Manuel Neuer wurde dreimal wegen Hautkrebs operiert, Guillermo Varela wegen eines entzündeten Tattoos suspendiert. Dermatosen sind im Profisport allgegenwärtig – dabei wären sie vermeidbar. Ein Überblick.
Der Ausfall von Sportlern im Training und bei Spielen aufgrund von Hauterkrankungen ist ebenso alltäglich wie unglücklich. Die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Vereine sind nicht ohne und das gesundheitliche Risiko wird häufig unterschätzt. Anlass genug, einen Blick auf die häufigsten Dermatosen – nicht nur im Profisport – zu werfen.
Wer einen ordentlichen Hautbefund im Profifußball erheben möchte, dem wird es schwerfallen sich nicht in den Details der großflächigen, filigranen Tattookunst der Sportler zu verlieren, um auch bloß keinen Melanomverdacht zu übersehen. Die TSG Hoffenheim hat den Tattoos ihrer Spieler sogar eine eigene Rubrik in der Vereinszeitschrift gewidmet. Frische Tätowierungen beherbergen aber auch das Risiko von mikrobiellen Infektionen, kontaktallergischen (insbesondere bei roten Farbstoffen), phototoxischen und granulomatösen Veränderungen.
Entzündliche Reaktionen, wie z.B. Makrophagenaktivierung und lymphozytäre Infiltrationen, können jedoch auch in länger bestehenden Tätowierungen auftreten. So ließ sich etwa 2017 Frankfurts Abwehrspieler Guillermo Varela unmittelbar vor dem DFB-Pokalfinale ein Tattoo stechen – es entzündete sich, er wurde für das Spiel gesperrt und vom Verein suspendiert. Um Fälle wie diesen zu vermeiden, empfehlen die meisten Vereine den Spielern, sich die Tätowierungen während der Sommerpause stechen zu lassen. So ist neben der Heilungsphase auch eine ausreichende Trainingspause sowie UV-Schutz des neuen Tattoos gewährleistet.
Einen Sonderfall stellen Schmutztätowierungen dar. Diese treten nach Sportverletzungen auf, bei denen Schmutz- und Staubpartikel, z.B. von einer Tartanbahn, durch Schürfverletzungen in die Haut eingelagert werden. Therapie der Wahl ist hier die frühzeitige mechanische Reinigung der Wunden unter sterilen Bedingungen, oder bei älteren Schmutztätowierungen die Lasertherapie.
Achtung Kollegen: Chirurgische Exzision oder Dermabrasion sind veraltete Verfahren, die aufgrund von unzureichenden ästhetischen Ergebnissen, insbesondere im Vergleich zur Lasertherapie, nicht mehr verfolgt werden sollten.
Kaum eine Sportdermatose ist so bekannt wie die Steroidakne. Vorschnell verleiten sollte eine ausgeprägte Akne jedoch nicht zu dieser Annahme, da diese zumeist pubertätsbedingt ist und durch stark koffein- und zuckerhaltige Booster, sowie übermäßigen Konsum von Whey-Protein verstärkt werden kann. Klassische Dermatosen durch anabole Steroide sind: Striae distensae (Cave: diese sind in der Regel wachstums- und trainingsbedingt), steroidinduzierte Rosazea und Akne, Gynäkomastie bei Männern, sowie bei Frauen die Alopecia androgenetica.
Es lohnt sich jedoch auch ein Blick auf die anderen Doping-assoziierten Dermatosen:
Dermatosen durch Stimulantien: Amphetamine und Ephedrine können zu Rosazea und Arzneimittelexanthem führen. Bei Amphetaminen kann eine toxische epidermale Nekrolyse auftreten.
Dermatosen durch Diuretika finden vor allem in Sportarten mit strengen Gewichtsklassen Verwendung, am meisten jedoch im Body Building, um so die Muskelpartien beim Posing besser zu betonen. Bei Furosemid kann hierbei ein bullöses Pemphigoid auftreten.
Betablocker werden nicht nur von Medizinstudenten vor dem Staatsexamen, sondern auch im Schachsport als Dopingsubstanz genutzt. Sowohl eine allergische Kontaktdermatitis durch Augentropfen als auch eine Psoriasis vulgaris können durch Betablocker getriggert werden.
Dermatosen durch Glukokortikoide: Glukokortikoide gehören aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung zu den häufigeren topischen und systemischen Substanzen im Profisport. Sie können steroidbedingte Dermatosen triggern und auch unbeabsichtigt überdosiert werden und so zu positiven Dopingtests führen.
Der Ringerpilz (Tinea gladiatorum) ist die häufigste Pilzinfektion unter den Kontaktsportarten und wird durch engen Körperkontakt und kontaminierte Gegenstände wie Matten übertragen. Es kann zur Rötung, Schuppung und kreisrunden Haarausfall kommen.
Identisch ist der Übertragungsweg des Herpes gladiatorum, der zu feinen, juckenden Bläschen des Gesichts, der Ohren und des Oberkörpers führen kann und dessen Übertragung durch Mikroverletzungen während der Kämpfe begünstigt werden kann. Im Sinne des Fair Play sollten Ringer mit infektiösen Dermatosen nicht kämpfen und auch die Matten regelmäßig desinfiziert werden.
Das Ringerohr, das ebenso im Boxsport vorkommen kann, beschreibt eine dauerhafte blumenkohlartige Verformung des Knorpels, wenn Hämatome durch Schläge oder Reiben der Köpfe, nicht schnellstmöglich punktiert werden.
Eine besondere Dermatose im Radsport ist das Bikers Nodule – auch dritter Testikel genannt. Durch den Druck des Fahrradsattels entstehen fibröse Knoten in der Dermis und Subcutis, die sich zystisch entwickeln können und exzidiert werden müssen.
Beim Joggen ist vor allem der Joggers Nipple, das wunde Aufscheuern der Brustwarzen durch mechanische Reibung der Kleidung, eine typische Dermatose. Sie kann durch Abkleben verhindert werden. Außerdem sind UV-Schäden im Laufsport überdurchschnittlich vertreten.
Im Freiwasserschwimmen kann es zur Zerkariendermatitis kommen. Die Larven der Zerkarien (Saugwürmer Gattung Schistosoma) befallen eigentlich Schnecken (als Zwischenwirt) und Wasservögel (Wirt). Im Menschen sind Zerkarien nicht überlebensfähig, sodass die Erkrankung nach 10–20 Tagen selbstlimitierend ist. Wird ein Mensch wiederholt befallen, kann es zu juckenden Ausschlägen am ganzen Körper, Bläschenbildung und Fieber kommen.
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