Kopfschmerz, Brain Fog, Fatigue – noch immer ist nicht klar, wo der Ursprung vieler Long- und Post-Covid-Symptome liegt. Kann die Apherese helfen? Die DGN positioniert sich jetzt eindeutig.
Hilft Patienten mit Long oder Post Covid eine Apherese? Da scheiden sich die Geister. Während Einzelfälle dokumentiert sind, in denen die Blutwäsche zu helfen scheint, musste Dr. Eckart von Hirschhausen vor Kurzem für seinen Bericht zur Therapie ordentlich fachliche Kritik einstecken (wir berichteten). Fazit beider Lager ist derzeit wohl: Nichts Genaues weiß man nicht.
Das bestätigt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie jetzt ebenfalls. In einer aktuellen Pressemitteilung raten die Experten derzeit von Apheresetherapien bei Post Covid ab. Der Grund: zu wenige Daten. Zwar seien inzwischen Studien an verschiedenen neurologischen Zentren gestartet, die einen Wirkungsnachweis liefern wollen, doch „[s]olange die Ergebnisse dieser Studien nicht vorliegen, können wir die Immunadsorption nicht empfehlen“, hält DGN-Generalsekretär und Pressesprecher Prof. Peter Berlit fest. Sicherheit, Wirksamkeit und Überlegenheit des Verfahrens seien für das Krankheitsbild Post Covid schlicht nicht ausreichend belegt – und da es sich um ein invasives Verfahren handelt, das Risiken mit sich bringt, sei Vorsicht geboten.
Etabliert ist die Immunadsorption in der Neurologie durchaus; sie kommt z. B. bei Neuromyelitis optica, Myasthenia gravis oder dem Guillain-Barré-Syndrom zum Einsatz. Allerdings erfolge auch hier die Behandlung oft nicht als erster Schritt und sei keinesfalls Standard, betont Berlit. „Selbst bei neuroimmunologischen Krankheiten, bei denen Studien einen Wirkungsnachweis erbracht haben, wägen wir Nutzen und Risiken immer sorgfältig ab. Die Immunadsorption stellt auch bei einigen dieser Indikationen nicht immer die erste Therapie der Wahl dar, sondern kommt oft erst dann zum Einsatz, wenn die Betroffenen auf andere Behandlungen nicht angesprochen haben.“
Zudem lasse sich der Erfolg bei diesen Krankheitsbildern nicht auf COVID-19 übertragen. Denn bisher ist nicht erwiesen, ob die Autoantikörper, die bei einer Apherese aus dem Blut gefiltert werden, überhaupt für die neurologischen Symptome (Kopfschmerz, Brain Fog, Fatigue) von Long oder Post Covid verantwortlich sind. Tatsächlich würde die Behandlung keine oder sogar negative Folgen haben, wenn es nach Theorien geht, die den Ursprung der Symptome in einer Viruspersistenz, der Aktivierung anderer Viren (z. B. EBV), einem Kortisonmangel oder psychischer Erschöpfung sehen. Es bleibt also dabei: Studienergebnisse abwarten.
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