Typ-2-Diabetes wird auch bei Kindern immer häufiger. Das Problem: Es gibt bislang fast nur Medikamente für Erwachsene. Forscher haben sich jetzt zwei beliebte Wirkstoffe angesehen – und einer hat ganz klar die Nase vorn.
Forscher haben vor Kurzem eine klinische Phase-III-Studie abgeschlossen, in der die Wirksamkeit und Sicherheit von zwei verschiedenen Klassen oraler Wirkstoffe für die Behandlung von Typ-2-Diabetes bei jungen Menschen im Alter von 10–17 Jahren untersucht wurde. Die Studie, eine der bisher größten Studien an Kindern und Jugendlichen mit Typ-2-Diabetes, zeigt, dass eines der beiden antidiabetischen Therapeutika – die sich beide bereits bei Erwachsenen als sicher und wirksam erwiesen haben – eine klinisch bedeutsame und statistisch signifikante Verbesserung der Blutzuckereinstellung bei jungen Menschen bewirkte, während dies bei dem anderen nicht der Fall war.
Die Ergebnisse, die in The Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlicht wurden, stellen eine neue Behandlungsoption für junge Menschen mit Typ-2-Diabetes dar und unterstreichen die Unterschiede im Krankheitsverlauf zwischen Jugendlichen und Erwachsenen.
„Typ-2-Diabetes wurde früher als Erwachsenendiabetes bezeichnet, aber er tritt immer häufiger bei Kindern auf – was wahrscheinlich mit der dramatischen Zunahme von Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern zusammenhängt. Leider ist Typ-2-Diabetes bei Jugendlichen mit einem außerordentlich hohen Risiko für Komplikationen im frühen Erwachsenenalter verbunden“, sagt Studien-Erstautorin Dr. Lori Laffel, Leiterin der Abteilung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene und der Abteilung für klinische, Verhaltens- und Ergebnisforschung am Joslin Diabetes Center. „In den letzten Jahrzehnten wurden viele neue therapeutische Wirkstoffe aus verschiedenen Medikamentenklassen für die Behandlung von Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes zugelassen; im Gegensatz dazu gibt es nur wenige Behandlungen für Typ-2-Diabetes bei jungen Menschen.“
Im Rahmen der DINAMO-Studie untersuchten Laffel und Kollegen nun die Wirksamkeit und Sicherheit von Empagliflozin und Linagliptin – zwei gut untersuchten oralen Wirkstoffen mit nachgewiesener Sicherheit und Wirksamkeit bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes – bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-2-Diabetes. Zwischen April 2018 und Mai 2022 rekrutierten die Forscher 262 Teilnehmer im Alter von 10 bis 17 Jahren mit Typ-2-Diabetes in diese doppelblinde, placebokontrollierte Studie, in der zwei Wirkstoffe mit einer einzigen Placebogruppe verglichen wurden.
158 Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip einem von drei Behandlungsschemata zugeteilt: 52 Teilnehmer erhielten Empagliflozin, 53 Linagliptin und 53 Placebo einmal täglich über 26 Wochen, um die Wirksamkeit und Sicherheit zu bewerten. Nach 26 Wochen wurde die doppelte Verblindung beibehalten und die Teilnehmer, die die aktive Behandlung erhielten, setzten ihre Medikation fort, während die Teilnehmer, die Placebo erhielten, nach dem Zufallsprinzip Empagliflozin oder Linagliptin zugeteilt wurden.
In der Empagliflozin-Gruppe stellten die Forscher fest, dass die Hämoglobin-A1C-Werte (HbA1C) der Teilnehmer in der vierten Woche sanken und in der 26. Woche unter dem Wert der Placebo-Gruppe blieben, was eine Verbesserung der Diabeteskontrolle mit einem bereinigten mittleren Unterschied im HbA1c-Wert von 0,84 % zugunsten von Empagliflozin im Vergleich zu Placebo zeigte. In der Linagliptin-Gruppe stellten die Wissenschaftler einen anfänglichen Rückgang des HbA1c-Wertes in der vierten Woche fest, gefolgt von einem Anstieg in Richtung der Ausgangswerte in Woche 26, der mit dem der Placebo-Gruppe vergleichbar war. Auch bei der Betrachtung des Nüchtern-Plasmaglukosespiegels der Teilnehmer stellten die Forscher in der Empagliflozin-Gruppe größere Effekte fest als in der Placebo-Gruppe. Die Sicherheitsprofile sowohl von Empagliflozin als auch von Linagliptin entsprachen denen, die in Studien an Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes beobachtet wurden.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein Empagliflozin-Dosierungsschema bei jungen Menschen mit Typ-2-Diabetes eine klinisch relevante und statistisch signifikante Senkung des HbA1C-Wertes bewirkt, während dies bei Linagliptin nicht der Fall war“, so Laffel. „Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen die Behandlung von Typ-2-Diabetes bei jungen Menschen mit Empagliflozin zur sicheren und wirksamen Senkung des HbA1C-Wertes in einem frühen Stadium der Erkrankung. In Anbetracht der anerkannten Herausforderungen bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes bei jungen Menschen und der wahrscheinlichen Notwendigkeit einer kombinierten Pharmakotherapie, könnte die orale Verabreichung von Empagliflozin zusammen mit injizierbarem Insulin einen vielversprechenden Ansatz für die Behandlung darstellen.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Joslin Diabetes Center. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: David Clode, unsplash