Exsudat ist ein bedeutender heilungsfördernder Faktor.1 Es sorgt für ein feuchtes Wundmilieu als Voraussetzung für das autolytische Débridement und die Verteilung biochemisch wirksamer Mediatorsubstanzen, die für die Zellbildung sowie den Gefäß- und Gewebeaufbau wichtig sind.2
Zu Beginn der Reinigungsphase ist es normal, dass die Wunde stark bzw. stärker nässt – dies stellt einen natürlichen Reinigungsprozess dar und ist die Einleitung zur Wundheilung. Lässt die Exsudatmenge jedoch nicht nach oder fängt die Wunde erneut an, stark zu nässen, sind dies Hinweise auf Störfaktoren, zum Beispiel auf eine Infektion oder weiter bestehende Traumata wie eine Druckeinwirkung. Und hier Augen auf: Zu viel Exsudat kann die Wundheilung behindern, insbesondere bei chronischen Wunden! Dann ist ein gutes Exsudatmanagement erforderlich, um dem bzw. der Wundpatient:in belastende Beeinträchtigungen zu ersparen. Grob gesagt gibt es beim Exsudatmanagement vier Kernziele:
Aber wann ist denn zu viel oder zu wenig Exsudat an der Wunde? Gar keine so leichte Frage! Oft ist es schwierig, die Menge des Exsudats einzuschätzen. Zur Beurteilung der Exsudatmenge hat sich der Falanga-Score3 etabliert. Er unterscheidet nach Stufen und kann dabei helfen, im Endeffekt eine geeignete Wundauflage auszuwählen:
Bei chronischen Wunden mit der zumeist persistierenden Entzündungs- / Reinigungsphase kann sich die Exsudatproduktion auch über längere Zeit in jeder der drei Falanga-Stufen befinden. Insbesondere bei Wunden mit starker Ödembildung oder hoher Infektionsbelastung besteht das Risiko für eine sehr ausgeprägte Exsudation. Gelingt es, die Wunde durch eine adäquate Kausaltherapie und die passende lokale Wundbehandlung in die Granulations- und Epithelisierungsphase zu überführen, wird sich auch die Exsudation auf ein physiologisches Maß reduzieren.
Worauf auch zu achten ist: Exsudat ist nicht gleich Exsudat! Konsistenz, Farbe sowie der Geruch können stark variieren von klarem, dünnflüssigem Exsudat ohne Geruch bis hin zum zähflüssigen, blaugrünlichen und übelriechenden Exsudat. Die Beschaffenheit des Exsudats kann einiges über die Wundsituation aussagen. Ein physiologisches “normales“ Wundexsudat ist klar, transparent, honigfarben bzw. bernsteingelb und von wässriger Konsistenz. Ist das Exsudat beispielsweise zähflüssig, rötlich oder blaugrünlich verfärbt und weist es zudem einen üblen Geruch auf, deutet dies auf eine kritische Kolonisation oder bereits eine Infektion hin. Anhand der folgenden Hinweise können Rückschlüsse auf die auslösende Bakterienart gezogen werden:
Da zu viel Exsudat die Wundheilung negativ beeinflussen kann, ist es wichtig, diesbezüglich die Oberhand zu behalten. Hierfür haben sich unter anderem besondere Wundauflagen mit Superabsorber-Kern etabliert, bei dem die Kombination aus Zellstoff und superabsorbierendem Polymer auch unter Druck eine besonders große Saug- und Einschlussfähigkeit besitzt. Die in Deutschland meistverwendete* Superabsorber-Wundauflage ist Zetuvit® Plus von HARTMANN, die vor 15 Jahren auf den Markt kam und bei deren Entwicklung zahlreiche wertvolle Anregungen aus der Praxis Eingang fanden. „Der Vorteil für uns in der Pflege: Wir können die Verbandwechselintervalle und damit auch die Hausbesuche reduzieren. Die Patienten profitieren von einem schmerzarmen Verbandwechsel und brauchen keine Angst mehr vor austretendem Exsudat oder Gerüchen zu haben – das gibt ihnen eine deutlich bessere Lebensqualität“, meint Anja Kuntz, Pflegetherapeutin Wunde ICW e.V. und Leitung Wundmanagement beim Pflegeverbund Strohgäu-Glems gGmbH.
Am Ende bleibt wohl nur noch zu sagen: Egal ob zu wenig oder zu viel Exsudat, mit Hilfe eines guten Exsudatmanagements kann möglichen Schwierigkeiten der Wundheilung vorgebeugt werden.
Fußnote:
* nach Daten von Insight Health Verordnungsdaten 2021, Anzahl der Verordnungen gesamt Superabsorber
Referenzen: