Mortalitätsrisiko durch Bakteriämie bedingt durch einen der Erreger unterscheiden sich. Zukünftige Studien sollen daher die Gattung und Spezies von Krankheitserregern als Variabel bei der Analyse klinischer Ergebnisse genauer miteinbeziehen, so das Fazit der Wissenschaftler.
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